Diclofenac erhöht anscheinend Herzinfarktrisiko – Ibuprofen (in der Zahnheilkunde häufig eingesetzt)
Das gängige Schmerzmittel Diclofenac kann das Risiko für Herzinfarkte
um bis zu vierzig Prozent erhöhen. Das schließen zwei australische
Forscher aus der Analyse von über zwanzig großen Studien mit Daten von
insgesamt mehr als 1,5 Millionen Teilnehmern. Andere Wirkstoffe aus der
Gruppe der so genannten nichtsteroidalen Antiphlogistika (NSAID) wie
Ibuprofen oder Naproxen scheinen das Herzinfarktrisiko dagegen nicht
oder kaum zu beeinflussen.
Die beiden Forscher untersuchten in ihrer Studie sowohl die
herkömmlichen NSAIDs als auch die relativ neue Schmerzmittelgruppe der
so genannten Cox-2-Inhibitoren. Zu diesen gehört auch der Wirkstoff
Rofecoxib, der in dem Arthritismedikament Vioxx zum Einsatz kam. Dieses
wurde 2004 vom Markt genommen, nachdem bekannt geworden war, dass es
das Herzinfarktrisiko erhöhen kann. Für ihre Studie durchforsteten die
Wissenschaftler medizinische Datenbanken und wählten für ihre Analyse
schließlich 23 Studien aus, in denen die Daten von mehr als 500.000
Patienten und über einer Million Kontrollpersonen erfasst waren. Das
Ergebnis: Im Vergleich zur Kontrollgruppe, die nicht regelmäßig
Schmerzmittel einnahm, erhöhte Diclofenac bereits in gängigen Dosen das
Herzinfarktrisiko deutlich. Auch die negative Wirkung von Rofecoxib auf
das Herz spiegelte sich in den Daten wider, schreiben die Forscher.
Da Diclofenac weltweit zu den am häufigsten verwendeten Schmerzmitteln
gehört, empfehlen die Forscher dringend, seine Wirkung auf das Herz
genauer zu untersuchen. Für besonders problematisch halten sie in
diesem Zusammenhang die Regulationsvorschriften für Schmerzmittel in
Ländern, in denen Diclofenac nicht verschreibungspflichtig ist. Die
anderen untersuchten Schmerzmittel, darunter das ebenfalls in
Deutschland sehr gängige Ibuprofen und das verwandte Naproxen, hatten
keine derart deutlichen Effekte. Es sei jedoch nicht auszuschließen,
dass auch diese Wirkstoffe einen Einfluss auf das Herz haben, so die
Forscher.
Anlass der Studie war nach Angaben der Wissenschaftler die Entdeckung
der negativen Wirkung von Rofecoxib auf das Herz. Das habe die Frage
aufgeworfen, ob auch die zum Teil bereits seit Jahrzehnten verwendeten
NSAIDs das Risiko für Herzinfarkte erhöhen, da die Wirkungsweise der
beiden Substanzklassen ähnlich ist. Beide vermindern Schmerzen, indem
sie die Produktion von Botenstoffen durch ein Enzym namens Cox-2 am Ort
der Verletzung blockieren. Während die Cox-2-Inhibitoren jedoch so
ausgelegt sind, dass sie ganz gezielt nur dieses Enzym angreifen,
beeinträchtigen viele der älteren NSAIDs zusätzlich eine andere
Cox-Form, die hauptsächlich im Magen-Darm-Trakt vorkommt. Aus diesem
Grund treten bei der Verwendung von herkömmlichen NSAIDs häufig
Nebenwirkungen wie Magenschmerzen und Magenbluten auf.
Patricia McGettigan und David Henry (Universität von Newcastle):
JAMA, Online-Veröffentlichung, DOI: 10.1001/jama.296.13.jrv60011