Angesichts einer hohen Prävalenz angeborener und besonders erworbener Blutungsstörungen, ihrer Heterogenität und der Vielzahl möglicher Behandlungsstrategien ist eine Übersicht der wissenschaftlichen Daten zu diesem Thema erforderlich, um einen Behandlungsleitfaden für die Fachkräfte zu erstellen. Es wurde eine selektive Literaturübersicht über PubMed zu Artikeln durchgeführt, die orale Chirurgie/zahnärztliche Implantatverfahren bei Patienten mit angeborenen und erworbenen Blutungsstörungen beschreiben. Aus der vorhandenen Literatur wurden potenzielle Risikofaktoren für Blutungskomplikationen extrahiert und präoperative, intra- und postoperative Behandlungsstrategien identifiziert. Die Literaturübersicht zeigt, dass die meisten Blutungskomplikationen bei zahnärztlichen Implantatverfahren bei Patienten mit Blutungsstörungen durch lokale hämostatische Maßnahmen erfolgreich behandelt werden können. Eine sorgfältige präoperative Bewertung, einschließlich einer detaillierten Anamnese und gegebenenfalls Laboruntersuchungen, ist essentiell. Das Absetzen von Antikoagulanzien sollte nur in Absprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen. Lokale hämostatische Maßnahmen umfassen die Verwendung von resorbierbaren hämostatischen Mitteln, Nahtmaterial und Kompression. Ein multidisziplinärer Ansatz mit enger Zusammenarbeit zwischen Zahnarzt, Hämatologen und behandelndem Arzt ist für optimale Behandlungsergebnisse erforderlich.
Heimes, D. (2022). Bleeding disorders in implant dentistry: a narrative review and a treatment guide. International Journal of Implant Dentistry, 8(1), 25.
Link: https://doi.org/10.1186/s40729-022-00418-2