Welche Risiken haben Implantate? Wann sollten man auf Implantate verzichten?
Behandlung der Periimplantitis
Die frühzeitige Diagnose ist ein entscheidender Faktor für die erfolgreiche Therapie einer Periimplantitis. Die Verhinderung der Knochenzerstörung ist wesentlich effektiver als die Möglichkeiten des Knochenaufbaus nach Zerstörung.
Je nach Ursache und Ausmaß der Implantat-Entzündung stützt sich die Behandlung auf 4 Pfeiler:
-
Elimination der Bakterien auf der Implantatoberfläche
- Reinigung
- Desinfektion
- Antibiotikagabe
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Ursachen-/Risikobeseitigung
- Schmutznischen, Rauigkeiten eliminieren
- Belastung und Zahnersatz anpassen
- Implantatpflege optimieren
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Rekonstruktion/Knochenaufbau
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Immunmodulation (nicht abgesichert)
- Unterdrückung der Immunreaktion insgesamt
- Hemmung bestimmter Abbau-Enzyme z.B. (MMP-8)
In aussichtslosen Fällen bleibt nur die Implantatentfernung.
Reinigung der Implantatoberfläche
Moderne Implantatoberflächen sind nicht glatt, sondern rau. Das muss bei der Wahl der Instrumente für die Reinigung des entzündeten Implantats berücksichtigt werden.
Bakteriell besiedelte Implantatoberfläche. Jede Behandlung kommt hier zu spät. Durch Periimplantitis verloren gegangenes Implantat.
Die Stadien der Implantatentzündung: Gesund bis erheblicher Knochenverlust.
Möglichkeiten der Periimplantitistherapie
Moderne Implantatoberflächen sind nicht glatt. Sie haben eine ausgeklügelte (mikro)raue Oberfläche, um die Knochenzellen zur Anlagerung und Osseointegration „einzuladen“. Der Vorteil der rauen Oberfläche bei der Implantateinheilung kann aber zu einem ein Manko werden, da sich auch Bakterien leichter an rauen als an glatten Texturen festsetzen können. Das kann eine periimplantäre Infektion an Zahnimplantaten erleichtern. Wenn es zu eine bakteriellen Besiedlung gekommen ist, dann ist die Entfernung der Keime unstrittiges Ziel der antiinfektiösen Therapie. Als erster Schritt muss eine gründliche Oberflächenreinigung erfolgen. Geeignete Techniken sind:
- spezielle Handinstrumente, Bürstchen und Kelche,
- Airflow/Pulverstrahl
Handinstrumente
Handinstrumente (spezielle Küretten für Implantate, ähnlich denen zur Zahnsteinetfernung) und rotierende Bürsten können zur Reinigung von Implantatoberflächen verwendet werden. Sie sind leicht einsetzbar und für den Patienten kaum belastend. Aber weder Handinstrumente noch Bürsten oder Kelche werden in der Lage sein, auch in den Mikrovertiefungen der Implantatoberfläche eine sichere Reinigungswirkung zu erzielen.
Airflow-/Pulverstrahlreinigung
Die Abstrahlung von Zähnen mit geeigneten Salzen zu Reinigungstzwecken ist eine sehr effektive Routineleistung in der Zahnarztpraxis. Analog können auch kontaminierte Implantatoberflächen gereinigt werden. Da die Periimplantitis aber oft sehr tief unter dem Zahnfleisch liegende Defekte verursacht, war die Reinigung mit Pulverstrahlgeräten nur nach Eröffnung des Zahnfleisches (Aufklappung) effektiv zu steuern. Mittlerweile gibt es aber auch Airflow-Geräte mit speziellen Aufsätzen für den Einsatz unterhalb des Zahnfleisches in tiefen Taschen, ohne dass das Zahnfleisch abgelöst werden muss.
Nachteile: Luft- und Salzeinpressungen ins Weichgewebe (reversibel), theoretische Entzündungsverschleppung in die Tiefe (Antibiotikaprophylaxe zu diskutieren).
Abtrag und Glättung (Beschleifen, rotierende Instrumente)
Die Idee, die Reinigung der Oberfläche mit einer Glättung zu verbinden, soll gleichzeitig die Periimplantitis bekämpfen, die Wiederbesiedlung mit Bakterien erschweren und die Pflege erleichtern. Hierzu werden die befallenen Implantatoberflächen mit einem langen, rotierenden Diamant-Bohrer so lange beschliffen, bis die gesamten (mikro)rauen Anteile geglättet sind. Leider lässt sich hierdurch keine ideale Glättung erzielen, auch ist in Knochennähe ist eine Verletzung nicht ausgeschlossen. Zudem ist die Schwächung des Implantats durch das Beschleifen und Einsprengungen von Titanpartikeln in das Gewebe als nachteilig anzusehen.
Desinfektion der Oberfläche
Nachdem die Implantate von Auflagerungen befreit wurden, ist die Abtötung der noch verbliebenen Bakterien der nächste Therapieschritt. Die Desinfektion ist eine lokale Aufgabe. Es stehen dazu folgende Maßnahmen zur Verfügung
- Desinfizenzien (Lacke, Spüllösungen, Chips)
- Laser
- Photodynamische (Laser-)Therapie (PDT)
- lokale Antibiotika
Antibiotikagabe
Die Verabreichung von Antibiotika hat in der Periimplantitisbehandlung nur geringen Stellenwert. Antitbiotika sind nach oraler Einnahme und Verteilung im Körper nicht in der Lage, die Bakterien auf den Implantatoberflächen zu erreichen und zu eliminieren. Lediglich in dem durchbluteten Knochen können sie ein kurzfristige Wirkung erzielen und bei akuten Entzündungen hilfreich sein. Auf die Ursache haben sie keinen Zugriff.
Wiederaufbau des Knochens
Der durch die Entzündung um das Implantat verloren gegangene Knochen sollte im Idealfall natürlich wieder an Ort und Stelle sein. Es wurde durchaus beobachtet, dass der Körper eine solche Regeneration nach erfolgreicher Oberflächenreinigung und Desinfektion in gewissem Umfang selber erreicht. Die Voraussetzungen hierfür sind aber noch nicht hinreichend geklärt, so dass man eine Knochenregeneration aus sich selbst heraus nicht erwarten darf.
Ein Knochenaufbau nach Periimplantitis kann jedoch mittels Knochenersatzmaterial und gegbenenenfalls Abdeckung mit einer Membran als erfolgreiche Methoden angesehen werden. Vorausgesetzt, dass eine gründliche Reinigung des Implantats und eine sichere Entfernung der Bakterien auf der Oberfläche erfolgt ist. Die Technik entspricht der bei einem Knochenaufbau durch Anlagerung. Eine gesichert gute Prognose ist aber nach heutigem Kenntnisstand gerade bei schweren Fällen bisher nicht zu erreichen.
Kosten der Periimplantitisbehandlung
Ein Implantat ist kein eigener Zahn. Er wurde durch eine Privatleistung eingebracht und bleibt auch in der privaten Verantwortung. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen daher keine Behandlungskosten periimplantärer Infektionen! Die Kosten müssen daher über eine private Abrechnung (Gebührenordnung für Zahnärzte, GOZ) in Rechnung gestellt werden.
Leistung | GOZ-Position | Preisspanne |
---|---|---|
Betäubung | 0090/0100 | 7-10€ |
Glättung geschlossen | 4070/4075 | 13-26€ |
Glättung offen | 4090/4100 | 24-54€ |
OP-Zuschlag offen | 22,50€ | |
Zuschlag Laser | 0120 | 22,50€ |
Material Laser | 25-45€ | |
Rekonstruktive Massnahmen: | ||
Knochenanlagerung | 9090 | 52-79€ |
Knochenblocktransplantat | 9100 | 350-530€ |
Material Knochenaufbau | 70-200€ |
Zur weiteren Information
IMPLANTAT-SPEZIALISTEN IN IHRER NÄHE
Esposito M, Grusovin MG, Tzanetea E, Piattelli A, Worthington HV; Strategien für den Ersatz fehlender Zähne: die Behandlung der Periimplantitis, Cochrane Database of Systematic Reviews 2010, (6). Art. No.: CD004970
N.U. Zitzmann, C. Walter1, T. Berglundh; Ätiologie, Diagnostik und Therapie der Periimplantitis – eine Übersicht. Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift 61(2006)
Tastepe CS, van Waas R, Liu Y, Wismeijer D.; Air powder abrasive treatment as an implant surface cleaning method: a literature review., Int J Oral Maxillofac Implants. 2012 Nov;27(6):1461-73.
Gebührenordnung d. Zahnärzte (GOZ 2012)
Literatursammlung zur Periimplantitis
Leitlinie Behandlung der periimplantärer Infektionen an Zahnimplantaten