Festzuschuss: Was übernehmen die Krankenkassen bei Zahnersatz und Implantaten?
Zahnlos? Implantatprothese oder festsitzende Implantatbrücke
Zahnersatz-Optionen für den unbezahnten Kiefer
Ca. 60% aller gesetzten Zahnimplantate sorgen dafür, dass Patienten mit einem zahnlosen Kiefer wieder fest und sicher zubeißen können. Am häufigsten betrifft es den Unterkiefer, da hier der Halt einer Vollprothese am schlechtesten ist. Im Oberkiefer ist der Halt eine Vollprothese meist besser. Aber auch hier hat sorgt eine sichere Verankerung mit Hilfe von Implantaten für große Zufiedenheit.
Der zahnlose Kiefer: Erfolgsgeschichte für Implantate
Welche Implantat-Möglichkeiten gibt es beim zahnlosen Kiefer?
Um eine herausnehmbaren Zahnersatz sicher zu verankern, bedarf es mindesten 2 Implantate. Eine Implantatprothese auf 4 Fixturen wird am häufigsten verwendet. Aber auch eine ganz festsitzende Brücke ist heutzutage für jemanden problemlos möglich, der keine Zähne mehr hat. Dafür sind in der Regel 6 Implantate notwendig.
Herausnehmbare Prothesen auf Implantaten
Die Stegversorgung
Stege auf Implantate: erste und bewährteste Versorgung bei Zahnlosigkeit
Bei der Stegprothese werden die Implantate über eine Stegverbindung miteinander starr verbunden, welche dann die Prothesenverankerung durch Einklicken von Klemmelementen auf den Stegen, den sogenannten „Reitern“ sichert. Eine Sofortbelastung einer solchen Versorgung ist aufgrund der hohen Primärstabilität möglich und gilt als wissenschaftlich abgesichert.
Vorteile
Sichere Abstützung, bewährt, Sofortbelastung möglich, gute Kippmeidung (gegen Wackeln/Ablösen bei Hebelwirkung)
Nachteile
Individuelle Haltelemente (teurer), höherer Aufbau (Platzbedarf), Pflegetechnik etwas schwieriger
Mehr zur Stegversorgung auf Implantaten.
Konfektionierte Halteelemente: Locatoren, Kugelkopf-Anker
Kugelkopfanker: preiswerte Haltelemente
Kugelkopfanker oder Locator-Versorgungen für die Fixierung von herausnehmbarem Zahnersatz sind konfektionierte Halteelemente und daher preisgünstiger in der Fertigung. Das nun auch schon lange bewährte Locator-System ist durch leicht und preisgünstig austauschbare Friktionselemente sehr populär geworden, und ist vielleicht im Augenblick am verbreitetsten.
Vorteile
Meist guter Halt gegen Abzugskräfte, kostengünstig, gute Pflegbarkeit
Nachteile
Gute Kippmeidung (gegen Wackeln/Ablösen bei Hebelwirkung) nur bei perfekter Implantatverteilung
Mehr Infos: Locator-System, Kugelkopfanker und Magnet-Verankerungen.
Kosten: siehe weiter unten
Teleskop-Brücke/Teleskopprothese auf Implantaten
Prothesenanteil mit Aussenteleskopen (herausnehmbarer Zahnersatz)
Verschraubte Teleskop-Implantate aus Titan, Gold oder Keramik möglich
Die bei einer Restbezahnung zum klammerfreien Halt einer Prothese entwickelte Teleskop- bzw. Konus- oder Doppelkrone findet auch in der Implantattherapie seine Anhänger. Die Vorteile gegenüber anderen Halteelementen sind:
• extrem sicherer Halt und
• Brücken-ähnliches Gefühl (dem festen Zahnersatz vergleichbar)
Als Nachteil sind die relativ hohen Kosten für Zahnarzt und Labor zu nennen.
Mehr zur Teleskop-Prothese auf Zahnimplantaten.
Kosten: siehe weiter unten
Individuell gefrästes Steg-Geschiebe
Vom Konzept her der Stegversorgung verwandt, aber mit erheblich verstärkter, flächigerer Haltfläche und zusätzlichen individuellen Klemmelementen versehen. Diese Versorgung ist durch den extrem hohen zahntechnischen Aufwand und den entsprechenden Kosten aus der Mode gekommen. Kostenmäßig übertrifft eine solche Konstruktion den Preis für eine festsitzende Versorgung, die dann doch die interessantere Option darstellt.
Mehr zu gefrästen Steg-Geschieben auf Implantaten.
Kosten: siehe weiter unten
Mini-Implantate
Mini-Implantate gelten mittlerweile als bewährte Option, eine Prothese, insbesondere im Unterkiefer, sicher zu fixieren.
Die Vorteile sind:
- kostengünstig
- vergleichsweise geringe Belastung bei der Implantation (minimalinvasiv)
- schnelles Ergebnis durch Sofortbelastung
Die Nachteil sind:
- wenig Flexibilität
- meist noch geringe Bewegung der Prothese unter Belastung
Mehr zur Miniimplantaten.
Miniimplantat mit Kugelkopf zur Prothesenverankerung
Fester Zähne bei Zahnlosigkeit: die Brücke auf Implantaten
Selbst bei völliger Zahnlosigkeit besteht die Möglichkeit, durch Implantate einen völlig festen, d.h. nicht herausnehmbaren Zahnersatz einzusetzen. Standardmässig werden 6-8 Implantate benötigt, um eine stabile, strategisch ausgewogene Abstützung für eine solche feste Brücke zu erhalten.
Natürlich ist auch der Ersatz fehlender Zähne 1:1 durch Implantate möglich, wird aber als nicht mehr vorteilhafte Übertherapie angesehen.
Vorher Klappergebiss, jetzt mit festen Zähnen: früher undenkbar, heute Standard
Nur 4 Implantate für eine feste Brücke
Ein neues, innovatives Konzept ist die feste Brücke auf nur 4 Implantaten: das All-on-4®-Konzept. Hier wurde das implantologische Rad praktisch neu erfunden. 2 schräg eingesetzte Implantate (was früher als Fehler angesehen wurde) im Seitenzahnbereich mit der Spitze nach vorne zeigend nutzen das Knochenangebot derart gut aus, das ein weiteres Probleme mit gelöst werden konnte: ein Knochenmangel im Seitenzahnbereich ist kein Hinderungsgrund mehr für feste Zähne, ein Sinuslift z.B. nicht mehr nötig.
Die festsitzende Brücke verursacht sicherlich die höchsten Kosten für eine Zahnimplantat-Versorgung, liefert aber sicherlich auch den grössten Komfort und das sichere Gefühl des absolut festen Bisses.
Alternative zur Implantatlösung
Die implantatfreie Alternative bei Zahnlosigkeit heißt Vollprothese: viel preiswerter als Implantate und im Oberkiefer durchaus mit guten Chancen auf eine festen Sitz. Im Unterkiefer aber meist unbefriedigend, was den Halt und die Kaufunktion angeht.
Versorgung | Gesamtpreis |
---|---|
4 Mini-Implantate | ca. 3800€ |
2 Implantate Locator/Kugelkopf | 4600-5900€ |
4 Implantate Locator/Kugelkopf | 7700-8700€ |
4 Implantate Stege | 9500-11.500€ |
4 Teleskop-Implantat | ab 13.500€ |
feste Implantatbrücke auf 6 | 14-16.000€ |
Festzuschuss der Krankenkasse bei Zahnlosigkeit: zwischen 522€-700€ je Kiefer und Bonus (Härtefall 870/933€) |
IMPLANTAT-SPEZIALISTEN IN IHRER NÄHE
Weber, H.P. u. Mönkmeyer, U.R., Implantatprothetische Therapiekonzepte, Quintessenz, Berlin 1999
Jiménez-López, Vincente, Orale Rehabilitation bei implantatgestütztem Zahnersatz, Quintessenz Verlags-GmbH Berlin, 1999
Bernd Koeck und Wilfried Wagner, Praxis der Zahnheilkunde – Implantologie, Elsevier, München 2005
Franck Renouard, Bo Rangert, Risikofaktoren in der Implantologie. Klinische Diagnostik, Entscheidungsfindung und Therapie, Quintessenz, Berlin 2006
Malo P, de Araújo Nobre M, Lopes A, Moss SM, Molina GJ., A longitudinal study of the survival of All-on-4 implants in the mandible with up to 10 years of follow-up, J Am Dent Assoc. 2011 Mar;142(3):310-20.
S3-Leitlinie (Langfassung) Implantatprothetische Versorgung des zahnlosen Oberkiefers DGI/DGZMK 2020
Konsensuskonferenz: Neubeschreibung der Indikationsklassen in der Implantologie