Z.n.Frontzahnimplantaten…Bericht u. Fragen

[C.K. Bremen]

Hallo Forum,

ich habe vor 4 Wochen 2 Frontzahnimplantate am Oberkiefer bekommen und wollte mal schildern, wie ich es empfunden habe. Mir hat es viel geholfen, mich vorher hier zu informieren und ich finde es einen wirklich tollen Service, daß kompetente Kieferchirurgen u. Zahnärzte hier Fragen beantworten – vielen Dank an diese hilfreichen Doctores !

Alle, die sich „ihre“ zukünftige Implantation nicht vermiesen lassen wollen sollten aber lieber nicht weiterlesen… ich fand es nämlich echt schlimm !
Die Implantation war eine richtig langwierige OP, 2 1/2 Stunden auf der harten Liege mit Mundspreizer, dessen Abdrücke am nächsten Tag noch die Lippen verunzierten. Es scheint auch schwierig, bei mir die linke Kieferhälfte richtig örtlich zu betäuben, ich habe sehr viel schmerzhaft gespürt, vor allem am Gaumen beim Nähen.
Bei Z.n. Wurzelspitzenresektion mußte am 2/2 das damals entstandene Knochenfenster durch Knochenentnahme aus der Kinnspitze aufgefüllt werden, wozu der Zahnarzt auch eine speziellen Periostdeckung (aus dem Nasenflügelbereich) gemacht hat, damit er keine Folie verwenden muß. Rechts am Kinn wirkte die Betäubung nicht richtig, so daß 4 der 6 Bohrungen links am Kinn gemacht wurden. Folge: die linken unteren Schneidezähne sind taub, bestätigt im Kältetest – Mist, fühlt sich total blöd an ! Ich hatte 2 Wochen eine gewaltige Schwellung am Kinn und auch jetzt noch erheblichen Druckschmerz. Auch das buccale Zahnfleich fühlt sich wulstig an und überdeckt noch nicht wieder meine empfindlichen Zahnhälse.
An den Implantaten hatte ich erfreulicherweise wenig Schmerzen, nur die Naht am Gaumen war unangenehm, weil da die Übergangsprothese drückt, aber das war o.k. Also ohne diese Knochenentnahme wäre es gut auszuhalten gewesen.

Seit etwa eine Woche nach der OP tritt jetzt ein merkwürdiges Pulsieren auf, und zwar wenn ich mich körperlich anstrenge oder in Kopf-Tief-Lage. Ein ganz leicht schmerzhaftes Klopfen des Pulses, daß ich an den Schrauben lokalisiere und das mich ziemlich irritiert. Mein Zahnarzt hat sowas auch noch nie gehört.

Insgesamt bin ich froh, daß ich vorher nicht wußte, wie lang und schmerzhaft der Eingriff sein würde – ich hätte mir sonst nämlich echt überlegt. Mein Zahnarzt sagte, es sei auch nicht viel schlimmer, als die vereiterten Zähne zu ziehen, was auch schmerzhaft war, weil die Betäubung im vereiterten Gebiet nicht richtig wirkte, aber das konnte ich gut aushalten. Bevor mich jetzt alle für ein Mimöschen mit Zahnarztphobie halten – ich lasse mir kleinere Löcher ohne Lokale bohren und bin schmerzmäßig eher hart im Nehmen. Jetzt habe ich aber echt Angst vor dem Einsetzen der Stifte gekriegt… im Januar ist es soweit.

Meine Fragen an die Doctores hier mit vielem Dank im Vorraus:

1. Haben Sie eine Erklärung für das merkwürdige Pulsieren ? Geht das wieder weg ?

2. Wird das Gefühl in den unteren Zähnen wohl wiederkommen (mein Zahnarzt sagt ja) und kann man weissagen, wie lange das wohl dauert ?

3. Kann es wirklich sein, daß die Lokalanästhesie bei mir auf einer Seite nicht richtig wirkt oder bilde ich mir das alles ein ???

Vielen Dank für Ihre Hilfe und allen, denen die Implantation noch bevorsteht ein gutes Gelingen !!!

Claudia, Bremen

Thema

[Dr. Dr. Ruediger Osswald]

1. Im OP-Gebiet gefühltes Pochen bei Anstrengung ist häufig ein Zeichen für eine noch bestehende Entzündung. Handelte es sich um eine Sofortimplantation nach Extraktion vereiterter Zähne? Haben Sie lange genug ein Antibioticum genommen? Das kann durchaus wieder weggehen. Wird es denn von der Tendenz her eher mehr oder weniger?

2. In der Regel schon. Ein negativer Vitalitätstest ist kein sicheres Anzeichen für eine endgültige Nervschädigung. Das müssen Sie einfach abwarten. Das Auftreten eines diskreten Kribbelgefühls, das auch anfangs leicht schmerzhaft sein kann, ist ein gutes Zeichen. Hauptsache man fängt irgendwann an, überhaupt etwas zu fühlen. Das kann bis zu einem jahr dauern.

3. Das bilden sie sich sicher nicht ein. Wahrscheinlich wurde für eine gut sitzende Leitungsanästhesie lediglich nicht nahe genug an den Nerveneintrittspunkt in den Knochen gespritzt, der sich immer hinter einer Knochenleiste befindet, gelegentlich auch hinter einer hohen, was das Auffinden nicht gerade erleichtert

Herzliche Grüße und gute Besserung

Osswald

[c.k. bremen]

Guten Abend Herr Dr.Dr.Osswald,

vielen Dank für Ihre ausführlichen Antworten.

Zu Ihrer Antwort 1:
Zwischen Extraktion der vereiterten Zähne und Implantation lagen knapp 3 Monate. Ich habe 3 x 1000 mg Ampicillin für 6 Tage genommen. Ich habe die Einnahme eigenmächtig von 3 auf 6 Tage verlängert, um nichts zu riskieren (bin Internistin… 🙂
Das Spüren meines Pulses habe ich ca. 1 Wo. Nach Implantation erstmals gespürt, hatte mich vorher aber auch nicht angestrengt. Es ist gleichbleibend. Das Wundgebiet ist primär verheilt und schmerzfrei.

Sollte ich sicherheitshalber nochmal Antibiose nehmen ? Habe kein Problem damit, das nur auf Verdacht hin zu tun. Wenn ja, welches Antibiotikum ?

Vielen Dank für Ihre Mühe !!!

Claudia Bremen

[Dr. Dr. Ruediger Osswald]

Einen Versuch wäre es wert, Frau Kollegin. Ich würde Doxycyclin 100 mg Kapseln nehmen, für 3 Tage 2×1, dann für 5 Tage 1×1 (wegen des breiten Spektrums und der Wirkung auf Anaerobier, um die es sich wenn dann handelt).

Entscheidend wird sein, ob die Implantate knöchern einheilen und die Beschwerden successive abklingen. Sind die Implantate sicher unbelastet? Einen Periotest würde ich frühestens nach 8-10 Wochen machen.

Viel Erfolg und Grüße

Osswald

[Dr. Dr. Ruediger Osswald]

PS.

Wie klingen denn die Implantate, wenn man drauf klopft? Heller, harter Schall?

[Sylvi]

Hi Claudia,

mit deiner Geschichte kann ich mich fast 1:1 identivizieren. Am 19.11. habe ich auch zwei Frontzahnimplantate gesetzt bekommen.

Ich saß ebenfalls 2 ½ Stunden auf dem Stuhl und ich fand die ganze OP auch als sehr unangenehm. Mir sagt man vorher auch, is nicht schlimmer wie ne Zahnentfernung. Naja. Auch bei mir musste ständig nachbetäubt werden.
Bei mir wurde allerdings ein normaler Knochenaufbau gemacht, weil die Zähne vorher einige WSR hinter sich hatten.

Nun, bei mir dieselben Reaktionen wie bei dir. Bei der kleinsten körperlichen Anstrengung fängt es an zu puckern als würde mein Puls in der Wundgegend schlagen.
Diese Symthome betreffen aber nur den linken Zahn. Rechts ist alles in Ordnung.
Ebenfalls tut mir der angrenzende Eckschneidezahn seit der Implantation sehr weh. Ist überempfindlich.
Vitalitätstest, Röntgenbilder etc. zeigen aber keine Entzündung auf. Die Implantate daneben sitzen angeblich auch super. Dieser Zahn reagiert also wie er reagieren muss.

Mein ZA ist total begeistert wie gut das bei mir geheilt ist, hatte nach 4 Tagen keine Schwellung mehr. Zahnfleisch sieht sehr gut aus und er meint zu mir „Es hat ihm Spaß gemacht“. Ha Ha, den Humor hätte ich gerne. Also im großen und ganzen ist er mit dem Resultat sehr zufrieden.

Nur ich mache mir genau wie du Sorgen warum diese Schmerzsymthome auftreten und noch nicht vollständig abklingen. Seit der Nahtentfernung ist es aber schon besser geworden. Vielleicht noch etwas Geduld haben.

Also wie du siehst bist du nicht allein, ich leide mit dir.

Viele Grüsse und gute Besserung
Sylvi

[Autor]

Antworten