Implantatverlust und Matrix-Metalloproteinasen (MMP): Risikominimierung durch Tetrazykline?
Matrixmetalloproteinasen sind als proteolytische Enzyme (Kollagenasen)
beim Abbau von Kollagen beteiligt, welches u. a. für die Aus-/Umbildung
von Bindegewebsstrukturen, beim Knochenumbau bzw. in der
Knochenneubildung eine Schlüsselrolle einnimmt.
MMPs wurden schon länger als wichtiger Faktor bei der
Parodontitisaktivität identifiziert (1,2). Tetrazykline sind als
Hemmstoff der MMPs lange bekannt, dabei wird die MMP-Aktivität bereits
in Dosierungen gehemmt, die noch nicht antibiotisch wirksam sind. Die
Anwendung von Doxycyclin in der Parodontitisbehandlung in
MMP-hemmender, niedriger Dosierung (SDD) ist vieldiskutiert und erhält
immer mehr Einzug in die zahnärztliche Praxis (1,2).
Die Kenntnis um MMPs und ihre Aktivität bei pathologischen Prozessen in
der Implantologie konnte durch verschiedene Untersuchungen erweitert
werden. Es stellte sich heraus, dass eine erhöhte Aktivität der MMPs
auch signifikant mit Periimplantitis und Frühverlusten verbunden ist
(3,4,5,6). Diese möglichen Parallelen von Periimplantitis und
Parodontitis lassen eine Hemmung der MMPs auch für die Implantologie
als vorteilhaft erscheinen. Allerdings dürften die niedrigen
Verlustraten in der Implantologie im gesunden Knochen kaum zwingende
Argumente zulassen, die den routinemäßigen Einsatz von Antibiotika
energisch fordern.
Ganz anders könnte die Situation beim Risikopatienten aussehen, bei
denen mit einer erhöhten Verlustrate zu rechnen ist. Betrachtet man
insbesondere die MMP-Aktivitäten bei Tabakkonsumenten, so findet man
sogar eine signifikante Induktion von MMP-1 sowie eine verminderte
Produktion von Prokollagen Typ I und III (7). Eine Kausalität mit der
bekannt erhöhten Verlustrate bei Rauchern (8,9) ist sicherlich nicht
rein zufällig, eine postimplantologische prophylaktische Gabe von
Tetrazyklinen (SDD) daher zu diskutieren. Vergleichbare
pathophysiologische Grundlagen, die eine SDD-Prohylaxe bei
implantologischen Eingriffen sinnvoll erscheinen lassen, dürften auch
beim Parodontitispatienten mit hoher Aktivität und bei Patienten mit
Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis vorliegen (10,11). Auch
beim Knochenaufbau dürfte beim Risikopatienten eine MMP-Hemmung zu
überlegen sein.
Die Prophylaxe beim Risikopatienten mit SDD könnte nach Kenntnis über
den Verlauf der typischen MMP-Aktivität bei der Osseointegration von
Implantaten(3) bis zu 4 Wochen sinnvoll sein.
B. Zahedi, Review, implantate.com-update 4/04
Literatur:
1. Reddy MS, Geurs NC, Gunsolley JC: Periodontal host modulation with
antiproteinase, anti-inflammatory, and bone-sparing agents. A
systematic review.
Ann Periodontol. 2003 Dec;8(1):12-37.
2. Ryan ME, Ramamurthy S, Golub LM.: Matrix metalloproteinases and their inhibition in periodontal treatment.
Curr Opin Periodontol. 1996;3:85-96. Review
3. Nomura T, Ishii A, Shimizu H, Taguchi N, Yoshie H, Kusakari H, Hara
K.: Tissue inhibitor of metalloproteinases-1, matrix
metalloproteinases-1 and -8, and collagenase activity levels in
peri-implant crevicular fluid after implantation.
Clin Oral Implants Res. 2000 Oct;11(5):430-40.
4. Kivela-Rajamaki MJ, Teronen OP, Maisi P, Husa V, Tervahartiala TI,
Pirila EM, Salo TA, Mellanen L, Sorsa TA.: Laminin-5 gamma2-chain and
collagenase-2 (MMP-8) in human peri-implant sulcular fluid.
Clin Oral Implants Res. 2003 Apr;14(2):158-65.
5. Santos MC, Campos MI, Souza AP, Trevilatto PC, Line SR.: Analysis of
MMP-1 and MMP-9 promoter polymorphisms in early osseointegrated implant
failure.
Int J Oral Maxillofac Implants. 2004 Jan-Feb;19(1):38-43.
6. Lu SH, Liang X, Xie ZG, Zhang JY, Xu L, Sun HQ.: [Evaluation of
matrix metalloproteinase-9 and tissue inhibitor of metalloproteinase-1
levels in peri-implant sulcular fluid]
Sichuan Da Xue Xue Bao Yi Xue Ban. 2004 Mar;35(2):274-6. [Article in Chinese]
7. YIN, L., A. MORITA und T. TSUJI.: Alterations of extracellular matrix induced by tobacco smoke extract
Archives of Dermatogical Research 292 (2000), 188-194.
8. Esposito M, Hirsch JM, Lekholm U, Thomsen P.: Biological factors
contributing to failures of osseointegrated oral implants. (II).
Etiopathogenesis.
Eur J Oral Sci. 1998 Jun;106(3):721-64.
9. Sennerby L, Roos J.: Surgical determinants of clinical success of osseointegrated oral implants: a review of the literature.
Int J Prosthodont. 1998 Sep-Oct;11(5):408-20.
10. Baker AH, Edwards DR, Murphy G.: Metalloproteinase inhibitors: biological actions and therapeutic opportunities.
J Cell Sci. 2002 Oct 1;115(Pt 19):3719-27.
11. Visse R, Nagase H.: Matrix metalloproteinases and tissue inhibitors
of metalloproteinases: structure, function, and biochemistry.
Circ Res. 2003 May 2;92(8):827-39.

