Morbus Crohn

Morbus Crohn ist, wie auch Colitis ulcerosa, eine schubweise verlaufende, chronisch-entzündliche Darmerkrankung. Betroffen ist in der Regel der Dünndarm, es kann aber auch den Dickdarm oder beide Darmabschnitte treffen. Da der Mund Teil des Verdauungssystems ist, manifestiert sich M. Crohn auch über die Mundhöhle.

Zeichen von Morbus Crohn im Mund

Betroffene können unter chronischen und schmerzhaften Beschwerden im und um den Mund leiden. Es ist möglich, dass sich Morbus Crohn zunächst nur über die Mundhöhle manifestiert und Darmbeschwerden ausbleiben. Man fasst die oralen Beschwerden, wie sie bei systemischen Erkrankungen wie Morbus Crohn vorkommen, unter dem Begriff der orofazialen Granulomatose (OFG) zusammen. Zu der Gruppe der OFG zählt zum Beispiel auch das Melkersson-Rosenthal-Syndrom.

Wie bei vielen Erkrankungen, ist auch hier der Zahnarzt oft der erste, der Symptome einer übergeordneten Krankheit in Form von Mundproblemen zu Gesicht bekommt.

Mögliche Symptome sind:

  • Zahnfleischschwellungen, -wucherungen, -pseudopolypen,
  • „Pflastersteinrelief“ typisches Erscheinungsbild durch Schwellungen und Fissuren des Zahnfleisches,
  • Zahnfleischentzündungen (ohne erhöhte Taschentiefe),
  • schmerzendes Zahnfleisch,
  • Zahnfleischdefekte, und -wunden mit Abzessbildung,
  • Schwellungen, Rötungen, Ödeme auf und um die Lippen,
  • Erhöhtes Risiko für Parodontitis

Da die Beschwerden auch andere Ursachen haben können, wird man sie ohne Darmbeteiligung zunächst nicht mit Morbus Crohn in Zusammenhang bringen. Das Erscheinungsbild einer orofazialen Granulomatose kann den systemischen Beschwerden eines M. Crohn um Jahre vorausgehen. Dem Zahnarzt fällt hier eine besondere Aufgabe zuteil, weitere Untersuchungen zu verordnen.
Durch eine Blutuntersuchung können erhöhte Entzündungszeichen (CRP) und niedrige Eisen, Vitamin B12 und Folsäurewerte einen Hinweis liefern. Weitere Untersuchungen sind nötig, um eine Diagnose zu stellen.

Morbus Crohn und Parodontitis

Krankheiten mit einer gesteigerten Entzündungsneigung gehen zumeist auch mit einem erhöhten Risiko für Parodontose einher. Eine unbehandelte Parodontitis führt zu einer Verschlimmerung vorhandener Krankheiten (negative Wechselwirkung). Das ist bei vorliegender entzündlicher Darmkrankheit nicht anders. Eine Parodontosebehandlung und regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt, sowie eine gute Mundhygiene sind besonders wichtig, um Schübe und die Zerstörung des Zahnbetts zu vermeiden.

Therapie, Prognose

Morbus Crohn ist nicht heilbar. Die Therapie zielt darauf ab, Beschwerden und Entzündungen zu lindern und die Mechanismen des Immunsystems zu modifizieren. Die Einnahme von Immunsupressiva, eine Ernährungsumstellung und ein gesunder Lebensstil helfen in der Regel, Symptome zu lindern und Schübe zu vermeiden. Bei vielen Betroffenen muss operativ ein Teil des Darms entfernt werden. Bei akuten Beschwerden im Mund können betäubende oder kortisonhaltige Salben gegen die Schmerzen helfen.

Ähnliches Erscheinungsbild, andere Ursache

Die oben genannten Symptome können auch typisch für andere systemische Erkrankungen sein, wie zum Beispiel Colitis ulcerosa oder Morbus Behçet. Ohne Darmbeteiligung kann hinter einer orofazialen Granulomatose eine andere Krankheit stecken, wie zum Beispiel eine Sarkoidose. Auch virale Infekte, verursacht zum Beispiel durch Herpes-Simplex-Viren, können dahinter stecken. Mundprobleme wie Zahnfleischwucherungen können auch als Nebenwirkung bestimmter Medikamente auftreten, zum Beispiel Nifedipin (enthalten in Blutdrucksenkern). Allergien, Vitamin B12- oder Eisenmangel, Reizung durch Zahnprothesen oder Zahnspangen und weitere sind ebenfalls denkbare Ursachen.

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Letzte Aktualisierung am Samstag, 20. Juli 2024