Offizielle Stellungnahme der DGI zur gesteuerten Knochenregeneration in der Implantologie
Die gesteuerte Knochenregeneration ist eine chirurgische Technik der
Augmentation des Implantatlagers. Sie nutzt die dem Knochen eigene
Fähigkeit zur Regeneration und Bildung neuen Knochens. Durch den
Einsatz von Gewebebarrieren (Membranen, Folien) werden knöcherne
Defekte abgedeckt und der darunter entstehende Hohlraum durch Abhalten
des rascher regenerierenden Weichgewebes der knöchernen Heilung
überlassen.
Diese Technik wird seit Anfang der 90er Jahre für die Augmentation des
knöchernen Implantatlagers eingesetzt und ist wissenschaftlich gut
dokumentiert. Die Notwendigkeit der zusätzlichen Verwendung von Füll-
und Stützmaterialien im Defektbereich selbst ist von der Größe und Form
des Defektes abhängig.
Bei günstiger Defektmorphologie kann ohne die Verwendung von
Füllmaterialien eine Regeneration zwischen 75,8 und 97,9 % erwartet
werden (JOVANOVIC et al. 1992, PALMER et al. 1994, BECKER et al. 1994,
DAHLIN et al. 1995). Bei ungünstiger Defektmorphologie (einwandige und
zweiwandige Defekte) kann die Auffüllung des Defektes mit
Stützmaterialien unter der Membran erforderlich werden, um einen
Kollaps der Membran zu vermeiden (JOVANOVIC et al. 1995, BUSER et al.
1992).
Für die Stützung der Membran und Auffüllung des Defektes können
autogene, allogene, xenogene und synthetische (alloplastische)
Materialien eingesetzt werden. In Abhängigkeit von der Struktur des
eingesetzten Füllmaterials ist mit einem höheren Zeitbedarf bei der
Regeneration des Knochens im Defekt zu rechnen (DIES et al. 1996).
Durch den osteokonduktiven Effekt von Füllmaterialien kommt es gerade
bei größeren Defekten jedoch auch zu einer besseren periimplantären
Hohlraumauffüllung mit Knochen (SCHMID et al. 1997). Bei der Verwendung
dieser Füllmaterialien ist der Einsatz einer Gewebebarriere jedoch
unerlässlich, da anderenfalls nur mit einer unvollständigen
Defektauffüllung in Folge der rascheren Proliferation von bedeckendem
Weichgewebe in das Füllmaterial zu rechnen ist (SCHMID et al. 1997).
Das Prinzip der gesteuerten Knochenregeneration ist folglich auch in
Kombination mit Füllmaterialien zum Stützen der Membran effektiv.
Klinische Untersuchungen zeigen eine zuverlässige Regeneration im
Defekt bei Verwendung von autogenen und alloplastischen Materialien in
Kombination mit Barrieremembranen, die zwischen 86,6 % und 88,4 % liegt
(ZITZMANN et al. 1997, TAWIL et al. 2001). Das periimplantäre
Knochenniveau in diesen ehemaligen Defekten ist auch langfristig als
stabil anzusehen und mit dem Verhalten des periimplantären Knochens mit
Implantaten ohne gesteuerte Knochenregeneration vergleichbar (ZITZMANN
et al. 2001).
Insgesamt stellt die gesteuerte Knochenregeneration eine klinisch
erfolgreiche und wissenschaftlich abgesicherte Behandlungsmöglichkeit
zur Augmentation des knöchernen Implantatlagers dar.
Autor:
Prof. Dr. Dr.
Henning Schliephake, Göttingen
August 2004
Deutsche Gesellschaft für Implantologie im Zahn-, Mund- und Kieferbereich e.V.