Welche Risiken haben Zahnimplantate?

Die Sorge, bei einer Implantatbehandlung könnte etwas “schief gehen“, bestimmt sicherlich die Entscheidung für und gegen ein Implantat mit. Man hört auch immer wieder die Frage, ob das Implantat „abgestoßen“ werden kann. Die Risiken von Zahnimplantaten sind aber überschaubar. Auch die Zahl der Misserfolge ist prozentual gesehen gering.

Zahnimplantation: Implantatbohrung

Bohren: Nerv-Verlauf beachten!

Was kann bei der Implantation passieren?

Wenn der Implantologe sorgfältig arbeitet, sind die Risiken bei einer Implantation im Kiefer gering. Wie bei allen operativen Eingriffen kann es aber zu unbeabsichtigten Verletzungen kommen. Es ist daher wichtig, dass vor der Behandlung über die Risiken der Implantatbehandlung in einem Gespräch aufgeklärt wird. Der Patient muss sein Einverständnis für den Eingriff durch Unterschrift des Aufklärungsbogens dokumentieren.

Zu den Risiken von Implantatbehandlungen zählen:

Nervverletzung

Die Beschädigungen des Unterkiefer-Nerv-Astes im Seitenzahnbereich bei der Zahnimplantation ist vielleicht die bedeutendste Komplikation in der Implantologie. Dabei würde es zum Ausfall des Gefühls in der Lippe auf der betroffenen Seite kommen.

Mehr zum Thema Nervverletzung durch Implantate.

Nervverletzung als Risiko

Ausfall des Gefühls bei einer Nervverletzung im Unterkiefer

Wie kann man das Risiko einer Nervverletzung minimieren?

Durch sorgfältige Diagnostik (gegebenenfalls DVT, CT) und Planung z.B. mit kurzen Implantaten sind Nervverletzungen des N. alveolaris sicher vermeidbar. Empfohlen wird auch ein intraoperatives Zwischenröntgen. Hier kann durch eine in die Implantat-Vorbohrung eingesetzte Mess-Schablone (Titanstift mit Längenmarkierungen) der Abstand zum Nerv kontrolliert werden. Das erhöht die Sicherheit.

Kieferhöhlenverletzung

Im Oberkiefer-Seitenzahnbereich ist Knochenmangel unterhalb der Kieferhöhle ein sehr häufiges Problem. Wenn man einen Sinuslift vermeiden will und  kurze Implantate wählt, muss man aber den Knochen in voller Länge nutzen. Das Risiko, beim Bohren den Kieferhöhlenboden zu perforieren ist dabei groß. Dies ist zwar nur im Falle einer Kieferhöhlenentzündung akut problematisch, allerdings sollte das gesetzte Implantat am besten nicht in die Kieferhöhle ragen.

Kurzes Implantat

Kurzes Implantat zur Vermeidung einer Kieferhöhlenverletzung

Wie kann man eine Kieferhöhlenverletzung vermeiden?

Planung eines Sinuslifts (Anheben des Kieferhöhlenbodens).

Genaue Planung des zur Verfügung stehenden Knochenangebots unterhalb der Kieferhöhle z.B. über DVT, CT). Festlegen der Bohrlänge, gefühlvolles Bohren, intraoperatives Zwischenröntgen für eine Überprüfung der Bohrlänge zum Sinusboden. Vorsichtiges Austasten des Bohrlochs. Bei Peroforation (Anbohren der Kieferhöhle)  Entscheidung ob kürzeres Implantat oder interner Sinuslift.

Mehr zum Thema Kieferhöhlenverletzung.

Beschädigung einer Zahnwurzel

Wenn neben einem Zahn implantiert wird, kann es zu einem Anbohren der Wurzel dieses Nachbarzahns kommen. Das kann dann passieren, wenn die Nachbarzahnwurzel in den Implantatbereich reinragt und/oder die Bohrrichtung ungünstig gewählt wurde. Geringe Wurzelverletzungen heilen in der Regel folgenlos aus.

Zahnwurzelverletzung

Wurzelverletzung durch ein Implantat im Röntgenbild

Wie kann man eine Wurzelverletzung vermeiden?

Sorgfältige Diagnostik, Bohrschablone. Bei Platzmangel zwischen 2 Wurzeln: durchmesser-reduzierte Implantate; intraoperatives Zwischenröntgen für eine Überprüfung der Lagebeziehung von Bohrrichtung und Zahnwurzel.

Ausführliches über Wurzelverletzungen.

Nasenbodenverletzung

Bei geringer Knochenhöhe im Oberkiefer-Frontzahnbereich kann der Nasenboden bei zu langer Bohrlänge durchbrochen werden. Dies führt nicht zu einem bleibenden Schaden. Allerdings sollte das Implantat innerhalb des Knochens platziert werden und nicht über diesen hinausragen, sonst kann es zu einem unangenehmen Gefühl im Bereich des Nasenbodens kommen.

Wie kann man eine Verletzung des Nasenbodens umgehen?

Gefühlvolles Bohren sollte anzeigen, ob die Knochengrenze erreicht wurde. Intraoperatives Zwischenröntgen für eine Überprüfung der Bohrlänge zum Nasenboden.

Mehr zum Thema Nasenbodenverletzung.

Perforation des Knochens

Eine falsche Bohrrichtung kann zur Folge haben, dass man mit der Bohrerspitze aus dem Kieferknochen zungen- oder lippenseitig ins Weichgewebe austritt. Durch Korrektur der Bohrrichtung kann das Implantat noch korrekt platziert werden. Der Defekt kann folgenlos ausheilen. Zungenseitige Perforationen haben aber das Risiko, dass es zu Blutungen kommen kann.

Wie kann man eine Knochenperforation vermeiden?

Sorgfältige Orientierung mit Abtasten der Kieferkontur insbesondere im Unterkiefer zungenseitig. Austasten der Bohrung. Vorab DVT mit 3D-Bohrschablone in schwierigen Fällen.

Misserfolg - Implantation nicht erfolgreich

Natürlich ist die nicht erfolgreiche Implantation auch ein Risiko. Es kann während der Operation festgestellt werden, dass zu wenig Knochen vorhanden ist oder dieser zu weich ist (zu dünne Knochenstruktur), um ein Implantat zu verankern. Auch kann eine noch nicht ausgeheilte Entzündung das Einbringen des Implantats verhindern. Fehler bei der Implantatbohrung können für eine nicht ausreichende Stabilität des Implantats sorgen.

Wodurch kann man einen Implantat-Misserfolg vermeiden

Sorgfältige Diagnostik, Planung und Durchführung. Für die letzten 1-2% gibt es kein Rezept.

Mit welchen Risiken bzw. Komplikationen muss ich nach einer Implantation rechnen?

Zu den Frühkomplikationen im postoperativen Verlauf gehören:

Schmerzen

Am gleichen Tag ist ein mäßiger Wund-Knochenschmerz typisch, der sich durch einfache Schmerzmittel bekämpfen lässt und am nächsten Tag abklingen sollte. Anhaltende oder sogar sich steigernde Schmerzen können auf einen gestörten Heilprozess bzw. eine Entzündung hinweisen.

Wodurch kann man postoperative Schmerzen gering halten?

Atraumatisches (feinfühliges) Operieren. Korrektes Drehmoment beim Einschrauben des Implantats. Infektionsprophylaxe durch perioperative Antibiotikagabe, Kühlung postoperativ, rechtzeitig Analgetika.

Mehr über Schmerzen durch Zahnimplantate.

Schwellung

Nach jedem chirurgischen Eingriff reagiert das Weichgewebe mit einer Schwellung als Zeichen für eine höhere Aktivität und gestörten Flüssigkeitsaustausch in der OP-Region. Nach einem Knochenaufbau kann eine Schwellung über längere Zeit anhalten. In den ersten Tag hilft Kühlung.

Wodurch kann man eine postoperative Schwellung verringern?

Atraumatisches, minimal-invasivies Operieren. Die Gabe von Kortison perioperativ kann Schwellungen unterdrücken, ist medizinisch aber nicht unumstritten. Kühlung, Schonung.

Wundheilungsstörung, Entzündung

Nicht immer verläuft eine Heilung perfekt. Bakterien in der Mundhöhle können sich in der Wunde ansiedeln. Wundränder können schlecht durchblutet sein und absterben. Insbesondere bei Rauchern sind Wundheilungsstörungen häufiger. Ein Aufgehen der Nähte kann einen Knochenaufbau gefährden oder zu Knochenverlust führen. Eine tiefe Wundinfektion kann zu einer Implantatentzündung (Periimplantitis) mit Knochenabbau oder sogar frühem Implantatverlust führen.

Was kann man gegen Wundheilungsstörungen tun?

Sorgfältiger spannungsfreier Wundverschluss. Desinfizierende Mundspüllösungen postoperativ. Eine prä-/perioperative Antibiotikaprophylaxe senkt das Risiko für eine Entzündung. Die postoperative Gabe ist weniger effektiv. Nicht Rauchen!

Mehr dazu im Kapitel postoperative Komplikationen (Frühkomplikationen).

Allergie und Unverträglichkeit gegenüber Titan-Implantaten

Die Verträglichkeit von Zahnimplantaten aus Titan ist schon länger in der Diskussion. Wenn auch eine allergische Reaktion auf Titanimplantate wohl ausgeschlossen scheint, kann es doch bei besonders sensiblen Patienten zu Unverträglichkeitserscheinungen kommen.

Mehr zum Thema Unverträglichkeiten gegen Titan

Was sind die langfristigen Risiken von Implantaten?

Es gibt ein eigenes Kapitel über die langfristigen Probleme mit Implantaten. Die bedeutendsten sind

implantate.com-Fazit:

Es gibt nicht viele Implantatrisiken, Diese müssen aber vorab genau besprochen werden. Nichts vermeidet Komplikationen besser, als eine sorgfältige Diagnostik und eine präzise Behandlung.

Periimplantitis Diagnose

Grösste langfristige Sorge: Die Implantatentzündung

Risiken und Komplikationen eines Knochenaufbaus

Nicht selten wird beim Einsetzen eines Implantats ein Knochenaufbau gemacht, der ganz eigene Risiken in sich birgt:

Das Einbringen von Fremdmaterial (Membran, Metall, Kochenersatzmaterial) und die Vergrößerung des Knochens erschweren die Heilung des Zahnfleischs, so dass es zum Aufgehen der Naht kommen kann. Da sich Fremdmaterial nicht gegen Bakterien wehren kann, besteht das Risiko einer Infektion des Knochenaufbaus mit der Notwendigkeit der Entfernung

Knochenersatzmaterial in der Kieferhöhle

Beim sogenannten Sinuslift wird Knochenersatzmaterial (z.B. Bio-Oss®) eingebracht, das bei einer unbemerkten Verletzung der Schneiderschen Membran in die Kieferhöhle abwandern und zu schweren Entzündungen führen kann.

Mehr über Risiken und Komplikationen eines Knochenaufbaus


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Gibt es auch Zahnersatz-Alternativen die besser sind als Implantate?

Bernd Koeck und Wilfried Wagner, Praxis der Zahnheilkunde – Implantologie, Elsevier, München 2005
Ratajczak, BDIZ EDI, Gutachterhandbuch Implantologie, basic.dent-Verlag 2005
Literatursammlung Risiken und Komliaktionen
Kölner ABC-Risiko-Score, 7.Europäische Konsensuskonferenz des BDIZ-EDI

Letzte Aktualisierung am Donnerstag, 04. Juli 2024