Zahnimplantate trotz Cortison: Was Patienten wissen sollten

Als Cortison-Patient stellt man sich die Frage, ob Zahnimplantate möglich und risikoarm sind. Diese Sorge ist verständlich und weit verbreitet. Die gute Nachricht: Moderne wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass eine Cortisonbehandlung in den meisten Fällen kein Hindernis für erfolgreiche Zahnimplantate darstellt.

Über eine Million Menschen in Deutschland nehmen dauerhaft Cortison-Präparate ein – bei Rheuma, Asthma, Autoimmunerkrankungen oder anderen chronischen Leiden. Lange galt die Sorge, dass diese Medikamente die Einheilung von Zahnimplantaten behindern könnten. Große Langzeitstudien mit über 6.000 Patienten zeigen jedoch ein überraschend positives Bild.

Cortison (Prednisolon): kein Problem für Zahnimplantate?

Kortison bei Implantatbehandlungen: Die wichtigsten Fakten

Die Kernbotschaft vorweg: Eine Cortisontherapie ist heute keine Gegenanzeige mehr für Zahnimplantate. Studien mit bis zu 31 Jahren Nachbeobachtungszeit belegen sogar, dass Patienten unter Cortisontherapie teilweise bessere Erfolgsraten haben als erwartet.

Warum die Sorge berechtigt schien: Cortison beeinflusst den Knochenstoffwechsel und das Immunsystem – beides wichtig für die erfolgreiche Einheilung von Implantaten. Theoretisch könnte dies die Osseointegration (das Einwachsen des Implantats in den Knochen) beeinträchtigen.

Was die Forschung zeigt: Eine große amerikanische Studie mit über 6.000 Patienten über 31 Jahre fand heraus, dass Cortison-Patienten sogar ein geringeres Risiko für Implantatverluste hatten. Ähnliche positive Ergebnisse zeigten weitere internationale Studien.

Wann sind Implantate bei Cortison-Einnahme nicht möglich?

Implantate sind unter Kortisontherapie fast immer  möglich. Eine individueller Bewertung ist aber nötig, da die Erfolgsaussichten von verschiedenen Faktoren abhängen.

Cortison-Dosis: Meist kein Problem bei normaler Behandlung

Niedrige bis mittlere Dosis (bis 7,5 mg Prednisolon täglich): Die meisten Patienten nehmen Cortison in dieser Dosierung ein. Hier zeigen Studien keine negativen Auswirkungen auf Zahnimplantate. Die Erfolgsraten sind vergleichbar mit gesunden Patienten.

Höhere Dosis (über 20 mg Prednisolon täglich): Bei sehr hohen Dosen über längere Zeit ist eine sorgfältigere Abwägung nötig. Auch hier sind Implantate oft möglich, erfordern aber intensivere Betreuung.

Therapiedauer: Auch Langzeitbehandlung meist unproblematisch

Kurzzeitige Behandlung (wenige Wochen): Völlig unproblematisch für Zahnimplantate.

Langzeittherapie (Monate bis Jahre): Auch bei jahrelanger Einnahme zeigen Studien gute Erfolgsraten. Wichtig ist die Kontrolle der Grunderkrankung und regelmäßige Nachsorge.

Wann kann die Cortisoneinnahme sogar von Vorteil sein?

Überraschend für viele: Cortison kann die Implantateinheilung sogar unterstützen. Die Gründe:

Weniger Entzündung bedeutet bessere Heilung: Die entzündungshemmende Wirkung von Cortison kann die anfängliche Schwellung und Entzündung nach der Implantation reduzieren. Das begünstigt die Einheilung.

Kontrollierte Grunderkrankung: Patienten mit gut eingestellten rheumatischen oder anderen Erkrankungen unter Cortison haben oft bessere Voraussetzungen als Patienten mit unkontrollierten Entzündungsprozessen.

Erfahrene Behandlung: Cortison-Patienten werden meist intensiver betreut, was sich positiv auf den Implantaterfolg auswirkt.

Kennt Ihr Zahnarzt Grunderkrankung und Medikamente?

Wichtige Angaben für optimale Planung:

  • Welches Cortison-Präparat nehmen Sie ein?
  • Wie hoch ist die tägliche Dosis?
  • Seit wann nehmen Sie Cortison?
  • Warum wurde es verschrieben?
  • Welche anderen Medikamente nehmen Sie?

Keine Sorge vor dem Gespräch: Ihr Zahnarzt ist daran gewöhnt, mit Cortison-Patienten zu arbeiten. Je offener Sie sind, desto besser kann er Sie beraten.

Vorbereitung: Kleine Schritte, große Wirkung

Mundhygiene optimieren: Arbeiten Sie an der perfekter Mundhygiene.Sie ist nicht für eine Implantatbehandlung wichtig. Entzündungen im Mundraum stellen ein gesundheitliches Risiko dar.  Eine professionelle Zahnreinigung kann zusätzliche Sicherheit schaffen. Desinfizierende Mundspülungen vor einer OP können ebenfalls hilfreich sein.

Vitamin D kontrollieren lassen: Die Kortisongabe kann den Vitamin-D-Stoffwechsel beeinflussen. Lassen Sie Ihren Vitamin-D-Spiegel überprüfen und gegebenenfalls auffüllen.

Grunderkrankung stabilisieren: Arbeiten Sie mit Ihrem behandelnden Arzt daran, dass Ihre Grunderkrankung optimal eingestellt ist.

So läuft die Behandlung bei Kortisonpatienten ab

Längere Planungsphase: Ihr Zahnarzt wird mehr Zeit für die Planung einsetzen und möglicherweise Rücksprache mit Ihrem behandelnden Arzt halten.

Infektionsschutz: Sie erhalten möglicherweise vorbeugend Antibiotika, um Infektionen zu vermeiden.

Timing beachten: Die Implantation wird so geplant, dass Ihre Grunderkrankung stabil ist.

Die Implantation selbst unterscheidet sich kaum von der bei gesunden Patienten.

Nach der Operation: Intensive Betreuung

Häufigere Kontrollen: Sie werden öfter zur Kontrolle einbestellt – das ist normal und wichtig für den Erfolg.

Professionelle Reinigung: Alle drei Monate sollten Sie zur professionellen Zahnreinigung, um Entzündungen zu vermeiden.

Aufmerksame Selbstkontrolle: Achten Sie auf Anzeichen wie anhaltende Schwellung, Schmerzen oder Blutung und melden Sie diese sofort.

Worauf sollte ich achten? Absolute Hindernisse sind selten!

Sehr hohe Cortison-Dosis: Bei extremen Dosen über lange Zeit kann das Infektionsrisiko steigen.

Zusätzliche Risikofaktoren: Rauchen, Diabetes oder schlechte Mundhygiene können bei Cortison-Patienten problematischer sein.

Akute Krankheitsschübe: Während akuter Schübe Ihrer Grunderkrankung sollte nicht implantiert werden.

Wirkliche Gegenanzeigen:

  • Akute, schwere Infektionen
  • Extrem schlechter Allgemeinzustand

Warnsignale ernst nehmen: Bei Schwellung, anhaltendem Schmerz, Lockerung oder Blutung sofort zum Zahnarzt.

Pflege zu Hause: Besonders wichtig

Entstehen erhöhte Kosten für Kortisonpatienten?

Keine Zusatzkosten wegen Cortison: Die Behandlung kostet nicht mehr als bei gesunden Patienten. Lediglich die häufigeren Nachkontrollen können zusätzliche Kosten verursachen.

Versicherungsschutz: Private Krankenversicherungen und Zahnzusatzversicherungen behandeln Cortison-Patienten meist wie gesunde Patienten. Sprechen Sie vor Behandlungsbeginn mit Ihrer Versicherung.

Alternativen zu Implantaten bei Cortison-Behandlung

Falls in Ihrem speziellen Fall Implantate nicht möglich sein sollten, gibt es bewährte Zahnersatz-Alternativen:

Hochwertiger Zahnersatz:

Brückenlösungen: Wenn noch ausreichend stabile Zähne vorhanden sind, können Zahnbrücken eine gute Alternative sein.

implantate.com-Fazit:

Die wichtigste Botschaft: Lassen Sie sich nicht entmutigen! Moderne wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen klar, dass eine Cortisonbehandlung in den allermeisten Fällen kein Hindernis für erfolgreiche Zahnimplantate darstellt.

Häufige Fragen zu m Thema Zahnimplantate und Cortison

Muss ich Cortison vor der Implantation absetzen? Nein, auf keinen Fall eigenständig absetzen! Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über das optimale Vorgehen.

Heilen Implantate unter Cortison langsamer ein? Nicht unbedingt. Studien zeigen vergleichbare Heilungszeiten bei guter Betreuung.

Sind mehr Nachkontrollen nötig? Ja, anfangs zu empfehlen.

Kann ich alle Arten von Implantaten bekommen? Prinzipiell ja. Das Implantatsystem sollte unabhängig von nach Zahnersatz-Kriterien gewählt werden.

Was passiert, wenn die Cortison-Dosis erhöht werden muss? Informieren Sie Ihren Zahnarzt. Meist ist das kein Problem, erfordert aber engere Kontrollen.

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Letzte Aktualisierung am Donnerstag, 28. August 2025