DGZI hat mit dem Curriculum Implantatprothetik einen Meilenstein gesetzt
Schulungsleiter und ZTM Klaus Osten sowie Referent ZTM Christian Müller (Fa. Straumann) sprechen im Interview zum kleinen Jubiläum über Besonderheiten und Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit beider Berufsgruppen und darüber, welche Herausforderungen in der Zukunft warten.
Zunächst kann Klaus Osten sich in Sachen Curriculum einen Rückblick mit gewissem Stolz nicht verkneifen: „Wir sind da Anfang, Mitte der 90er Jahre sicher die Vorreiter gewesen. Es gab bis dato keine Fachgesellschaft, die aus der Zahnmedizin entsprungen ist, die einen so engen Schulterschluss zur Zahntechnik gesucht und letztendlich auch vollzogen hat wie die DGZI.“ Eine weitere Besonderheit stellt Christian Müller heraus: „Die DGZI hat ebenfalls die Spezialistenprüfung ins Leben gerufen. Viele Zahntechniker, die bei FUNDAMENTAL die Prüfung bestanden haben, haben nun die Möglichkeit sich noch zur Spezialistenprüfung anzumelden.“ Diese Prüfung soll möglichst auf der kommenden DGZI-Jahrestagung erstmals abgelegt werden, Kandidaten gebe es in ausreichender Zahl.
Was im beruflichen Alltag aber auch während des Curriculums Implantatprothetik immer wieder aufscheint, ist ein Phänomen, das Osten mit „gewissen Berührungsschwierigkeiten zwischen beiden Berufsgruppen“ beschreibt. Die Hierarchie zwischen Zahnarzt und Zahntechniker sei zwar vor 35 Jahren noch „viel ausgeprägter“ gewesen als heute, aber sie existiere noch immer, ergänzt Müller aus eigener Berufserfahrung. Und aus der heraus konstatiert er: „Es kann eigentlich nur funktionieren, wenn alle die gleiche Sprache sprechen. Das ist etwas, woran ich über die Jahre gearbeitet habe, nämlich zu verdeutlichen, dass es einen Schulterschluss zwischen Zahnarzt und Zahntechniker geben muss.“ Dennoch stellt Osten klar: „In der beruflichen Hierarchie sehen sich die Zahnmediziner in einer andern Qualifikationsebene als vielleicht der Zahntechniker, was der beruflichen Realität aber nicht immer ganz gerecht wird. Ich sage mal ganz selbstbewusst, dass ohne guten Zahntechniker die meisten Zahnärzte aufgeschmissen wären, wenn es um die prothetische Versorgung ihrer Patienten geht.“
Neue Fertigungsmöglichkeiten wie CAD/CAM stellen für die Zahntechnik eine besondere Herausforderung dar. ZTM Müller: „Es gibt da zwei Lager. Es gibt die Techniker, die aufgeschlossen sind und sich dieser neuen Technik angenommen haben, die erkennen, dass man damit einen neuen Qualitätsstandard einführen kann, dass man mit einer unheimlichen Vielfalt von Materialien arbeiten kann, mit Techniken, die im Dentallabor händisch nur sehr schwer herzustellen sind. Es gibt aber auch die andere Fraktion, die sagt, alles was ich an die Industrie weitergebe, schmälert mein Einkommen.“ Andererseits könne man sich der technischen Entwicklung auch nicht einfach verschließen: „Wer fährt heute noch mit einer Landkarte durch die Gegend? Die CAD/CAM Technik hat eine große Bedeutung für die Zahnmedizin, wir müssen nur aufpassen, dass die Arbeitsleistung nicht komplett in Richtung der Industrie driftet.“
Auch der Konkurrenz des billigen Zahnersatzes aus dem Ausland hat die Zahntechnik hierzulande etwas entgegenzusetzen. Zunächst stellt ZTM Osten in Frage, ob der jeweilige Preisvorteil auch wirklich beim Patienten ankomme oder nicht eher der Geldvermehrung des Behandlers diene. „Darüber hinaus denke ich, dass der Zahnarzt – mit oder ohne CAD/CAM – auch in Zukunft einen verlässlichen Partner auf der Technikerseite braucht, der eben auch mal in die Praxis kommt, der mal nach der Farbe schaut, wenn es um Frontzahnästhetik geht. Gerade in der Implantatprothetik ist es unerlässlich, dass hier versierte Leute zusammenarbeiten, wenn es um komplizierte Fälle geht oder um Fälle, wo Leute bereit sind, mehrere tausend Euro in ihren Zahnersatz zu investieren. Da geht es wirklich nur im Team.“
Das Besondere in der Implantologie ist die geforderte Präzision bei der Prothetik. Christian Müller erläutert: „Ein Implantat ist letzten Endes im Knochen wesentlich fester verankert als ein natürlicher Zahn, hat etwa die zehnfach geringere Beweglichkeit, und damit müssen eben Präzisionen eingehalten werden, die normalerweise in der täglichen Arbeit nicht gebraucht werden. Die Produkte, mit denen wir umgehen, kommen von den Herstellern mit Genauigkeiten von fünf bis zehn µ, wir arbeiten konventionell im Schnitt in der Technik mit 50 bis 70 µ, in sehr guten Laboratorien vielleicht auch noch mit 30 µ Genauigkeit.“ Auch hier komme es wesentlich auf eine funktionierende Kommunikation mit Zahnarzt oder Chirurg an. Die nötige Qualifikation dazu lasse sich beispielsweise mit dem DGZI-Curriculum Implantatprothetik erlangen.
Außerdem wird die Qualifikation des Zahntechnikers in Zukunft gefragt sein, wenn bestimmte Implantathersteller vom Markt verschwunden sind und Ersatzteile für deren Produkte verlangt werden. Klaus Osten: „Diese Welle kommt ja erst noch auf uns zu. Da wird es dann entscheidend sein, dass Fachleute den Patienten versorgen. Wo Zahnarzt oder Zahntechniker erkennen: das ist dies oder jenes prothetische Hilfsteil, das gibt es so zwar nicht mehr, aber adäquat bietet es der Hersteller xy.“
Für Osten und Müller steht fest, dass in Zukunft – und speziell in der Implantatprothetik – die möglichst hohe Qualifikation des Zahntechnikers über den beruflichen Erfolg entscheidet. Und dass sich an der Notwendigkeit des Zusammenspiels zwischen Zahnarzt und Zahntechniker nichts ändern wird.