HINTERGRUND: Um das Risiko eines Implantatversagens zu minimieren, werden osseointegrierte Zahnimplantate konventionell in der Heilungsphase nicht belastet. Während der Heilung werden herausnehmbare Prothesen verwendet, jedoch finden viele Patienten diese temporären Prothesen eher unkomfortabel, und es wäre von Vorteil, könnte die Heilungsperiode verkürzt werden, ohne den Implantaterfolg zu gefährden. Heutzutage werden sofort und frühzeitig belastete Implantate gewöhnlich in der Mandibula (Unterkiefer) mit guter Knochenqualität angewendet. Es wäre sinnvoll zu wissen, ob hinsichtlich der Erfolgsraten ein Unterschied zwischen sofort oder frühzeitig belasteten Implantaten verglichen mit konventionell belasteten Implantaten besteht.
ZIELE: Um die Effizienz von (1) sofort (innerhalb einer Woche), frühzeitiger (zwischen 1 Woche und 2 Monaten), und konventioneller (nach 2 Monaten) Belastung osseointegrierter Implantate zu bewerten sowie jener von (2) sofort okklusaler gegenüber nicht-okklusaler Belastung während der Knochenheilungsphase.
SUCHSTRATEGIE: Durchsucht wurden die Datenbanken Cochrane Oral Health Group‘s Trial Register, CENTRAL, MEDLINE und EMBASE. Die manuelle Suche beinhaltete verschiedene Fachzeitschriften der Zahnheilkunde. Die Autoren aller identifizierten Studien, eine Diskussionsgruppe im Internet sowie 55 Hersteller von Zahnimplanten wurden kontaktiert, um unveröffentlichte randomisierte, kontrollierte Studien (RCTs) aufzufinden. Die letzte elektronische Suche wurde am 4. Juni 2008 durchgeführt.
AUSWAHLKRITERIEN: Alle RCTs über wurzelförmige, osseointegrierte Zahnimplantate mit einer weiteren Untersuchung nach 4 Monaten bis zu einem Jahr, welche die gleichen Implantattypen mit sofortiger, frühzeitiger und konventioneller Belastung oder okklusaler sowie nicht okklusaler Belastung verglichen. Die Ergebnisparameter waren: Zahnersatz- und Implantatversagen sowie radiographisch marginale Knochenhöhenveränderungen.
DATENSAMMLUNG UND -ANALYSE: Die Daten wurden von zwei Prüfern unabhängig und in doppelter Ausführung ausgewertet. Für Details zu Randomisierung und Ausschlüssen wurden die Autoren kontaktiert, und auch eine Qualitätsbewertung wurde ausgeführt. Den statistischen Richtlinien der Cochrane Collaborations wurde Folge geleistet.
HAUPTERGEBNISSE: Es wurden dreißig RCTs identifiziert, und 22 Studien mit insgesamt 976 Teilnehmern wurden mit einbezogen. Zwölf Studien verglichen die sofortige mit der konventionellen Belastung, drei die frühzeitige mit der konventionellen, sechs die sofortige mit der frühzeitigen Belastung, und eine mit okklusal belasteten gegenüber nicht-okklusal belasteten Implantaten. Auf Patientenbasis, anstatt einer Implantatbasis, gab es keine statistisch signifikanten Unterschiede bei jedweder der Meta-Analysen.
AUTORENSCHLUSSFOLGERUNGEN: Bei ausgewählten Patienten ist es möglich, Zahnimplantate sofort oder auch frühzeitig nach deren Einbringung erfolgreich zu belasten, obwohl nicht alle Behandler optimale Resultate erzielen mögen. Unklar ist, ob es von Nutzen ist, okklusale Kontakte während der Osseointegrationsphase zu vermeiden.
Trends besagen, dass sofort belastete Implantate häufiger versagen, als die konventionell belasteten, aber seltener als jene mit frühzeitiger Belastung. Wünscht ein Kliniker die frühzeitige Belastung der Implantate wäre es klüger, diese sofort zu belasten (innerhalb 1 Woche), anstatt 1 oder 2 Monate zu warten. Ein hoher Grad primärerer Implantatstabilität (hoher Insertionsdrehmoment) scheint einer der Voraussetzungen für ein erfolgreiches sofortiges/frühzeitiges Belastungsverfahren zu sein. Notwendig sind besser konzipierte RCTs. Diese sollten den CONSORT Richtlinien entsprechen (www.consort-statement.org/).