Peri‑implantitis Klinisches Update zu Prävalenz und chirurgischen Behandlungsergebnissen

Review zu Periimplantitis mit Fokus auf Prävalenz, Risikofaktoren, Diagnostik und Therapieergebnissen, insbesondere der chirurgischen Behandlung. Der Beitrag wertet vor allem klinische Langzeitstudien und systematische Reviews aus und adressiert damit die klinische Frage, wie häufig Periimplantitis auftritt, welche Patienten gefährdet sind und welche Erfolgsaussichten chirurgische Therapien haben.​

Prävalenz und Risikofaktoren

Die Autoren zeigen, dass Periimplantitis je nach Definition, Follow-up-Dauer und Patientenkollektiv in einem zweistelligen Prozentbereich der Implantatträger auftritt. Rauchen, schlechte Mundhygiene, bestehende Parodontitis und ungünstige Prothesenkonstruktionen werden als zentrale Risikofaktoren hervorgehoben, die sowohl das Auftreten als auch die Progression der Erkrankung begünstigen.​

Diagnostisch stützen sich die eingeschlossenen Studien im Wesentlichen auf Blutung und/oder Suppuration bei Sondierung, erhöhte Sondierungstiefen sowie einen röntgenologisch nachweisbaren progressiven Knochenabbau im Vergleich zum Ausgangsbefund. Die Heterogenität der verwendeten Schwellenwerte (z.B. Knochenverlust in mm, Grenzwerte der Taschentiefe) erschwert dabei den direkten Vergleich der berichteten Prävalenzen.​

Chirurgische Therapieergebnisse

Der Review beschreibt resektive, regenerative und kombinierte chirurgische Konzepte, meist nach vorheriger nicht-chirurgischer Vorbehandlung. Resektive Eingriffe mit Dekontamination der Implantatoberfläche und ggf. Osteoplastik führen typischerweise zu einer Reduktion der Sondierungstiefen und Blutung, stabilisieren den Befund aber nicht immer langfristig.​

Regenerative Verfahren mit Knochenersatzmaterialien und Membranen zeigen in ausgewählten, meist intraossären Defekten einen zusätzlichen Zugewinn an Knochenkontakt und teilweise Reosseointegration, bleiben aber hinsichtlich Langzeitstabilität und Standardisierbarkeit limitiert. Kombinierte resektiv‑regenerative Ansätze werden vor allem bei komplexen Defektmorphologien eingesetzt und erreichen kurzfristig günstige klinische Parameter, sind jedoch von vergleichsweise hohen Rezidivraten gekennzeichnet.​

Klinische Implikationen

Langzeitdaten deuten darauf hin, dass trotz initial erfolgreicher chirurgischer Therapie ein relevanter Anteil der Implantate erneut entzündliche Episoden oder weiteren Knochenverlust zeigt, bis hin zum Implantatverlust. Der Artikel betont daher die Notwendigkeit eines strukturierten, risikoorientierten Recalls mit professioneller Biofilmkontrolle sowie strenger Kontrolle modifizierbarer Risikofaktoren, um Rezidive zu begrenzen.​

Für die Praxis hebt der Review hervor, dass die Indikation zur chirurgischen Periimplantitistherapie individuell gestellt werden sollte, unter Berücksichtigung von Defektmorphologie, Implantatposition, restaurativem Design und Patientencompliance. Insgesamt unterstreicht der Beitrag, dass chirurgische Verfahren zwar klinische Parameter verbessern und einzelne Implantate erhalten können, die Prognose aber stark von patienten- und implantatspezifischen Faktoren sowie einer konsequenten Langzeitnachsorge abhängt.

Andrea Roccuzzo, Alexandra Stähli, Alberto Monje, Anton Sculean, Giovanni E. Salvi, Periimplantitis: a clinical update on prevalence and surgical treatment outcomes Journal of Clinical Medicine, (2021) , https://doi.org/10.3390/JCM10051107

Letzte Aktualisierung am Donnerstag, 04. Dezember 2025