Noch immer gibt es keine eindeutigen Richtlinien zur Verwendung von autologem Knochen oder Knochenersatzmaterial. Der Zweck der Übersichtsarbeit war es, die aktuelle Literatur unter der Fragestellung zu sichten, ob und ggf. welche Vorteile bei der Verwendung von autologem Knochen im Vergleich zu Knochenersatzmaterial bei der Sinusbodenelevation vorliegen. Von zentralem Interesse war, in wie weit autologer Knochen bei der Sinusbodenelevation im teilbezahnten oder zahnlosen Kiefer hinsichtlich der Implantat-Überlebensraten, der Patienten-Morbidität, der Sinusitis-Entstehung, dem Verlust des Transplantates, der Kosten und des Infektionsrisikos gegenüber Knochenersatzmaterialien überlegen sind. Die Einschlusskriterien erfüllten 21 Artikel. Das höchste Evidenzniveau wiesen prospektive Kohortenstudien auf.
Die deskriptive Analyse der Evidenztabellen zeigte, dass die Wahl des Aufbaumaterials auf den Behandlungserfolg, auf mögliche Komplikationen oder die Überlebensraten der Implantate keinen Einfluss zu haben schien. Zusammenhänge zwischen der Art des Aufbaumaterials und der Dauer der Einheilungsphase, einem einzeitigen oder zweizeitigen Vorgehen, die Resthöhe des Alveolarkamms, eine vorhandene Sinusitis und Transplantatverlust waren ebenfalls nicht erkennbar. Drei Studien wiesen auf eine Spendermorbidität nach der Entnahme autologen Knochens hin. Die Entnahme von Beckenkammtransplantaten erforderte in einigen Fällen eine Einweisung ins Krankenhaus und eine Entnahme des Transplantates unter Vollnarkose. Außerdem verlängerte die Knochenentnahme die Operationszeit. Das Infektionsrisiko bei Verwendung von Knochenersatzmaterialien war in keiner der gesichteten Studien Gegenstand der Untersuchung.
Schlussfolgerung: Die vorhandene Evidenz liefert kaum Anhaltspunkte für eine Entscheidung zwischen autologem Knochen oder Knochenersatzmaterial. Es konnte keine Präferenz für eine der beiden Materialarten begründet werden.