Schliephake, Henning, The role of systemic diseases and local conditions as risk factors, Periodontology 2000, https://doi.org/10.1111/prd.12409 (2022)
Die Integration und langfristige Erfolgsraten dentaler Implantate nutzen die besondere Biologie der Mundhöhle, die eine knöcherne Incorporation eines Biomaterials und dessen langfristige Gesundheit in einem bakterienreichen milieu erlaubt. Das empfindliche Gleichgewicht von Abwehr‑ und Reparaturmechanismen kann durch verschiedene lokale und/oder systemische Faktoren gestört werden, wodurch das Risiko für Implantatverlust bzw. Misserfolgsraten erhöht wird. Lokale Risikofaktoren im Mundraum und systemische Faktoren, die die Mundgesundheit beeinflussen können, beeinträchtigen die Implantatbehandlung in allen Behandlungsphasen durch: (a) Erschwerung chirurgischer Verfahren; (b) Beeinträchtigung der Gewebeheilung nach Implantation bzw. erhöhtes Wundinfektionsrisiko; und (c) Beitrag zur Verschlechterung der langfristigen peri‑implantären Gesundheit und Gewebestabilität. Bei der Evaluation zeigte sich, dass Herz‑Kreislauf‑Erkrankungen in mehreren großen Kohorten nicht als Hauptfaktoren für Implantatverlust identifiziert wurden, gleichwohl können sie die langfristige peri‑implantäre Gesundheit beeinflussen. Osteoporose als solche scheint nicht eindeutig mit erhöhtem Implantatverlust oder gesteigertem marginalen Knochenverlust verbunden zu sein; Medikamente zur Osteoporose‑Therapie (z. B. Bisphosphonate, Denosumab) können jedoch die Osseointegration und das Risiko einer medikamentenassoziierten Kiefernekrose beeinflussen. Diabetes mellitus wirkt pathogenetisch durch gestörte Wundheilung, Makrophagendysfunktion und beeinträchtigte Knochenregeneration; die Evidenz zeigt jedoch keine konsistente Erhöhung von Implantatverlusten in gut kontrollierten Diabetikern, obwohl ein erhöhtes Risiko für peri‑implantäre Entzündungen und marginalen Knochenverlust bei schlechter glykämischer Kontrolle berichtet wurde. Zusammenfassend sind multiple Faktoren und medikamentöse Therapien kritisch zu berücksichtigen, und eine sorgfältige Patientenaufklärung sowie individualisierte Entscheidungsfindung sind erforderlich.
