DGI-Vizepräsident Dr. Gerhard Iglhaut: Minimalinvasiv vorgehen zur Minderung von Narben im Weichgewebe
Narben-Vermeidung beginne mit ausführlicher Planung: „Die detaillierte und zielorientierte Planung ist unumgänglich, und sie ist die höchste Stufe der synoptischen Zahnheilkunde!“ Mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit zahnärztlicher Maßnahmen führe solcherart Planung zwar zu „Kollisionen mit der Gebührenordnung“, dennoch rechne sich der Mehraufwand: „Das holen Sie meist durch weniger Fehlerkorrekturen gut wieder herein.“
Nach atraumatisch angelegter Planung gelte den Instrumenten ein kritischer Blick, Dr. Iglhaut: „Ich rate zu stets scharfen 15-C-Skalpellen, deshalb ist häufiger Klingenwechsel erforderlich! In der minimalinvasiven Chirurgie haben stumpfe Instrumente nichts zu suchen. Sie müssen schneiden, nicht quetschen.“ Bei der Schnittführung käme es darauf an, gut durchblutete mobilisierbare Lappen zu gewinnen und diese spannungsfrei zu vernähen. Ziel: eine möglichst winzige Naht und keine Farbveränderungen im Gewebe rund 3 – 4 Wochen nach OP. Um einen „schönen Rahmen um die neuen Zähne“ zu schaffen, sei stabiles Gewebe nötig – dies müsse notfalls frühzeitig vor der Implantation aufgebaut werden, nicht zuletzt, um ein mögliches späteres Periimplantitis-Risiko zu minimieren. Bei der Planung zu beachten sei zudem, die notwendige Blutversorgung in der Gingiva nicht durch falsche Schnittführung nachhaltig zu unterbrechen – die Blutversorgung am Implantat sei ohnehin deutlich schlechter als am Zahn und dürfe nicht gefährdet werden.
„Nasser Waschlappen“ als einprägsames Bild
In der Regel sei zu große Spannung auf dem Wundlappen Grund für eine Nahtdehiszenz – solche Spannung zu vermeiden, sei also vordringliche Aufgabe der Chirurgie. Dr. Iglhaut vermittelte den Curriculums-Teilnehmern dazu ein einprägsames Bild: „Der Wundlappen muss wie ein nasser Waschlappen über der Wunde liegen – dann ist das gut gearbeitet.“ Augmentate bekäme man nicht mit „Zug auf dem Wundlappen“ dicht. Zuviel Spannung zeige sich auch an einem unerwünschten Farbwechsel des Gewebes von Rosa zu Weiß: Nach über fünf Minuten Anämie müsse mit Gewebeschädigungen gerechnet werden. Mitbedacht werden müsse schon bei der Planung auch die Zugkraft der Kau- und mimischen Muskulatur in Funktion. Narben zeigten eine schlechte Wundheilung, eine höhere Infektanfälligkeit und ergäben ein fast nicht mehr mobilisierbares Gewebe. Im Falle eines Risses der Naht brauche man Geduld und Ruhe – die Wunde rasch erneut verschließen zu wollen sei falscher Aktionismus: „Das wird von mal zu mal nur schlimmer und geht wieder auf.“ Seine Empfehlung: mindestens drei Monate warten und lokal behandeln, bis sich die Region beruhigt habe und man erneut eine Planung erstellen könne.
Das richtige Nahtmaterial
Die Wahl des richtigen Nahtmaterials sei nicht nur wesentlich für den Erfolg der minimalinvasiven Chirurgie, sondern auch für die Infektionsprophylaxe: Wichtiger als Preis und Knüpfverhalten des Nahtmaterials sei seine Struktur: „Geflochtene Produkte haben einen Dochteffekt und können Keime in die Wunde ziehen“, warnte Dr. Iglhaut. Auch die Oberfläche sei zu beachten: „Raue Oberflächen können eine Sägewirkung ausüben und das dünne Gewebe verletzen.“ Monofilem Material sei daher der Vorzug zu geben.
„Bei Implantaten trifft man sich oft zweimal im Leben – das zweite Mal könnte die Periimplantitis sein“, sagte Dr. Iglhaut und untermauerte damit die Bedeutung ausführlicher Planung zur Risikominimierung. Komplikationsmanagement sei durch das Wachstum des Faches ein immer wichtigeres Thema in der Implantologie und stehe daher auch im Zentrum des bevorstehenden 24. DGI-Kongresses im November in Hamburg. Aber auch das „Patientenmanagement“ spiele eine entscheiden Rolle beim Thema Implantaterfolg, hier plädierte Dr. Iglhaut für deutliche Entschiedenheit der Behandler: „Vier Wochen vor der OP beginnt das strenge Rauchverbot. Wir müssen da hart bleiben: Wer nicht vom massiven Rauchen lassen kann, dem können wir nun mal nicht alle dentalen Probleme lösen.“