Zähnepressen
Belastung für Zähne und Kiefer
Beißkraft im Vergleich: normale Biss, Pressen und Zähneknirschen
Situation | Durchschnittliche Beißkraft (N) | Maximalwerte (N) | Kilogramm (kg) | Anmerkungen |
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Normaler Zubiss (Alltag, Kauakt) | 250–430 | bis 700–900 | ca. 25–45 | Durchschnittliche Kaubelastung, häufig gemessen im Seitenzahnbereich |
Bewusstes Pressen (max.) | 400–900 | bis 2.000 | bis 125 | Kurzfristig mögliche Spitzenwerte je nach Individuum |
Bruxismus (Knirschen/Pressen, meist nachts) | bis ca. 1.700 | bis ca. 1.700 | bis 170 | Besonders hohe Kräfte im Schlaf, da Schutzreflexe fehlen |
Erläuterung der Beisskraft-Werte
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Normaler Biss: Studien zeigen mittlere Werte zwischen 250N und 430N, mit Einzelfällen, die im Seitenzahnbereich (Molaren) bis zu 700–900N erreichen können.
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Gezieltes Pressen/Jaw Clenching: Hierbei werden die Kräfte maximiert, Werte von über 800N (bis zu ca. 2.000N) sind für kurze Zeit möglich, insbesondere bei jungen und kräftigen Männern.
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Bruxismus: Im Schlaf (Nächte) können sehr hohe Drücke entstehen, da die natürlichen Schutzreflexe wegfallen. Messungen geben Spitzen von bis zu 1.700N bzw. etwa 170kg an.
Zusammenfassende Bewertung
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Bei alltäglicher Belastung liegt die durchschnittliche Beißkraft deutlich unter der bei bewusstem Pressen oder unbewusstem Bruxismus.
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Bruxismus stellt die größte Gefahr für die Zahnsubstanz dar, da häufig über lange Zeiträume mit sehr hohen Kräften gedrückt oder geknirscht wird – teils deutlich mehr als gewöhnlich beim Essen oder bewussten Zusammenpressen.
Symptome und Folgen des unbewussten Zubeissens
Das dauerhafte Pressen kann erhebliche Auswirkungen haben:
Direkte Symptome:
- Verspannungen der Kiefermuskulatur (besonders des Masseters)
- Masseterhypertrophie
- Schmerzen beim Kauen
- Morgendliche Kieferschmerzen
- Kopfschmerzen, besonders im Schläfenbereich
Langfristige Folgen:
- Hypertrophie (Vergrößerung) der Kaumuskeln
- Kiefergelenksstörungen (CMD/TMD)
- Zahnverschleiß an den Kauflächen
- Erhöhte Zahnbeweglichkeit
- Risse in Zahnfüllungen oder Kronen
- Schaden am Zahnhalteapparat
Die übermäßige mechanische Belastung kann zu einer Bandscheibenverlagerung im Kiefergelenk oder zu Gelenkschäden führen.
Zähnepressen und Parodontitis
Zähnepressen (z.B. bei Stress oder nachts im Schlaf) ist etwas, das viele Menschen unbewusst tun. Wichtig zu wissen: Das allein führt nicht zu Parodontitis. Diese Zahnbetterkrankung entsteht immer zuerst durch Bakterien im Zahnbelag.
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Beim starken Zähnepressen wirken große Kräfte auf Zähne und das Zahnfleisch.
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Der Zahnhalteapparat (Parodont) hält die Kräfte ziemlich gut aus, solange er gesund ist.
Wann wird es gefährlich?
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Wenn bereits eine Entzündung (Parodontitis) im Mund besteht, kann das zusätzliche Pressen die Probleme verschärfen.
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Die Kombination aus Entzündung und Überlastung kann dazu führen, dass Zähne schneller locker werden und das Zahnfleisch sich stärker zurückbildet.
Diagnose – Wie wird übermässiges Zusammenbeissen der Zähne erkannt?
Die Diagnose ist oft schwierig, da das Pressen meist unbewusst erfolgt:
Klinische Untersuchung:
- Abtastung der Kiefermuskulatur auf Verspannungen
- Prüfung der Zahnabnutzung
- Beweglichkeitstests des Kiefergelenks
Moderne Diagnosemethoden:
- Intraorale Messgeräte zur Kraftmessung
- Elektromyografie zur Messung der Muskelaktivität
- Videoaufzeichnungen im Schlaflabor bei nächtlichem Pressen
- Automatische Erkennungssysteme mit Beißkraft-Sensoren
Aufbisschiene (Knirscherschiene) auch für Pressen zur Entlastung
Behandlungsmöglichkeiten
Die Therapie des Zähnepressens erfordert einen ganzheitlichen Ansatz:
Schutz der Zähne:
- Aufbissschienen (Okklusionsschienen) zum Schutz vor Abnutzung, insbesondere bei Parodontitis
- Reduzierung der Muskelaktivität durch Schienentherapie
- Anpassung der Bisslage bei Bedarf
Stressbewältigung:
- Entspannungsübungen und Meditation
- Biofeedback-Training
- Psychologische Betreuung bei starken Belastungen
- Stressmanagement im Alltag
Medizinische Therapie:
- Botulinumtoxin-Injektionen zur Muskelentspannung, insbesondere bei Masseterhypertrophie
- Physiotherapie für Kiefer und Nackenbereich
- Schmerztherapie bei starken Beschwerden
Verhaltenstherapie:
- Bewusste Wahrnehmung der Anspannung
- Erlernen von Entspannungstechniken
- Veränderung von Stressmustern
Ein differenzierter Blick aufs Zähnepressen
Interessant ist, dass das Zähnepressen nicht nur schädlich sein muss. Neue Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass es in manchen Fällen eine Art Schutzmechanismus darstellen könnte – eine unbewusste Strategie des Körpers, um mit Stress umzugehen und das vegetative Nervensystem zu regulieren.
Diese Erkenntnis unterstreicht, wie wichtig eine individuelle und differenzierte Behandlung ist, die nicht nur die Symptome bekämpft, sondern auch die zugrundeliegenden Ursachen berücksichtigt.
implantate.com-Fazit:
Zähnepressen ist mehr als nur eine lästige Angewohnheit – es kann ernsthafte Folgen für Zähne, Kiefer und Lebensqualität haben. Eine frühzeitige Diagnose und ganzheitliche Behandlung, die sowohl die körperlichen Symptome als auch die psychischen Ursachen berücksichtigt, ist der Schlüssel zum Erfolg.
Bei Verdacht auf Zähnepressen sollten Sie zeitnah einen Zahnarzt oder Kieferorthopäden aufsuchen, um bleibende Schäden zu vermeiden.
IMPLANTAT-SPEZIALISTEN IN IHRER NÄHE
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