Schlafapnoe: gefährliche, nächtliche Atemaussetzer

Die obstruktive Schlafapnoe (OSA) ist eine ernst zu nehmende Schlafstörung, die Millionen von Menschen weltweit betrifft. Charakteristisch sind wiederholte Atemaussetzer während des Schlafes, die zu gefährlichem Sauerstoffmangel und erheblichen Gesundheitsrisiken führen können. Wichtig zu wissen: Nicht jedes Schnarchen ist gefährlich – entscheidend sind Atemaussetzer, die einen Sauerstoffmangel verursachen und eine Behandlung erfordern.

Ist Schnarchen harmlos oder gefährlich?

Harmloses Schnarchen (Rhonchopathie):

  • Kontinuierliche, gleichmäßige Atemgeräusche
  • Keine Atemaussetzer – die Atmung bleibt durchgehend erhalten
  • Sauerstoffsättigung im Blut bleibt normal
  • Hauptsächlich ein soziales Problem für den Bettpartner
  • Keine direkten gesundheitlichen Risiken

Gefährliche Schlafapnoe:

  • Schnarchen mit plötzlichen Atempausen von mindestens 10 Sekunden
  • Sauerstoffabfall im Blut (Hypoxie)
  • Körper muss sich durch Weckreaktionen „selbst retten“
  • Erhebliche Gesundheitsrisiken für Herz, Kreislauf und Gehirn

Das Warnsignal: Partner berichten oft: „Plötzlich hört er/sie auf zu atmen, dann schnappt er/sie erschrocken nach Luft.“ Diese beobachteten Atemaussetzer – nicht die Lautstärke des Schnarchens – sind das entscheidende Kriterium.

Was passiert bei einer Schlafapnoe?

Bei der obstruktiven Schlafapnoe kommt es zu einem teilweisen oder vollständigen Verschluss der oberen Atemwege während des Schlafes. Die Rachenmuskulatur erschlafft, Zunge und Gaumensegel fallen zurück und blockieren den Luftweg. Atemaussetzer von mindestens 10 Sekunden sind die Folge – in schweren Fällen können diese sogar über eine Minute andauern.

Der Körper registriert den Sauerstoffmangel und löst Weckreaktionen aus, um die Atmung wieder in Gang zu setzen. Diese ständigen Unterbrechungen verhindern einen erholsamen Tiefschlaf und führen zu einer Reihe gesundheitlicher Probleme.

Verbreitung und Risikofaktoren

Erschreckende Zahlen: Weltweit sind etwa 936 Millionen Erwachsene von obstruktiver Schlafapnoe betroffen. Die Prävalenz in der Allgemeinbevölkerung liegt zwischen 2 und 14 Prozent, wobei die Raten bei älteren Erwachsenen deutlich höher sind. Besonders alarmierend: Ein Großteil der Betroffenen ist noch nicht diagnostiziert.

Die Hauptrisikofaktoren im Überblick:

Übergewicht: Adipositas ist der bedeutendste Risikofaktor. Fettablagerungen in den oberen Atemwegen verengen diese und erschweren die nächtliche Atmung erheblich.

Anatomische Besonderheiten: Strukturelle Probleme im Kiefer- und Rachenbereich, wie ein zurückliegender Unterkiefer, vergrößerte Mandeln oder eine große Zunge, begünstigen die Entstehung einer Schlafapnoe.

Alter und Geschlecht: Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, Männer sind häufiger betroffen als Frauen.

Lebensstilfaktoren: Alkoholkonsum, Rauchen und die Einnahme bestimmter Medikamente können die Symptome verstärken.

Warnsignal: erschöpft nach dem Schlaf

Eine Schlafapnoe äußert sich durch verschiedene Warnsignale, die oft übersehen oder falsch gedeutet werden. Entscheidend sind nicht die Schnarchgeräusche, sondern die Atemaussetzer!

Nächtliche Symptome:

  • Beobachtete Atemaussetzer – der wichtigste Hinweis!
  • Unregelmäßiges Schnarchen mit plötzlichen Unterbrechungen
  • Luftschnappen oder Erstickungsanfälle
  • Unruhiger Schlaf mit häufigem Aufwachen
  • Nächtliches Schwitzen
  • Mundtrockenheit am Morgen

Tagessymptome:

  • Extreme Tagesmüdigkeit trotz ausreichender Schlafdauer
  • Konzentrationsstörungen und Gedächtnisprobleme
  • Kopfschmerzen am Morgen
  • Reizbarkeit und Stimmungsschwankungen
  • Sekundenschlaf und reduzierte Leistungsfähigkeit

Risiko für Herz-Kreislauf Schäden steigt steil an

Eine unbehandelte Schlafapnoe ist weit mehr als eine nächtliche Ruhestörung – sie kann schwerwiegende Folgen für die Gesundheit haben:

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Das Risiko für Bluthochdruck, Herzinfarkt, Herzinsuffizienz und Schlaganfall steigt dramatisch an. Der ständige Sauerstoffmangel belastet das Herz-Kreislauf-System erheblich.

Stoffwechselstörungen: Schlafapnoe kann zu Insulinresistenz und Typ-2-Diabetes führen. Der gestörte Schlaf beeinflusst wichtige Hormone, die den Blutzuckerspiegel regulieren.

Neuropsychiatrische Probleme: Depressionen, Angststörungen und kognitive Beeinträchtigungen treten häufig auf. Das Unfallrisiko im Straßenverkehr und am Arbeitsplatz steigt durch die Tagesmüdigkeit erheblich.

Erhöhte Sterblichkeit: Studien zeigen eine deutlich höhere Rate an plötzlichem Herztod und eine erhöhte Gesamtsterblichkeit bei unbehandelter Schlafapnoe.

Habe ich eine Schlafapnoe?

Goldstandard Polysomnographie (PSG)

Die Polysomnographie im Schlaflabor gilt als genaueste Diagnosemethode. Über Nacht werden verschiedene Körperfunktionen überwacht:

  • Atemfluss und Atemanstrengung
  • Sauerstoffsättigung im Blut
  • Herzrhythmus
  • Gehirnaktivität und Schlafstadien
  • Muskelaktivität

Heimschlafstudie

Bei bestimmten Patienten kann eine vereinfachte Untersuchung zu Hause durchgeführt werden. Diese ist kostengünstiger, aber weniger genau als die Volldiagnostik im Schlaflabor.

Screening-Fragebögen und Partnerbeobachtung

Spezielle Fragebögen wie die Epworth-Sleepiness-Scale helfen bei der ersten Einschätzung des Schweregrades. Besonders wichtig: Die Beobachtungen des Bettpartners sind oft der erste und wichtigste Hinweis auf eine Schlafapnoe. Smartphone-Apps können erste Hinweise auf Schnarchprobleme geben und zur Dokumentation dienen, eine zuverlässige Diagnose erfordert jedoch immer eine fachärztliche Untersuchung mit professionellen medizinischen Geräten.

Snore-Apps: kann mein Smartphone helfen?

Smartphone-Apps können erste Hinweise auf eine Schlafapnoe geben. Für eine zuverlässige Diagnose ist jedoch eine fachärztliche Untersuchung mit professionellen medizinischen Geräten notwendig.

Vorteile von  Snore-Apps

Erste Hinweise: Apps können tatsächlich lautes Schnarchen und längere Atempausen aufzeichnen und so erste Hinweise auf eine mögliche Schlafapnoe geben.

Niedrigschwelliger Zugang: Viele Menschen nutzen sie als ersten Schritt, bevor sie einen Arzt aufsuchen – was grundsätzlich positiv ist.

Langzeitbeobachtung: Die Apps können über Wochen Muster dokumentieren, die dem Patienten selbst nicht bewusst sind.

Sensibilisierung: Sie schaffen Bewusstsein für das Problem und motivieren oft erst zum Arztbesuch.

Grenzen und Risiken von Snore-Apps:

Keine medizinische Diagnose: Apps können niemals eine professionelle Polysomnographie ersetzen. Sie messen weder Sauerstoffsättigung noch Gehirnaktivität oder andere wichtige Parameter.

Ungenaue Daten: Smartphone-Mikrofone und Sensoren sind nicht für medizinische Messungen kalibriert. Umgebungsgeräusche, Partnergeräusche oder die Position des Handys können die Ergebnisse verfälschen.

Falsche Sicherheit: Ein „unauffälliges“ App-Ergebnis kann Betroffene davon abhalten, bei anhaltenden Symptomen einen Arzt aufzusuchen.

Fehlende Kontextdaten: Apps erfassen nicht die komplexen Zusammenhänge von Schlafstadien, Körperposition, Herzrhythmus etc.

Was soll ich tun?  Die Therapie der Schlafapnoe

CPAP-Therapie: Der bewährte Goldstandard

Die kontinuierliche Überdruckbeatmung (CPAP = Continuous Positive Airway Pressure) gilt als effektivste Behandlung. Ein Gerät erzeugt einen konstanten Überdruck, der die Atemwege offenhält. Die Therapie ist hochwirksam, jedoch variiert die Patientenakzeptanz zwischen 60 und 70 Prozent.

Vorteile:

  • Hohe Wirksamkeit bei allen Schweregraden
  • Sofortige Besserung der Symptome
  • Reduzierung kardiovaskulärer Risiken

Herausforderungen:

  • Gewöhnungsbedürftige Maske
  • Reiseunannehmlichkeiten
  • Regelmäßige Wartung erforderlich

Unterkieferprotrusionsschienen: Die zahnmedizinische Alternative

Seit 2022 Kassenleistung: Die Unterkieferprotrusionsschiene (UPS) ist bei leichter bis mittelschwerer Schlafapnoe eine etablierte Alternative zur CPAP-Therapie. Die individuell angefertigte Zahnschiene hält den Unterkiefer in einer leicht vorgeschobenen Position und verhindert so das Zurückfallen von Zunge und Unterkiefer. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehme die Kosten einer Schnarchschiene.

Funktionsweise: Die zweiteilige Schiene besteht aus je einer Schiene für Ober- und Unterkiefer, die durch ein mechanisches System verbunden sind. Durch die Vorverlagerung des Unterkiefers wird der Rachenraum geweitet und die Atemwege bleiben geöffnet.

Vorteile der Schnarchschiene:

  • Hoher Tragekomfort ohne Störgeräusche
  • Keine Stromversorgung oder Schläuche erforderlich
  • Schlafposition nicht eingeschränkt
  • Auch für Reisen geeignet
  • Höhere Patientenakzeptanz
  • Weniger Nebenwirkungen als CPAP

Voraussetzungen für eine Schienentherapie:

  • Ausreichend gesunde Zähne für stabilen Halt
  • Keine schweren Kiefergelenkprobleme
  • Fachärztliche Verordnung nach Schlafapnoe-Diagnose
  • Zahnärztliche Eignungsprüfung

Chirurgische Therapieoptionen

In speziellen Fällen können operative Eingriffe eine dauerhafte Lösung bieten:

Kiefervorverlagerung: Bei anatomisch bedingter Schlafapnoe kann eine Vorverlagerung von Unter- und Oberkiefer den Rachenraum dauerhaft erweitern.

HNO-Eingriffe: Entfernung vergrößerter Mandeln, Nasenscheidewandkorrektur oder Straffung des Gaumensegels können in ausgewählten Fällen hilfreich sein.

Begleitende Maßnahmen

Gewichtsreduktion: Schon eine Gewichtsabnahme von 10 Prozent kann die Apnoe-Häufigkeit um bis zu 30 Prozent reduzieren.

Schlafhygiene: Regelmäßige Schlafzeiten, Verzicht auf Alkohol vor dem Schlafengehen und Seitenlage können die Symptome lindern.

Unterstützung Schlafposition: Spezielle Hilfsmittel verhindern die Rückenlage, in der die Symptome oft verstärkt auftreten.

Die Rolle des Zahnarztes in der Schlafmedizin

Zahnärzte nehmen eine Schlüsselstellung in der Früherkennung und Behandlung von Schlafapnoe ein. Da bis zu 90 Prozent der Bevölkerung regelmäßig zur zahnärztlichen Vorsorge gehen, aber nur etwa 10 Prozent der Schlafapnoe-Patienten diagnostiziert sind, können Zahnärzte entscheidend zur Verbesserung der Versorgung beitragen.

Screening in der Zahnarztpraxis:

  • Erkennung anatomischer Risikofaktoren
  • Befragung zu Schlafqualität und Tagesmüdigkeit
  • Untersuchung auf Anzeichen von nächtlichem Zähneknirschen
  • Überweisung an Schlafmediziner bei Verdacht

Interdisziplinäre Zusammenarbeit:

Die optimale Behandlung erfordert eine enge Kooperation zwischen Schlafmedizinern, Zahnärzten, HNO-Ärzten und anderen Fachrichtungen.

Prognose und Zukunftsaussichten

Die Zukunft der Schlafapnoe-Behandlung ist vielversprechend. Neue Technologien und Behandlungsansätze werden entwickelt:

Personalisierte Medizin: Genetische Faktoren und individuelle Risikoprofile ermöglichen zunehmend maßgeschneiderte Therapiekonzepte.

Digitale Überwachung: Apps und Wearables unterstützen die Langzeitbeobachtung und Therapiekontrolle.

Innovative Gerätetechnik: Neue CPAP-Systeme und Schienendesigns verbessern den Tragekomfort und die Therapietreue.

Minimal-invasive Verfahren: Neue operative Techniken reduzieren Risiken und Behandlungszeiten.

implantate.com-Fazit:

Die obstruktive Schlafapnoe ist eine häufige, aber oft übersehene Erkrankung mit schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen. Die gute Nachricht: nächtliche Atemaussetzer sind durch Schnarchschienen und Geräte zur Atemunterstützung behandelbar. Die Therapie  kann die Lebensqualität erheblich verbessern und schweren gesundheitliche Schäden vorbeugen.

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Letzte Aktualisierung am Dienstag, 29. Juli 2025