1. Blockuntericht zum Curriculum Implantologie des DZOI-ein Teilnehmerbericht
Das neue Curriculum Implantologie des Deutschen Zentrums für orale
Implantologie e.V. (D.Z.O.I.) fand erstmals vom 30.08.04 bis 03.09.04
statt. Der Theorieblock an der Universität Göttingen begann mit der
Begrüßung und Einführung durch Prof. Dr. mult. H.-G. Jacobs, Direktor
für zahnärztliche Chirurgie der Universität Göttingen.
1. Tag
Nach einer Begrüßungsrede durch Prof. Dr. mult. H.-G. Jacobs, Direktor
für zahnärztliche Chirurgie der Universität Göttingen, wurde den
Teilnehmern Herr T. Grosse von der Firma TIOLOX Implants vorgestellt.
Das Unternehmen stellte freundlicherweise das notwendige Equipment für
die Phantomkurse zur Verfügung. Anschließend eröffnete Dr. B. Kirchner
den Unterricht mit der Vorstellung verschiedener Implantat-Systeme. Er
betonte hierbei, dass es für den noch nicht so erfahrenen Kollegen
wichtig sei, sich am Anfang einfacher Fälle anzunehmen. Das perfekte
Implantatsystem gibt es jedoch nicht, so Dr. Kirchner. Jedes System
habe seine Vorteile und natürlich auch seine vermeintlichen Nachteile,
die auch schon teilweise zum Untergang eines Systems geführt hatten.
Den Curriculumsteilnehmern wurden Problemfälle gezeigt, die mit
früheren Implantatsystemen aufgetreten sind. Nach dieser
Standortbestimmung stellte Herr T. Grosse das TIOLOX Implantatsystem
vor. Zusammen mit Dr. Kirchner erklärte er den Teilnehmern das
operative Vorgehen mit dem System, so dass am Nachmittag mit dem
Phantomkurs begonnen werden konnte.
Im Phantomkurs durfte selbstverständlich nicht ohne vorherige Planung
„losimplantiert“ werden. Prof. Engelke stellte das von der Universität
Göttingen entwickelte Programm IMPLAN vor, mit dem dem implantologisch
tätigen Zahnarzt ein sehr einfaches Hilfswerkzeug an die Hand gegeben
werden kann, ohne jedoch die wichtigen Aspekte in der implantologischen
Planung zu vernachlässigen. Am Anfang steht hierbei eine Kurzanamnese,
die über eine etwaige Implantation entscheiden kann. Natürlich spielt
bei der Planung auch der Patientenwunsch eine Rolle. Eine Besonderheit
des IMPLAN Programms ist die zahnbezogene Einteilung des Kieferknochens
beim Vertical Bonemapping nach der ASCI-Klassifikation.
Im Rahmen des e-learnings wurden mit Hilfe der IMPLAN Software
zahlreiche Planungen durch die Kursteilnehmer durchgeführt. Im
praktischen Teil des Phantomkurses wurden mit Hilfe von GOS-Modellen,
sowie der dazugehörigen Röntgen- und Laborschablone, im Unterkiefer im
interforaminalen Bereich je vier Implantate gesetzt.
2. Tag
In einer Life-OP wurde in der sogenannten „weißen Zone“ für die
Kursteilnehmer eine Sinuslift-OP mit der minimal invasiven OP-Technik
(SALSA-Technik) unter Odontoskopkontrolle durchgeführt. Hierbei wird
nur ein kleines Fenster, im Gegensatz zur klassischen Tatum-Technik, im
Bereich des oberen 6ers präpariert, so dass das Paräparationsbesteck
für die Elevation des Sinusepithels gerade hindurchpasst. Im Anschluss
an die OP wurde die Problematik der gleichzeitigen Implantation
erläutert.
Bevor es nachmittags abermals in den Phantomkurs ging, demonstrierte
Frau Dr. S. Sennhenn-Kirchner, welche Möglichkeiten der
osteoplastischen Maßnahmen im Allgemeinen und für die Phantomarbeiten
im Speziellen anwendbar sind. Bei den anschließenden Phantomarbeiten
wurden folgende OP`s am Modell durchgeführt: Ein Sinuslift nach Tatum,
ein Sinuslift nach der SALSA-Technik, ein Bonesprading und simultane
Implantation, eine Augmentation mit Titanmeshes und eine sogenannte
Umkehrosteoplastik.
3. Tag
Am dritten Tag des akademischen Blockunterrichts führte Prof. Engelke
das Auditorium in die 30-jährige Geschichte der Implantologie und die
Prinzipien der Knochenpräparation. Im Anschluss daran gab Frau Dr.
Capobianco einen Ausblick auf die „aktuellen Kurskonzepte“, die die
Universität Göttingen in Argentinien anbietet. Nach dieser
„lateinamerikanischen Exkursion“ folgte die Besprechung und Bewertung
der Phantomergebnisse vom Montag, an welchem jeder vier intraforaminale
Implantate setzte. Zu diesem Zweck wurden vom Modell OPG´s und
transversale Aufnahmen angefertigt. Für jeden Teilnehmer bewertete das
Auditorium die OP-Ergebnisse mit bis zu maximal drei Punkten. In diesem
Zusammenhang wurde die Primärstabilität von Implantaten und die
Möglichkeit der Sofortbelastung diskutiert.
Nach einem Bericht über den aktuellen Stand der Distraktionsosteogenese
wurden augmentative Maßnahmen vorgestellt. In vielen Fällen, so Prof.
Engelke, komme die Implantologie nicht ohne diese Verfahren aus. Zur
Sprache kamen neben der Morphologie der ein- bis mehrwandigen Defekte,
der vertikalen und horizontalen Defizite die verschiedenen
Möglichkeiten der Rekonstruktion. Abgerundet wurde dieser 3. Kurstag
wieder mit einer Stunde e-learning bzw. Planungen von
Implantationsfällen.
4. Tag
Prof. Jacobs eröffnete diesen Seminartag mit einem Vortrag über
Knochenersatzmaterialien. Die verschiedensten Ersatzmaterialien wurden
angesprochen, angefangen bei dem autologen Ersatz bis hin zu den
alloplastischen Materialien. In der Abteilung von Prof. Jacobs wird
jedoch das
Tricalciumphosphat als das Knochersatzmaterial der Wahl eingesetzt. Vor
allem das phasenreine ß-TCP zeigt durch seine verbesserte
Resorptionsrate eine gute Organisation neuen Knochens. Letztendlich
jedoch gibt es auch hier kein Geheimrezept, und jeder
verantwortungsvolle Operateur muss die Entscheidung, welche Materialien
er verwendet, alleine verantworten.
Zur Auflockerung des Kurstages wurden anschließend drei Gruppen
gebildet. Die erste Gruppe begab sich in die Röntgenabteilung, wo OA
Dr. B. Kirchner den Volumentomograph New-Tom demonstrierte. Für
schwierig zu planende Fälle und Extremsituationen erlaubt diese
Röntgentechnik auch Aussagen im dreidimensionalen Bereich. Die Gruppe 2
fand sich bei Prof. Engelke ein, der nochmals die Herstellung der
Röntgen- bzw. Bohrschablone demonstrierte. Die Gruppe 3 hielt sich
derweil in der chirurgischen Ambulanz auf, um die Nachsorge der
implantierten Patienten zu beobachten. Mit OÄ Dr. S. Sennhenn-Kirchner
wurden die Fälle nochmals sowohl klinisch, wie auch röntgenologisch
durchgesprochen.
Der Nachmittag stand ganz im Zeichen der verschiedenen
Indikationsklassen und deren spezielle benötigte Planung vom
Einzelzahnimplantat in der Front über den zahnlosen Kiefer bis zum
stark atrophierten Unterkiefer. Den Abschluss des Tages bildete die
Implantatstatistik. Belegt durch Studien, die mit Hilfe von medline
untersucht wurden und bestimmten geforderten Parametern entsprachen,
konnte für alle Versorgungsformen eine 90%ige Erfolgsquote nach zehn
Jahren festgestellt werden.
5. Tag
Am letzten Tag des akademischen Blockunterrichts des Curriculums
Implantologie ging Prof. Engelke nochmals auf die Problematiken des
Sinuslift ein. Zuvor wurde die Einteilung der Sinusbodenaugmenation
nach Misch durchgesprochen und diskutiert, wann einzeitig und wann
zweizeitig vorgegangen werden sollte.
Natürlich gehört zu einer guten Ausbildung auch das Handling von
Problemen, die nach einer Implantation auftreten können. In diesem
Zusammenhang war ein Schwerpunktthema die Periimplantitis. Frau OÄ Dr.
S. Sennhenn-Kirchner untersuchte im Rahmen einer Studie die
verschiedenen Möglichkeiten – sowohl mechanisch, thermisch, wie auch
chemisch.
Zum Abschluss der Kurswoche stand ein schriftlicher Test an, um den
Lernstoff der Woche zu rekapitulieren und den Wissensstand zu
überprüfen.
Resumée
Für alle Kursteilnehmer war dies sicherlich eine sehr ereignisreiche
Woche. Innerhalb dieser Zeit wurde das ganze Spektrum der Implantologie
mit all seinen Randgebieten beleuchtet, was der Zielsetzung eines
akademischen Curriculum-Teils entsprach. Besonders faszinierend
erschien mir der Phantomkurs. Das Ausprobieren an den Modellen ist sehr
realitätsnah. Im Namen aller Teilnehmer möchte ich mich an dieser
Stelle bei dem gesamten Göttinger Team bedanken, dem wirklich nichts zu
viel war, und es schaffte bereits nach kurzer Zeit eine richtig
familiäre Atmosphäre unter den Teilnehmern zu schaffen, wie es eben
auch beim D.Z.O.I. so üblich ist.
Ein Teilnehmer-Bericht von Dr. Sven Hotz, Stetten

