Computer-Diagramm hilft bei der individuellen Prognosebeurteilung einer Parodontitis
Die bebilderte Originalveröffentlichung können Sie als PDF-Datei (580 KB) Hier herunterladen
Werkzeuge für die gezielte Parodontalbetreuung durch individuelle Risikoanalyse
Ralf Vandenhouten, Miriam Selz, Michael Doktor
„Ein funktionelles Risikodiagramm kann dem Zahnarzt dabei helfen, das
individuelle Risiko eines progredienten bzw. rezidivierenden
Krankheitsverlaufs zu beurteilen und die Termindichte und Komplexität
der Betreuungstherapie patientengerecht zu planen.“ [1]
Einleitung
Die Meinungen in den Fachkreisen stimmen überein [1-3], um eine
optimale Parodontalbetreuung und -therapie durchzuführen, ist die
Analyse und Ermittlung des individuellen Erkrankungsrisikos eines
zahnärztlichen Patienten wünschenswert, sogar gefordert, wie aus dem
einleitenden Zitat ersichtlich.
Nach Abschluss der aktiven Parodontaltherapie muss als Ausgangsbasis
für die nachfolgende unterstützende parodontale Therapie der
Gesundheitsstatus des Patienten ermittelt werden. Es ist daher
sinnvoll, zur Früherkennung von rezidivierenden bzw. progredienten
Krankheitsverläufen in bereits behandelten Abschnitten des Parodonts
verschiedene klinische Parameter zu bewerten [1], diese für das
individuelle Risikoprofil zu nutzen, sowie die daraus resultierende
Termindichte und Komplexität der Betreuungstherapie zu berechnen und
vorzuschlagen.
Methodik und Individuelle Risikoanalyse
Die individuelle Risikoanalyse ermöglicht abzuschätzen, mit welcher
Wahrscheinlichkeit eine Parodontitis weiter fortschreiten wird. Dabei
werden der Infektionsgrad (Blutungsindex im gesamten Mundbereich), die
Sondierungstiefe, der Zahnverlust und altersbezogener
Attachmentverlust, der allgemeine Gesundheitszustand sowie
Umweltfaktoren und der Lebensstil (Raucher) in die Bewertung einbezogen.
Alle diese Faktoren werden in der Gesamtheit betrachtet und ein
funktionelles Risikodiagramm kann dem Zahnarzt dabei helfen, das
individuelle Risiko eines progredienten bzw. rezidivierenden
Krankheitsverlaufs zu beurteilen und die Termindichte und Komplexität
der Betreuungstherapie patientengerecht zu planen.
Somit wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Zahnarzt und Parodontologen
Dr. Doktor aus Hemer, der zusammen mit seinen Kollegen eigene Lösungen
entwarf, das funktionelle Risikodiagramm (Abb. 1) entwickelt. Auf Basis
der Untersuchungen von Herrn Dr. Ramseier und Herrn Prof. Lang, sowie
weiteren wissenschaftlichen Beiträgen [1-6] und eine darstellende
Gestaltungsvorlage waren Grundlagen zur Umsetzung. In Ergänzung zur
Sondierung, die teilweise zur Parameterermittlung dient, ermöglicht die
Darstellung mit Hilfe des funktionellen Diagramms die Forderung des
Gesamtüberblickes und kann das individuelle Risiko berechnen und die
Empfehlungen des Recall-Intervalls anzeigen (Abb. 1, 2).
Diagrammaufbau
Die Vektoren des Risikodiagramms stellen die einzelnen Faktoren bzw.
Indikatoren für progredienten Attachmentverlust dar und umfassen
jeweils einen unteren, einen mittleren und einen oberen Risikobereich.
Alle Faktoren sind gemeinsam zu beurteilen. Die genannten
Risikobereiche entsprechen den Sechsecken, das heißt, der niedrigste
Risikobereich ist innen und der hohe Risikobereich ist im äußeren
Sechsecks angesiedelt.
Risikoparameter des Diagramms:
1. Bluten nach Sondierung (BOP)
2. tiefe parodontale Resttaschen? (PD>=5 mm)
3. Zahnverlust, ausgehend von 28 Zähnen? (ToothLoss)
4. Knochenverlust/Alter (BL/Age)
5. sytemische und genetische Faktoren? (Syst./Gen.)
6. Umweltfaktoren und Lebensstil,? z.B. rauchen (Envir.)
Die automatische Berechnung des Risikos und des Recall-Intervalls
erfolgt nach der Eingabe aller Parameter. Dieses automatische Ergebnis
kann geändert werden (Abb. 2), denn der Zahnarzt muss immer noch selbst
über die Einordnung der Risikostufe eines Patienten entscheiden können,
um so eine optimale Therapie festzulegen.
Um Rückschlüsse auf den Erfolg einer Therapie ziehen zu können, ist ein
Vergleich der Risikodiagramme erforderlich. Die historischen
Risikodiagramme können jederzeit und nach Bedarf zusammen mit dem
aktuellen Diagramm aufgerufen und angezeigt werden.
(Abb. 3: blaue, gestrichelte Linie = zurückliegendes Diagramm, gelb Aufgefülltes = aktuelles Diagramm)
Funktionen des Diagramms:
-aktuelle und historische Sicht und Darstellung auf die Risikodiagramme
-farbige Graphiken (rot: hohes; gelb: mittleres; grün: niedriges Risiko)
-automatische Ausgabe des Recall-Intervalls und Terminvorschlag
-intuitive Bedienung durch Maus (funktionelles Diagramm) und Tastatureingaben
-manuelle Eingaben geben Freiraum für die Diagnose- und Therapieentscheidungen des Zahnarztes und Folge dessen des Recalls
-Ausdruck für den Patienten, inkl. Graphik und Daten
Vorteile für den Zahnarzt:
-Früherkennung von Krankheitsverläufen
-kontinuierliche Überwachung des individuellen Risikoprofils anhand mehrerer Parameter
-Mundhygiene: Bewertung des Plaquebefalls im Verhältnis zu den 5 Entzündungsparametern
-empfiehlt den Recall-Intervall
-Vermeidung einer Über- bzw. Unterbehandlung in der Betreuungsphase
-sehr kosteneffiziente Methode zur Festlegung der Termindichte und Komplexität der Erhaltungstherapien
Weitere Information: https://www.ixellence.com/zahn
Literatur
[1] Niklaus P. Lang, Maurizios S. Tonetti: Parodontale Risikoanalyse bei der Betreuung nach aktiver
Parodontaltherapie. Parodontologie 2003; 14/4: 357-365
[2] Christoph A. Ramseier, Niklaus P. Lang: CD-ROM: Die
Parodontalbetreuung – Ein Lernprogramm zur Qualitätssicherung in der
Parodontologi. Parodontologie 2000; 4:367-384
[3] Roy C. Page, John Martin, Elisabeth A.Krall, Lloyd Mancl, Raul
Gracia: Longitudinal validation of a risk calculator for periodontal
disease. Jornal Of Clinicel Periodontology, Page 819, September 2003
[4] Maria Kandylaki, Niklaus P. Lang: Diagnosis, Treatment and
Maintrenance of a Heavy Smoking Patient with Chronic Periodontitis – a
Case Presentation. Perio 2004; Vol 1, Issue 2: 143-163
[5] Josè Roberto Conàles, Jens Martin Herrmann, Jörg Michel, Julia
Vonholdt, Jörg Meyle: Mikrobiologische Diagnostik in der
Parodontologie. Parodontologie 2000; 1: 9-15
[6] Jörg Meyle, S?ren Jepsen: Der parodontale Screening-Index (PSI). Porodontologie 2000; 1: 17-21