Soor – lästiger Hefepilz im Mund
Was ist eine orale Candidiasis?
Orale Candidiasis, im Volksmund auch als Mundpilz oder Soor bezeichnet, ist eine Infektion der Mundschleimhaut, die durch übermäßiges Wachstum von Hefepilzen der Gattung Candida verursacht wird. Besonders Candida albicans, ein Pilz, der bei vielen Menschen in geringer Zahl natürlich im Mund vorkommt, kann unter bestimmten Umständen überhandnehmen und zu unangenehmen Beschwerden führen.
Prothesenträger haben ein besonders hohes Risiko, Soor zu entwickeln, denn eine Zahnprothese schafft ein ideales Milieu für Pilzwachstum. Der Raum zwischen Prothese und Mundschleimhaut bietet einen feuchtwarmen Nährboden, in dem sich die Pilze besonders gut vermehren können.

Soor der Lippe und Mundschleimhaut
Wie erkenne ich, dass ich eine Hefepilz-Infektion im Mund habe?
Die Symptome einer oralen Candidiasis können vielfältig sein und variieren in ihrer Intensität. Folgende Anzeichen sollten Sie aufmerksam machen:
- Weißliche, abwischbare Beläge auf der Mundschleimhaut, Zunge oder dem Gaumen, die an geronnene Milch erinnern
- Rötungen und Entzündungen der betroffenen Schleimhautbereiche
- Brennen und Schmerzen im Mundraum, besonders beim Essen von sauren, scharfen oder heißen Speisen
- Veränderter Geschmackssinn oder metallischer Geschmack im Mund
- Mundtrockenheit oder das Gefühl eines „pelzigen“ Mundes
- Rissige Mundwinkel (Perlèche), die schmerzen können
Bei Prothesenträgern zeigt sich häufig eine spezielle Form, die sogenannte Prothesenstomatitis. Dabei erscheint die Schleimhaut unter der Prothese gerötet und kann geschwollen sein. Viele Betroffene spüren dabei erstaunlicherweise kaum Beschwerden, was dazu führen kann, dass die Infektion lange unbemerkt bleibt und sich verschlimmert.
Welche Faktoren begünstigen eine Candida-Infektion im Mund?
Mehrere Faktoren können das Risiko für die Entwicklung einer oralen Candidiasis erhöhen:
Allgemeine Risikofaktoren:
- Geschwächtes Immunsystem, etwa durch chronische Erkrankungen, Stress oder Medikamente wie Kortison
- Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), besonders bei schlecht eingestellten Blutzuckerwerten
- Einnahme von Antibiotika, die das natürliche Gleichgewicht der Mikroorganismen im Mund stören und das Wachstum von Candida-Pilzen begünstigen können
- Rauchen
- übermäßiger Alkoholkonsum
- Mangelernährung oder Vitaminmangel, insbesondere Eisen, Folsäure oder Vitamin B12
- Speichelreduzierung (Xerostomie) durch Medikamente oder Erkrankungen
Spezifische Risikofaktoren für Prothesenträger:
- Unzureichende Prothesenhygiene, die zur Bildung eines Biofilms führt
- Schlecht sitzende Zahnprothese, die zu Reizungen und kleinen Verletzungen führt
- Ununterbrochenes Tragen eines herausnehmbaren Zahnersatzes, besonders nachts
- Alter der Prothese (poröse Oberflächen bieten mehr Anheftungsstellen für Pilze)
- Speichelreduzierung im Alter, die die natürliche Reinigungsfunktion beeinträchtigt
Wie wird eine orale Candidiasis diagnostiziert?
Die Diagnose einer oralen Candidiasis erfolgt in der Regel durch den Zahnarzt oder den Haus- oder HNO-Arzt. Typischerweise reicht die klinische Untersuchung des Mundraums für eine Diagnosestellung aus, besonders wenn die charakteristischen weißlichen Beläge vorhanden sind.
In manchen Fällen kann ein Abstrich der betroffenen Stellen sinnvoll sein, um die Diagnose zu bestätigen und den genauen Erreger zu identifizieren. Dies ist vor allem wichtig, wenn die Infektion auf die übliche Behandlung nicht anspricht oder bei Patienten mit geschwächtem Immunsystem.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Die Behandlung des Soor richtet sich nach der Schwere der Infektion und den jeweiligen Risikofaktoren. Grundsätzlich stehen folgende Therapiemöglichkeiten zur Verfügung:
Medikamentöse Behandlung:
- Antimykotika (pilzhemmende Medikamente):
- Lokale Anwendung: Lutschtabletten, Mundgels oder Spüllösungen mit Wirkstoffen wie Nystatin, Amphotericin B oder Miconazol
- Systemische Anwendung: Bei schweren oder wiederkehrenden Infektionen können oral einzunehmende Antimykotika wie Fluconazol verordnet werden
Spezielle Maßnahmen für Prothesenträger mit Soor:
- Gründliche Prothesenreinigung: Tägliche mechanische Reinigung der Prothese mit speziellen Bürsten
- Desinfektion der Prothese: Einlegen in antimykotische Lösungen oder spezielle Prothesenreiniger
- Prothesenneubau oder -anpassung: Bei schlecht sitzenden oder alten Prothesen
- Prothesenpause: Die Prothese nachts herausnehmen, um die Mundschleimhaut zu entlasten
Begleitende Maßnahmen:
- Verbesserung der Mundhygiene mit regelmäßigem Zähneputzen und Zungenreinigung
- Ernährungsumstellung mit Reduktion von zuckerhaltigen Speisen und Getränken
- Behandlung von Grunderkrankungen wie Diabetes
- Überprüfung der Medikation auf speichelmindernde Nebenwirkungen
Hefepilze im Mund nach Antibiotikaeinnahme
Die Einnahme von Antibiotika stellt einen besonders wichtigen Risikofaktor für die Entwicklung einer oralen Candidiasis dar. Antibiotika bekämpfen Bakterien – darunter auch die nützlichen Bakterien im Mund, die normalerweise das Wachstum von Pilzen in Schach halten. Wenn diese natürliche Barriere geschwächt wird, können sich Candida-Pilze ungehindert vermehren.
Was Sie bei Antibiotikaeinnahme beachten sollten:
- Während einer Antibiotikatherapie sollten Sie besonders auf Ihre Mundhygiene achten
- Bemerken Sie weiße Beläge oder andere Symptome einer Candida-Infektion, informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Zahnarzt
- Probiotische Mundspülungen können helfen, das Gleichgewicht der Mundflora wiederherzustellen
- Besonders Prothesenträger sollten während einer Antibiotikatherapie ihre Prothesen noch gründlicher reinigen
Nicht selten tritt eine orale Candidiasis erst einige Tage nach Beginn einer Antibiotikatherapie auf. Besonders anfällig sind Patienten, die Breitbandantibiotika einnehmen oder bereits mehrere Antibiotikakuren hinter sich haben.
Wie kann man einer oralen Candidiasis vorbeugen?
Präventionsmaßnahmen sind besonders für Prothesenträger von großer Bedeutung, da sie ein erhöhtes Risiko für wiederholte Infektionen haben. Folgende Maßnahmen helfen, einer oralen Candidiasis vorzubeugen:
Allgemeine Prävention:
- Gute Mundhygiene: Regelmäßiges Zähneputzen (mindestens zweimal täglich), Verwendung von Zahnseide oder Interdentalbürsten
- Regelmäßige zahnärztliche Kontrollen, idealerweise alle sechs Monate
- Ausgewogene Ernährung mit ausreichend Vitaminen und Mineralstoffen
- Reduktion von Risikofaktoren wie Rauchen und übermäßigem Alkoholkonsum
- Gutes Management von Grunderkrankungen wie Diabetes
- Besondere Vorsicht bei Antibiotikatherapie:
- Bei Verschreibung eines Antibiotikums Ihren Arzt oder Zahnarzt auf das erhöhte Risiko für eine Pilzinfektion hinweisen
- Während der Behandlung vermehrt auf Anzeichen einer Candidiasis achten
- Eventuell präventive Maßnahmen mit Ihrem Arzt besprechen
IMPLANTAT-SPEZIALISTEN IN IHRER NÄHE
Spezielle Prävention für Prothesenträger:
- Tägliche gründliche Prothesenreinigung:
- Mechanische Reinigung mit spezieller Prothesenbürste und mildem Reinigungsmittel
- Vermeidung von scheuernden Zahnpasten, die die Prothesenoberfläche aufrauen können
- Regelmäßige Anwendung von Prothesenreinigungstabletten oder -lösungen
- Richtige Aufbewahrung der Prothese:
- Die Prothese nachts herausnehmen und in einem sauberen Behälter mit Wasser oder spezieller Reinigungslösung aufbewahren
- Die Prothese vor dem Einsetzen gründlich abspülen
- Regelmäßige Kontrolle und Anpassung der Prothese:
- Bei Druckstellen oder schlecht sitzendem Zahnersatz umgehend den Zahnarzt aufsuchen
- Alte, poröse Prothesen rechtzeitig erneuern lassen
- Mundschleimhaut pflegen:
- Regelmäßige sanfte Massage der Mundschleimhaut zur Förderung der Durchblutung
- Bei Mundtrockenheit zuckerfreie Kaugummis oder spezielle Sprays verwenden
Wann sollte man zum Zahnarzt gehen?
Ein Besuch beim Zahnarzt ist angeraten, wenn:
- Die Symptome einer oralen Candidiasis länger als eine Woche anhalten
- Starke Schmerzen oder Schwierigkeiten beim Essen und Trinken auftreten
- Fieber oder Schluckbeschwerden hinzukommen
- Die Infektion trotz Selbstbehandlung wiederkehrt
- Unsicherheit bezüglich der Diagnose besteht
- Die Prothese nicht mehr richtig passt oder Druckstellen verursacht
implanate.com-Fazit:
Orale Candidiasis stellt besonders für Prothesenträger eine Herausforderung dar. Eine gründliche Prothesenhygiene und regelmäßige zahnärztliche Kontrollen sind die wichtigsten Maßnahmen, um dieser lästigen Infektion vorzubeugen.
Wenn Sie den Verdacht auf eine Candida-Infektion haben, kann Ihr Zahnarzt durch frühzeitige Behandlung nicht nur unangenehme Symptome verhindern, sondern auch Komplikationen vorbeugt und so zu einem gesunden Mundbiotop beitragen.
Sarhan, A. T., Mekkin, A. B., Turki, A. S., & AL-karrem, A. A. (2024). Clinical Features of Oral Candidiasis Among Patients Visiting the Dental Clinics in College of Dentistry, University of Hilla, Babylon, Iraq. International Journal of Pharmaceutical and Bio-Medical Science. https://doi.org/10.47191/ijpbms/v4-i10-03
Tavares, T. S. D. C. (2024). Candidíase oral em usuário de prótese dentária: uma revisão de literatura sobre etiologia, diagnóstico e tratamento. Revista Fisio&terapia., 29(140), 15–16. https://doi.org/10.69849/revistaft/ar10202411271215