Augmentation der Alveole nach Sofortimplantation – Notwendigkeit oder „Partybreaker“?

[Dr. Jorg Wollschlager]

Es wird in den letzten Wochen in Beiträgen, die Behandlungsfälle mit „Championsimplantaten“ beschreiben, die Meinung vertreten, eine Augmentation der Restalveole sei nicht mehr zeitgemäß. Vielmehr sei sie ein „Partybreaker“, würde die Situation eher verschlechtern.

Einerseits wissen wir um das Funktionieren der Augmentation (so habe ich es gelernt und wende es so auch an), andererseits sind die Kosten für Ersatzmaterialien hoch und die Häufigkeit postoperativer Beschwerden scheint höher zu sein, als wenn nur in ortsständigen Knochen implantiert wird. Und Alveolen heilen (ohne Implantate) ja tatsächlich knöchern aus.

Mich interessieren hierzu die Erfahrungen / Meinungen der Kollegenschaft.

Viele Grüße

Dr. Jörg Wollschläger

Thema

[Dr. Armin Nedjat]

Hallo, Jörg!
Was „funktioniert“ denn bei einer Augmentation? Ist es nicht so, dass durch unsere (habe ich auch jahrelang gemacht) Augmentationen Knochenregeneration verhindert wird? Ich spreche mich ja nicht grundsätzlich auf der (R)Evolution- Tour GEGEN Augmentationen aus, doch heilt die Natur unbestritten am besten selbst die Alveole knöchern aus. Ich kann jedenfalls in der Praxis nur feststellen, dass Kuhknochen, TCP oder Koralle NICHT abgebaut wird, so wie uns noch vor 10 Jahren suggeriert wird von wegen Knochenleitschiene etc….. Die Schweizer Schule empfiehlt zum Beispiel allerhöchstens Kollagenflies in die Restalveole aufzufüllen (ich habe mit Gelastyp versucht, die Regeneration zu beschleunigen), viele Ami- Kollegen nehmen inzwischen gar nichts, insofern die Primärstabilität von 40 Ncm erreicht ist und eine Verblockung möglich! Lieben Gruss und herzliche Einladung! Vielleicht hast Du ja Zeit, mal zu einer Veranstaltung zu kommen?

[Dr. Jorg Wollschlager]

Hallo Armin,

als erstes vielen Dank für die freundliche Anrede, das Du nehme ich gerne an. Vielleicht lernen wir uns wirklich auf einer Deiner Veranstaltungen persönlich kennen.

Es ist tatsächlich so, dass ich eine leere Alveole de facto nie augmentiere, dabei auch kein schlechtes Gewissen habe, bei recht kleinen Inkongruenzen nach Sofortimplantationen aber eigentlich immer augmentiere (weil ich sonst ein schlechtes Gewissen habe). Da wird man tatsächlich unsicher ob der Notwendigkeit! Funktioniert heißt in letzterem Fall, dass ich nach Einheilung in den augmentierten Bereichen kein Bindegewebe habe, die Knochenhöhe in etwa erhalten ist und das Implantat fest ist. Das alles sehe ich natürlich nur klinisch und röntgenologisch. Eine Histologie habe ich nicht. Vielleicht funktioniert es ja nicht wegen sondern trotz der Augmentation. Das wäre natürlich fantastisch.
Andererseits ist die Ausheilung der Extraktionsalveole zwar immer knöchern, aber auf welchem Niveau – das ist eben oft eine spannende Frage.
Nun bin ich grundsätzlich ein eher vorsichtiger Zeitgenosse, habe daher wenig Komplikationen, werde aber (leider) auch keine Revolutionen antoßen. Einiges, was plötzlich einfach und schnell gehen soll, ist am Ende doch problematisch. Ich weiß aber auch, vieles machen wir aus Routine und eigentlich nur, weil wir es so gelernt haben.

Ich halte Deine Vorgehensweise für ausgesprochen reizvoll (jeder Verzicht auf körperfremde Materialien ist, wenn die Heilung trotzdem funktioniert, aus vielen Gründen ein riesen Vorteil), wüsste aber einfach gerne, was für Probleme schon aufgetreten sind, und wo man besser doch vorsichtig sein sollte.

Ich werde schauen, wo ich eine Deiner Veranstaltungen in der nächsten Zeit besuchen kann. Sicher beantwortet sie einige meiner Fragen.
Andererseits stehst Du natürlich für Deine Vorgehensweise, das liegt in der Natur der Sache. Und die Meinung der Skeptiker interessiert mich eben auch, bevor ich diesen Weg gehen möchte.

Bis jetzt gab es hier aber noch keine.

Vielleicht fühlen sich nun ja einige Kollegen provoziert :-).

Viele Grüße aus Bremen

Dr. Jörg Wollschläger

[Autor]

Antworten