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Implantate und Autoimmunerkrankungen - MS

delia1724
delia1724

liebe leser des forums,

ich möchte euch von meinen erfahrungen mit einer autoimmunerkrankung (ich bin 51 jahre alt und habe seit 33 jahren ms, voll gehfähig, arbeitend) und titanimplantaten berichten. vielleicht kann der eine oder andere von euch davon profitieren.

vor drei jahren ließ ich mir sieben implantate setzen (vier im oberkiefer, drei im unterkiefer). zwei im ok verlor ich nach ein paar wochen, da sie statt im knochen in der nase, bzw., im nasenwinkel standen; der rest schien soweit in ordnung zu sein.

vor der implantation hatte ich beim imd berlin/dr. von baehr einen titanstimulationstest, eine effektorzelltypisierung und einen genetischen prädispositionstest/entzündungsneigung machen lassen. die ergebnisse waren unauffällig, also entschloss ich mich zur implantation.

zwei wochen nach der implantation erkrankte ich an einem heftigen ms-schub (der erste seit 15 jahren!) mit neuen herden, der sich sehr lange zeit hinzog.
gleichzeitig pochten und puckerten die implantate ununterbrochen.
irgendwann war der schub vorbei, aber ich nicht wieder gesund. ich kam einfach nicht mehr "auf einen grünen zweig", fühlte mich ständig krank, so, als hätte ich eine grippe.
meine neurologin sah keinen zusammenhang mit der implantation, der zahnarzt und kieferchirurg auch nicht.
mein gefühl sagte mir etwas anderes, aber ich riss mich zusammen. hielt monat für monat und jahr für jahr durch, ignorierte das in drei jahren niemals aufhörende puckern und hielt mich an die aussagen der ärzte: "titan und ms stören sich nicht!"

manchmal bekam ich wirklich angst, ich schaffte meine arbeit kaum noch und lag nur noch erschöpft auf dem sofa und hatte täglich mit der ms zu tun/kämpfen - das war in den jahren vor der implantation nie der fall. ich hatte einfach keinerlei kraft mehr, zudem bekam ich nach ca. eineinhalb jahren auch noch immer weiter zunehmende trigeminusschmerzen (die ich vorher noch nie hatte) im oberkiefer und rechten unterkiefer. sie gingen direkt von den implantaten aus und ließen sich auch durch druck darauf auslösen.
die schmerzen wurden so schlimm, dass auch novalgin nichts mehr ausrichtete und der zahnarzt empfahl mir opiate und lyrica, ein epilepsiemittel, dass schmerzanfälle bereists im gehirn unterdrücken soll. diesen rat fand fand ich nicht hilfreich und auch an der lösung des problems vorbei gehend.
meine wiederholten fragen, ob es nicht doch an den implantaten liegen könnte, verneinte der zahnarzt kategorisch. auf dem röntgenbild, 2 d, sei schließlich nichts zu sehen.

schließlich ging ich, selbst veranlasst, zu einem dvt. es stellte sich heraus, dass die im implantate im uk mit mehreren gewindedrehungen nicht mehr im knochen standen und der knochen sich abgebaut hatte. dieser prozess geht durch minientzündungen vonstatten. im mund selbst waren die implantate ohne befund, sondern "top gepflegt", laut aussage des zahnarztes.
im oberkiefer waren keine knochenveränderungen an den implantaten zu sehen, aber zwei andere kieferchirurgen sagten, dass das nichts bedeuten müssen. es sei nicht häufig, aber bekannt, dass immmunologisch gestörte patienten, schwierig auf implantate reagieren.

derzeit sind vier der fünf implantate bei mir wieder entfernt (das letzte kommt in drei wochen dran), meine trigeminusschmerzen wie weggeblasen und ich habe erstmalig wieder "freie", nicht taube, beine (so wie vor der implantation). es geht mir jeden tag besser, ich gehe wieder spazieren und die kraft kommt fast stündlich zurück.

fazit: ich muss jetzt eine vollprothese tragen, das ist nicht schön und vom komfort nicht annähernd mit den implantaten vergleichbar, aber es ist besser, kraft zu haben und gesund zu sein, als unter dem titan zu leiden.

ich möchte autoimmunerkrankten dringend davon abraten, sich titanimplantate setzen zu lassen; einen überblick über die problematik der immunologischen prozesse bei titan-implantaten gibt es auf der internetseite vom imd berlin und dr. lechner/münchen. das imd bekommt zudem täglich anrufe, in der patienten dieselben beschwerden wie ich schildern - und die zahnärzte das als spinnerei abtun. die erfahrung des imd lautet: sieben von zehn patienten, die sich die implantate wieder entfernen lassen, geht es schnell wieder blendend, bei den restlichen dreien persistieren die beschwerden.

ich möchte wirklich warnen vor titan-implantaten bei autoimmunerkrankungen, mich hätten sie in absehbarer zeit arbeitsunfähig gemacht und in den rollstuhl gebracht - jetzt ist alles fast wieder gut.

ein weiteres problem war übrigens: der kieferchirurg, der mir die implantate gesetzt hat, weigerte sich kategorisch zu entfernen, weil ja "im mund keine entzündung und kein eiter zu sehen ist" und er damit gute arbeit geleistet habe.
so musste ich dann mühsam einen anderen freundlichen, fähigen kollegen suchte, der mir die implantate wieder entfernte.

niemand kann genau sagen, welche immunologischen prozesse sich bei ms und implantaten abspielen und wie sie sich gegenseitig triggern und hochschaukeln.
ich persönlich habe damit eine fast lebensgefährliche erfahrung gemacht, daher plädiere ich dafür, es sich wirklich zehn mal zu überlegen, bevor man sich implantate setzen lässt, bzw, sich im zweifel dagegegn zu entscheiden.

ich hoffe, ich konnte dem ein oder anderen hier helfen oder ihn vor schaden bewahren. jeder darf mich auch gerne privat anschreiben unter bluebell7777 at t minus online punkt de.

herzliche grüße, delia



Phagosom
Mitglied seit 05. 06. 2012
22 Beiträge

Vielen Dank für diesen ausführlichen Bericht! Er verdeutlicht in welchem Dilemma MS-Patienten sich befinden.

Bei der Implantationsplanung sollten Neurologe/Hausarzt und ZA/Chirurg meiner Meinung nach zusammenarbeiten.

Grundsätzlich würde ich MS-Patienten nicht von einem Implantat abraten. Letztendlich bedarf es aber an Erfahrung und zusätzlichem Einfühlungsvermögen, um Patienten mit einer relevanten Grnderkrankung optimal zu versorgen.



barbara Jaenicke
barbara Jaenicke

Sehr geehrte Damen und Herren, möchte gern mehr über Implantate wissen



Prettynose
Prettynose

Vielen Dank für diesen Beitrag! Ich habe mir mittlerweile ein Implantat von Vieren entfernen lassen, weil eine Entzündung unter der Spitze war. Habe eine Überweisung zum Rheumatologen, wegen Verdacht auf Psoriasis Arthritis und befürchte, dass die Implantate den Autoimmunprozess anheizen. Nun stellt sich mir die Frage, ob man statt des Titans auch Implantate aus Vollkeramik verwende könnte? Der Gedanke an eine Zahnprothese ist mir sehr unangenehm.



Shorty11
Mitglied seit 17. 02. 2023
2 Beiträge

Hallo Delia1724,

wäre es möglich mit dir in Kontakt zu treten? Habe zurzeit selbige Erfahrung und extreme Probleme mit Implantaten - Ärzte scheinen es nicht "ernst" zu nehmen sondern, dass meine Symptomatik nicht passt. du schreibst mir aber aus der seele und ich bin gleicher meinung. Ich vermute es würde auch bei mir besser werden OHNE implantate.

Ich wäre dir sehr dankbar über eine Nachricht per Email (deine scheint nicht mehr aktuell zu sein oder zu stimmen?): shorty_shorty11@arcor.de

Mit herzlichen Grüßen
Shorty



Davet
Mitglied seit 14. 11. 2022
15 Beiträge

Interessanter Bericht. Zeigt er, wie wichtig eine Ganzheitliche Betreuung nötig ist.
Bei bereits vorhandenem MS muss ganz klar ein Ganzheitlicher Zahnarzt ran.
MS lässt sich nämlich sehr gut behandeln und ist keine große Sache.

Das wissen Zahnärzte aber so nicht. Auch Allgemeinmediziner nicht.
Ursächliche Ganzheitliche Medizin ist ein Feld, der leider gänzlich Privat zu zahlen ist - weil hier allein in der Labor Diagnostik die Kassen keine Leistungen anbieten (Zusatzversicherung nötig) ..

Es ist traurig, wie Patienten mit Krankheiten ihr Leben bestreiten müssen, erst Recht wenn es Erkrankungen sind, die einfach zu behandeln sind...

Längerfristig, sollten generell Menschen mit Implantaten auf die richtige Mikronährstoffzuführung achten. Ich kann hier jedem Arzt aber auch Patienten ans Herz legen folgende 2 Bücher zu lesen und für sein Tätigkeitsfeld die Dinge mitzunehmen und anzuwenden. Die Erfolgsquoten sind unbestreitbar und fußen auf Aktuellen Forschungsergebnissen nebst Gold Standard Studien.

Mikronährstoff-Beratung Indikationen: Ein Arbeitsbuch- Autor Uwe Gröber
Mitochondrien: Symptome, Diagnose und Therapie - Autor: Dr. med. Dr. med. Bodo Kuklinski



U.Arun
U.Arun

Guten Tag,
Ich möchte mein Bedauern über die Erfahrungen ausdrücken, die Sie gemacht haben.
Zunächst möchte ich einmal darauf hinweisen. Zahnimplantate sind eine beliebte und erfolgreiche Lösung für den Ersatz von fehlenden Zähnen, aber wie bei jeder Operation oder Behandlung gibt es Risiken, Vorteile und Nachteile zu berücksichtigen.
Für Menschen mit Autoimmunerkrankungen wie Lupus, rheumatoider Arthritis oder Morbus Crohn können bestimmte Aspekte der Implantatchirurgie ein höheres Risiko darstellen. Einige Autoimmunerkrankungen können das Immunsystem schwächen und das Risiko von Infektionen erhöhen, was bei der Implantatchirurgie zu Komplikationen führen kann.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass nicht alle Autoimmunerkrankungen gleich sind und dass jeder Patient individuell bewertet werden sollte. Ein erfahrener Zahnarzt oder Implantatchirurg kann eine sorgfältige Anamnese und Untersuchung durchführen, um festzustellen, ob eine Implantatchirurgie sicher und geeignet ist.
Vorteile von Implantaten für Autoimmunkranken sind, dass sie eine langfristige Lösung für den Ersatz fehlender Zähne bieten und im Gegensatz zu anderen Methoden wie Zahnbrücken, die gesunde Zähne beschädigen können, benachbarte Zähne nicht beeinträchtigen. Auch kann der Kieferknochenverlust gestoppt werden, der durch fehlende Zähne entstehen kann.
Die Nachteile von Implantaten bei Autoimmunkranken sind, dass es aufgrund der geschwächten Immunfunktion ein höheres Infektionsrisiko geben kann. Außerdem kann es zu Verzögerungen im Heilungsprozess kommen, was die Belastbarkeit des Implantats beeinträchtigen kann. Auch kann die Notwendigkeit von Antibiotikatherapie vor und nach der Operation bestehen, um das Risiko von Infektionen zu minimieren.
Insgesamt ist es wichtig, dass Menschen mit Autoimmunerkrankungen mit ihrem Zahnarzt oder Implantatchirurgen sprechen und eine sorgfältige Risiko-Nutzen-Analyse durchführen, bevor sie sich für eine Implantatchirurgie entscheiden. In einigen Fällen können alternative Optionen wie Zahnbrücken oder Teilprothesen die bessere Wahl sein.



Thal
Mitglied seit 26. 01. 2023
4 Beiträge

Hallo,
hier meine Erfahrung bezügl. Implantaten und Autoimmunkrankheiten:
Durch meine Autoimmunkrankheit seit 25 Jahren (Zöliakie/Diabetes Typ1), Rheumatoide Arthritis und Epilepsie hatte ich schwere Entzündungen in den Zahnwurzeln.

Vor 2 Jahren habe ich mich mit meinen Ärzten beratschlagt und es wurden Implantate gesetzt. Diese verheilten anstandslos ohne jegliche Probleme und meine Entzündungen im Kiefer sind endlich alle weg.
Lediglich die Kronenanpassung stimmte nicht, aber das wurde auch jetzt neu gemacht.
Ich bin rundum zufrieden und erleichtert.
Viele Grüße
Thal



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