12. DGI-BBI-Jahrestagung: Fortbildung in Zeiten des Verteilungskampfes – Überweiserkultur nötig
Wer noch immer glaubt, die Präventionsorientierung der deutschen Zahnheilkunde sei die größte berufliche Veränderung der letzten Jahre, darf inzwischen umdenken: Zumindest für die Zahnärzte selbst ist der „Wettbewerb“ die weitaus größere Herausforderung. Dies wurde erneut deutlich bei den Grußworten zur Eröffnung der Jahrestagung des BBI/DGI-Landesverbandes Berlin-Brandenburg im März in Potsdam. Gastgeber und BBI-Vorsitzender Prof. Dr. Dr. Volker Strunz hatte nicht ohne Grund auch die Berufspolitik zu einem Statement eingeladen: „Wir haben rund 1000 Zahnärzte pro Jahr in unseren hochrangigen Kursen, die ihre Kenntnisse in Implantologie optimieren wollen – diese Kollegen müssen auch wissen, wo sie mit ihren besonderen Fähigkeiten heute stehen in der zahnärztlichen Landschaft. Wie kann gewährleistet werden, dass sie auch ihre Patienten finden – und die Patienten sie? Da reicht kein Suchregister. Hier muss sich die Zahnmedizin selbst weiterentwickeln.“
Wie dies aussehen könnte, zeigte sich beim Grußwort von BZÄK-Vizepräsident Dr. Dietmar Oesterreich, „Die Zahnheilkunde wird immer komplexer“, meinte er, „keiner kann mehr alles können. Es gibt gute Chancen für beide – den Hauszahnarzt und den fachlich spezialisierten Kollegen. Ein gutes, ausgewogenes und sicheres Miteinander – da liegen unsere Interessen.“ Was sicher noch entwickelt werden muss, damit dieses Miteinander auch funktioniert und sowohl Patienten als auch Zahnärzte etwas davon haben, ist eine Überweiserkultur, wie sie der Berufsstand in diesem Ausmaß bisher nicht kannte. Und es sind neue Grenzziehungen notwendig, die ebenfalls bisher nicht zu den berufspolitischen Kernaufgaben zählten: „Der Berufsstand muss sich Prämissen geben“, so Dr. Oesterreich, „wie ein modulares System von Fort- und Weiterbildung aussehen muss.“ Der Wettbewerb hat auch in diesem Bereich zu Veränderungen geführt, ergänzte der nachfolgende Grußwort-Redner Dr. Wolfgang Schmiedel, Präsident der Zahnärztekammer Berlin: In allerkürzester Zeit sei der Berufsstand mit einem wildwüchsigen Geflecht an neuen Zertifikaten und Titeln überzogen worden, dies habe jegliche Übersicht zerstört und damit die Nachvollziehbarkeit von erworbener Expertise.
„Hier hinein gehört auch das Thema des so genannten Spezialisten, die Zahnärztekammer lehnt diese Zertifizierung ab und darf sich über volle Rückendeckung der Delegiertenversammlung freuen.“ Dennoch sei Fortbildung das A und O der Zukunft: „Sie werden den Verteilungskampf in unserem Berufsstand ohne eine hohe Qualität und auch ohne interdisziplinäre Zusammenarbeit nicht überstehen.“ Bei dieser Gelegenheit wolle er auch Prof. Strunz für sein langjähriges Engagement für fundierte Fortbildung sowohl auf curriculärer wie auch auf der Praxis-Ebene danken, hier werde, oft auch kritisch, die Wissenschaft für die Praxis fundiert aufbereitet.
Zusammenarbeit von „Kohle und Können“
„Fachwissen ist kein Selbstzweck“, sagte Prof. Strunz, „sondern sie muss in den Praxen auch erbringbar, heißt: betriebswirtschaftlich interessant sein.“ Dies zeigt, dass die Zeiten vorbei sind, in denen Berufspolitik und Wissenschaft kontaktarm als fein säuberlich getrennte Inseln im Berufsstand existieren. Dies bestätigte auch Dr. Oesterreich: „Die Zusammenarbeit von Berufspolitik und wissenschaftlichen Gesellschaften ist heute notwendig, die einen haben für die ‚Kohle’ zu sorgen und die anderen für das fachliche Wissen, das Können. Wie gut die Zusammenarbeit ist und was dies für den Berufsstand auf den Weg bringt, zeigt die HOZ.“ Sie sei die einzige selbstbestimmte und wissenschaftliche Antwort der Zahnmedizin auf die GOZ-Diskussion und dies auf einer soliden betriebswirtschaftlichen Berechnungsgrundlage. Diese fundierte Darstellung der modernen Zahnmedizin finde viel Beachtung und sei ein Beleg dafür, dass Wissenschaft und Praxis zusammen viel bewegen können.