Zahnschmerzen als Ursache für Zahnverlust

Zahnziehen wegen akuter oder chronischer Beschwerden

Zahnschmerzen gehören zu den unangenehmsten Schmerzerlebnissen überhaupt, das wird jeder bestätigen, der schon mal eine schlaflose Nacht mit einem quälenden Zahn verbracht hat. Schmerztabletten verschaffen nicht immer  die notwendige Linderung.
Wenn auch der Wunsch nach scneller Linderung groß ist, bleibt die Frage: muss deswegen der schuldige Zahn gleich raus?

Zahnschmerzen: Zahnziehen

Kaum auszuhalten: Zahnschmerzen: man will den Zahn raus haben

Zahnerhalt oder Entfernung bei ständigem Zahnweh?

Zahnschmerz-Ursachen

3 potentielle Schmerzursachen in einem Röntgenbild: Wurzelkaries, Wurzelentzündung und Parodontitis mit Knochenabbau und wahrscheinlich erheblicher Zahnlockerung.

Zahnschmerzen alleine sollten eigentlich keinen Grund für eine Zahnentfernung, darstellen, da die Ursachen (Karies, Pulpitis, Parodontitis oder Wurzelentzündung )  allesamt zahnmedizinisch behandelbar sind. Trotzdem werden Zähne aus Schmerzgründen (nicht nur im Notdienst) oftmals entfernt, weil die therapeutischen Möglichkeiten nicht ausgeschöpft werden bzw. die Geduld hierzu nicht aufgebracht wird. In einigen Fällen kann aber auch bei korrekter Therapie keine Schmerzfreiheit erzielt werden. Wenn hier über zu lange Zeit erfolglos gewirkt wurde, erschöpft sich die Bereitschaft von Patient und Behandler weiter zu machen, und der Griff zur Zange ist die letzte Konsequenz.

Pulpitis: akute Schmerzen durch eine Zahnnerv-Entzündung

Als häufigsten ist eine Karies („Loch im Zahn“) die Ursache, dassein Zahn weh tut. Für leichte Beschwerden (insbesondere auf süß und kalt) kann eine Reizung des Zahnnerven (Pulpa) sorgen. Schwerste Symptome werden durch eine irreversiblen Nerventzündung (Pulpitis) hervorgerufen, der Zahnerv schwillt an, kann sich aber im harten Zahn keinen Platz verschaffen. Selbst mit starken Schmerztabletten kämpft man oft ohne Erfolg gegen die Qualen an. Zahnerhalt und Schmerzfreiheit ist dann nur durch eine Wurzelbehandlung (Nerventfernung und Behandlung des Wurzelkanals) zu erzielen. Durch ein Antibiotikum ist bei einer Pulpitis im übrigen keine echte Hilfe zu erwarten.

Entzündung der Zahnwurzel

Auch bei einem bereits abgestorbenen Zahn kann eine Entzündung an der Wurzelspitze für stark Schmerzhaftigkeit (Aufbiß, Druck) sorgen. Die auch apikale Parodontitis genannte Entzündung kann bei Fortschreiten sogar zu einer Vereiterung des Kiefers (z.B. submuköser Abszeß) führen. Eine Antibiotikaeinnahme kann im Notfall durchaus sinnvoll sein und die akute Phase der Entzündung überbrücken. Letztendlich ist für den Zahnerhalt aber eine korrekte Wurzelbehandlung unumgänglich. Wenn bereits eine Wiurzelbehandlung erfolgt ist, ist die Prognose ungünstige. Siehe auch Zahnziehen wegen Wurzelentzündung.

Andere Ursachen für Zahnweh

Die Parodontitis erzeugt meist nur in sehr akuten Phasen und im Rahmen von Vereiterungen (Parodontalabszeß) relevante Schmerzen. Siehe auch Parodontitis und Zahnverlust.
Andere akute Zahnschmerzsituationen z.B. bei Zahnfrakturen oder Überlastungen (Früh- bzw. Vorkontakte) lassen sich letztendlich auf eine Nervreizung bzw. Pulpitis zurückführen.

Karies-Zahnschmerzen-Pulpitis

Tiefe Karies unter einer Krone: Pulpitis sorgt hier für Zahnschmerzen

Chronische Zahnschmerzen

Chronische (dauerhafte) oder rezidivierende (wiederkehrende) Zahnschmerzen können durch eine Pulpareizung (Vorstufe der Zahnnerventzündung=Pulpits) ausgelöst werden. Diese wird meist von einer Überempfindlichkeit gegenüber Kälte und Aufbissempfindlichkeit begleitet. Ursächlich kommen Karies, vorausgegangene Füllungstherapien oder Beschleifen der Zähne zur Überkronung infrage. Auch eine chronische Überlastung eines Zahns kann ursächlich sein.
Eine Pulpareizung kann zwar abklingen, oftmals geht sie aber in eine mehr oder weniger intensive Pulpitis über. Sie kann durch eine Wurzelbehandlung (endondontische Therapie) erfolgreich behandelt werden.
Chronische Zahnschmerzen können auch auf eine schwelende Entzündung eines abgestorbenen Zahnes hinweisen (apikale Ostitis).

Nicht-dentale Ursachen für Zahnschmerzen

Schmerzen an Zähnen können auch Ursachen, die nicht mit den Zähnen selbst im Zusammenhang stehen. Typisch sind hier Schmerzen bei grippalen Infekten „Kopfgrippe“, insbesondere der Oberkieferseitenzähne bei Infekten der Kieferhöhle, der Sinusitis (enge Lagebeziehung zwischen den Wurzelspitzen und dem Kieferhöhlenboden). Hier läuft man durchaus Gefahr, dass ein Zahn unnötigerweise therapiert, im schlimmsten Falle sogar entfernt wird.
Auch Herpes-simplex-Episoden können Schmerzen im angrenzenden Zahnbereich auslösen, genauso wie ein Herpes Zoster (Gürtelrose) des Kiefer-Gesichtsbereichs.

Trigeminus-Neuralgie

Bei der sogenannten Trigeminus-Neuralgie (Tic douloureux), einer einseitigen Erkrankung des 5. Hirnnerven, kommt es zu heftigsten Schmerzattacken im Kieferbereich, die sich typischerweise in Zähne projizieren. Dies führt die betroffenen Patienten meist zu einem Zahnarzt, der aufgrund der starken Schmerzen dann möglicherweise dem Drängen des Patienten nachgibt, den schuldig geglaubten Zahn zu entfernen. Das Ziehen des Zahnes bringt aber natürlich keine Linderung der neurologischen Erkrankung, was die Betroffenen dann erneut in die Zahnarztpraxis führt, um sich diesmal den „richtigen“ Zahn entfernen zu lassen. Als Folge bleibt nicht selten eine komplett zahnfreie Unterkieferseite.

Weitergehende Infos zum Thema Zahn-Kiefer-Gesichtsschmerz finden Sie auf zahnfilm.de.

Bedeutung für eine evtl. Implantatversorgung:

Implantate sind bei dieser Situation grundsätzlich möglich, aber die Schmerzursache sollte sicher geklärt und therapiert sein, bevor eine Implantatversorgung erfolgt.

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Trowbridge H, Review of dental pain—histology and physiology Journal of Endodontics Volume 12, Issue 10, 1986, Pages 445-452
Bender IB, Pulpal Pain Diagnosis—A Review, Journal of Endodontics Volume 26, Issue 3, March 2000, Pages 175-179

 

 

Letzte Aktualisierung am Montag, 20. Mai 2024