Zähnepressen

Belastung für Zähne und Kiefer

Zähnepressen ist eine weit verbreitete, aber oft unbemerkte Angewohnheit, bei der die Kiefermuskulatur phasenweise extrem angespannt wird. Beim Zähnepressen handelt es sich um eine parafunktionelle Aktivität, eine CMD (CranioMandibuläre Dysfunktion), bei der die Kaumuskeln phasenweisse stark aktiviert werden, ohne dass dabei die für das Knirschen typischen Schleifbewegungen der Zähne gegeneinander auftreten. Diese Form des Parafunktion kann unbemerkt Schäden anrichten, da sie oft völlig lautlos abläuft und deshalb schwerer zu erkennen ist.

Der wichtigste Unterschied zum Knirschen:

  • Beim Pressen: Statische Anspannung ohne Bewegung
  • Beim Knirschen: Dynamische Reibebewegungen der Zähne

Warum entsteht Zähnepressen?

Es gibt einige Hauptursachen für das Zähnepressen sind vielfältig:

Psychische Faktoren:

  • Stress und Anspannung im Alltag
  • Angststörungen und emotionale Belastungen
  • Psychischer Druck in Beruf oder Privatleben

Weitere Risikofaktoren:

  • Genetische Veranlagung
  • Alkohol- und Drogenkonsum
  • Bestimmte Medikamente
  • Schlafstörungen

Stress gilt als Hauptauslöser – viele Betroffene pressen unbewusst die Zähne zusammen, um mit emotionalen Belastungen umzugehen. Es heisst ja auch in Stresssituationen, dass man „die Zähne zusammenbeissen“ muß.

Beißkraft im Vergleich: normale Biss, Pressen und Zähneknirschen

Situation Durchschnittliche Beißkraft (N) Maximalwerte (N) Kilogramm (kg) Anmerkungen
Normaler Zubiss (Alltag, Kauakt) 250–430 bis 700–900 ca. 25–45 Durchschnittliche Kaubelastung, häufig gemessen im Seitenzahnbereich
Bewusstes Pressen (max.) 400–900 bis 2.000 bis 125 Kurzfristig mögliche Spitzenwerte je nach Individuum
Bruxismus (Knirschen/Pressen, meist nachts) bis ca. 1.700 bis ca. 1.700 bis 170 Besonders hohe Kräfte im Schlaf, da Schutzreflexe fehlen

Erläuterung der Beisskraft-Werte

  • Normaler Biss: Studien zeigen mittlere Werte zwischen 250N und 430N, mit Einzelfällen, die im Seitenzahnbereich (Molaren) bis zu 700–900N erreichen können.

  • Gezieltes Pressen/Jaw Clenching: Hierbei werden die Kräfte maximiert, Werte von über 800N (bis zu ca. 2.000N) sind für kurze Zeit möglich, insbesondere bei jungen und kräftigen Männern.

  • Bruxismus: Im Schlaf (Nächte) können sehr hohe Drücke entstehen, da die natürlichen Schutzreflexe wegfallen. Messungen geben Spitzen von bis zu 1.700N bzw. etwa 170kg an.

Zusammenfassende Bewertung

  • Bei alltäglicher Belastung liegt die durchschnittliche Beißkraft deutlich unter der bei bewusstem Pressen oder unbewusstem Bruxismus.

  • Bruxismus stellt die größte Gefahr für die Zahnsubstanz dar, da häufig über lange Zeiträume mit sehr hohen Kräften gedrückt oder geknirscht wird – teils deutlich mehr als gewöhnlich beim Essen oder bewussten Zusammenpressen.

Symptome und Folgen des unbewussten Zubeissens

Das dauerhafte Pressen kann erhebliche Auswirkungen haben:

Direkte Symptome:

  • Verspannungen der Kiefermuskulatur (besonders des Masseters)
  • Masseterhypertrophie
  • Schmerzen beim Kauen
  • Morgendliche Kieferschmerzen
  • Kopfschmerzen, besonders im Schläfenbereich

Langfristige Folgen:

  • Hypertrophie (Vergrößerung) der Kaumuskeln
  • Kiefergelenksstörungen (CMD/TMD)
  • Zahnverschleiß an den Kauflächen
  • Erhöhte Zahnbeweglichkeit
  • Risse in Zahnfüllungen oder Kronen
  • Schaden am Zahnhalteapparat

Die übermäßige mechanische Belastung kann zu einer Bandscheibenverlagerung im Kiefergelenk oder zu Gelenkschäden führen.

Zähnepressen und Parodontitis

Zähnepressen (z.B. bei Stress oder nachts im Schlaf) ist etwas, das viele Menschen unbewusst tun. Wichtig zu wissen: Das allein führt nicht zu Parodontitis. Diese Zahnbetterkrankung entsteht immer zuerst durch Bakterien im Zahnbelag.

  • Beim starken Zähnepressen wirken große Kräfte auf Zähne und das Zahnfleisch.

  • Der Zahnhalteapparat (Parodont) hält die Kräfte ziemlich gut aus, solange er gesund ist.

Wann wird es gefährlich?

  • Wenn bereits eine Entzündung (Parodontitis) im Mund besteht, kann das zusätzliche Pressen die Probleme verschärfen.

  • Die Kombination aus Entzündung und Überlastung kann dazu führen, dass Zähne schneller locker werden und das Zahnfleisch sich stärker zurückbildet.

 

Diagnose – Wie wird übermässiges Zusammenbeissen der Zähne erkannt?

Die Diagnose ist oft schwierig, da das Pressen meist unbewusst erfolgt:

Klinische Untersuchung:

  • Abtastung der Kiefermuskulatur auf Verspannungen
  • Prüfung der Zahnabnutzung
  • Beweglichkeitstests des Kiefergelenks

Moderne Diagnosemethoden:

  • Intraorale Messgeräte zur Kraftmessung
  • Elektromyografie zur Messung der Muskelaktivität
  • Videoaufzeichnungen im Schlaflabor bei nächtlichem Pressen
  • Automatische Erkennungssysteme mit Beißkraft-Sensoren
Aufbisschiene für Zähnepressen

Aufbisschiene (Knirscherschiene) auch für Pressen zur Entlastung

Behandlungsmöglichkeiten

Die Therapie des Zähnepressens erfordert einen ganzheitlichen Ansatz:

Schutz der Zähne:

  • Aufbissschienen (Okklusionsschienen) zum Schutz vor Abnutzung, insbesondere bei Parodontitis
  • Reduzierung der Muskelaktivität durch Schienentherapie
  • Anpassung der Bisslage bei Bedarf

Stressbewältigung:

  • Entspannungsübungen und Meditation
  • Biofeedback-Training
  • Psychologische Betreuung bei starken Belastungen
  • Stressmanagement im Alltag

Medizinische Therapie:

  • Botulinumtoxin-Injektionen zur Muskelentspannung, insbesondere bei Masseterhypertrophie
  • Physiotherapie für Kiefer und Nackenbereich
  • Schmerztherapie bei starken Beschwerden

Verhaltenstherapie:

  • Bewusste Wahrnehmung der Anspannung
  • Erlernen von Entspannungstechniken
  • Veränderung von Stressmustern

Ein differenzierter Blick aufs Zähnepressen

Interessant ist, dass das Zähnepressen nicht nur schädlich sein muss. Neue Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass es in manchen Fällen eine Art Schutzmechanismus darstellen könnte – eine unbewusste Strategie des Körpers, um mit Stress umzugehen und das vegetative Nervensystem zu regulieren.

Diese Erkenntnis unterstreicht, wie wichtig eine individuelle und differenzierte Behandlung ist, die nicht nur die Symptome bekämpft, sondern auch die zugrundeliegenden Ursachen berücksichtigt.

implantate.com-Fazit:

Zähnepressen ist mehr als nur eine lästige Angewohnheit – es kann ernsthafte Folgen für Zähne, Kiefer und Lebensqualität haben. Eine frühzeitige Diagnose und ganzheitliche Behandlung, die sowohl die körperlichen Symptome als auch die psychischen Ursachen berücksichtigt, ist der Schlüssel zum Erfolg.

Bei Verdacht auf Zähnepressen sollten Sie zeitnah einen Zahnarzt oder Kieferorthopäden aufsuchen, um bleibende Schäden zu vermeiden.

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Letzte Aktualisierung am Dienstag, 22. Juli 2025