Gewebeverlust nach Extraktionen verringern
Implantationen in frische Extraktionsalveolen können den physiologischen Verlust an Kieferknochen allein nicht verhindern. Der Göttinger MKG-Chirurg und DGZMK-Präsident Prof. Dr. Dr. Henning Schliephake zeigte anhand der Literatur, dass der zahnbezogene Bündelknochen in jedem Fall verloren geht. Da in einigen Fällen pathologisch bedingte Defekte hinzu kämen, müsse eine Sofortimplantation mitunter auch mit regenerativen Maßnahmen kombiniert werden. Beides zusammen trage in ausgewählten Fällen dazu bei, dass das Kieferkammvolumen erhalten bleibt.
Schliephake betonte, dass nach Sofortimplantationen das Verhalten insbesondere der Weichgewebe nicht ohne weiteres vorauszusehen sei. Selbst bei dickem Biotyp müsse zum Beispiel bei einem Drittel der Fälle mit einer Rezession des bukkalen Gingivarandes von mehr als einem Millimeter gerechnet werden. Dies sei im ästhetischen Bereich hoch relevant. Daher werde an seiner Abteilung nur in Ausnahmefällen sofort implantiert. „Wer diese Option dennoch wählen will, sollte die Ausgangssituation nach der Zahnentfernung immer sorgfältig evaluieren“, empfiehlt Schliephake.
Der Verlust wertvollen Hart- und Weichgewebes nach Extraktionen ist laut Prof. Dr. Christoph Hämmerle, Zürich, durch geeignete Kamm-erhaltende Maßnahmen zum Teil vermeidbar. Diese könnten als Baustein eines gewebeschonenden Konzepts verstanden werden, das sich zum Beispiel in der Füllungstherapie oder in der festsitzenden Prothetik bereits etabliert hat.
Hämmerle zitierte präklinische und klinische Studien, bei denen das Einbringen von stützendem Knochenersatzmaterial in die Alveole, in Kombination mit freien Schleimhauttransplantaten, zu sehr guten Ergebnisse geführt hat. In einer noch nicht publizierten Studie aus Hämmerles Klinik wurde das Kieferkammvolumen nach unterschiedlicher Therapie der Extraktionsalveolen mithilfe computergestützter Überlagerung verglichen. Mit der oben genannten Technik, alternativ unter Verwendung eines Bindegewebs-Ersatzmaterials anstelle der frei transplantierten Schleimhaut, konnte der Volumenverlust am wirksamsten reduziert werden. Entscheidend könne, so Hämmerle, wie nach Sofortimplantationen, der weichgewebige Verschluss sein.
Eine in Dresden präsentierte systematische Literaturübersicht der DGI bestätigt den Nutzen von kammerhaltenden Maßnahmen nach Extraktionen. Der in Millimeter gemessene horizontale Knochenabbau lässt sich demnach gegenüber der unbehandelten Kontrolle um durchschnittlich 59 Prozent reduzieren, vertikal ist sogar ein Gewinn an Knochenhöhe von 9 Prozent erzielbar. Empfehlungen für einzelne Techniken können aber aufgrund der aktuellen Datenlage noch nicht ausgesprochen werden.
(Autor: Dr. med. dent. Jan H. Koch, Freising für die DGI)
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