Was darf Zahnersatz (auf eigenen Zähnen) kosten? Übersicht der Preise.
Implantat-Gegenanzeigen: Rauchen, Bisphosphonate, Diabetes mellitus
Unter Gegenanzeigen für Zahnimplantate versteht man Bedingungen, unter denen eine Implantation mit einem erhöhten Risiko für einen Misserfolg oder für die Gesundheit verbunden ist. Absolute Gegenanzeigen verbieten dabei eine Implantatbehandlung, bei relativen Kontraindikationen kann man den Nutzen gegen das Risiko abwägen bzw. zusätzlich schützende Maßnahmen ergreifen.
In diesem Zusammenhang sind natürlich auch die Risiken von Implantaten selbst interessant.
Implantate sind fast immer möglich
Risiken und Gegenanzeigen von Implantaten sind lange schon Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Dabei hat man einige Erkrankungen identifizieren können, die das Risiko eines Misserfolges (deutlich) erhöhen können.
Risiko für Zahnimplantate? Erkrankungen und Medikamente erfragen!
Absolute Kontraindikation oder Abwägen des Risikos?
Nur wenige Gegenanzeigen verbieten ein Implantat
Als absolute Kontraindikation gegen eine Implantatversorgung dürfte man zurzeit eine Bisphosphonatbehandlung über die Vene einstufen, die ein hohes Risiko eines Knochenabsterbens mit sich bringt. Ansonsten sind Schwere einer Allgemeinerkrankung oder die Höhe der Medikamentendosis entscheidend, wie hoch das Risiko einzuschätzen ist.
Erkrankungen mit erhöhtem Risiko für einen Implantatmißerfolg
• Herabgesetzte Immunabwehr (auch durch Medikamente (z.B. Cortisontherapie, Zytostatika)
• Bestrahlungen des Knochens (z.B. wegen eines Tumorleidens)
• Medikamente, die den Knochenstoffwechsel stören, z.B. Bisphosphonate und bestimmte Antidepressiva s.u.
• Nicht eingestellter Diabetes mellitus
• Schwere Erkrankung von Herz, Leber, Niere oder des Blutes, die eine Operation zu risikoreich machen
• Generalisierte Erkrankungen des Bindegewebes oder des Knochens (z.B. rheumatische Erkrankungen)
• Erhöhte Blutungsneigung
• bestimmte psychische Erkrankungen
• Nikotinabusus (Rauchen)
• Titanallergie / Titanunverträglichkeit
Rauchen: Menge und genetische Faktoren bestimmen das Risiko
Die Versorgung von Rauchern mit Implantaten bleibt ein Diskussionsthema. Das Zigarettenrauchen alleine ist dabei aber nur ein Teilfaktor, denn auch hier gibt es Unterschiede zwischen den Menschen. Natürlich ist die Zahl der Zigaretten wesentlich. Der gelegentliche Wochenendraucher hat ein anderes Risiko, als der Kettenraucher mit mehr als 2 Packungen am Tag. Allerdings spielt vor allem die Kombination von Rauchen mit bestimmten genetischen Voraussetzungen, die noch nicht vollständig entlarvt sind, eine Rolle.
Die Misserfolgsrate bei Rauchern ist bis um das 4 Fache erhöht.
Auch langfristig ist Rauchen ein Problem für Implantate
Tatsächlich muss man davon ausgehen, dass der kurzfristige Implantaterfolg (Osseointegration) geringer ist. Die Verlustquote ist je nach Literatur bis um das 4Fache höher. Das ist viel. Da die Erfolgsquote aber im Normalfall nahe 100% liegt, kann man die zu erwartende Einheilquote auch bei Rauchern als noch akzeptabel einstufen. Auch der langfristige Erfolg ist durch schlechteres Reparaturmanagement beim Raucher als ungünstiger einzustufen. Das heisst, dass Zahnimplantate bei Rauchern nicht so lange halten und früher durch Periimplantitis verloren gehen. Trotzdem bleibt die Implantologie auch bei Rauchern eine durchaus erfolgreiche Therapieform, dass ein striktes „nein“ einer wissenschaftlichen Grundlage entbehrt. Verständlich ist aber, wenn Behandler keinerlei Garantien für eine Implantattherapie bei Rauchern übernehmen. Auch als Patient muss man sich anhand der doch nicht unerheblichen Kosten einer Implantatbehandlung dieser Risiken bewusst sein.
Mehr zum Thema Rauchen und Implantate.
Bisphosphonate: Risiko für ein Absterben des Knochens
Bisphosphonate werden häufig zur Stärkung der Knochenstruktur bei Osteoporose oder bestimmten Tumorerkrankungen eingesetzt. Sie verlangsamen aber den Knochenstoffwechsel und sorgen für eine schlechtere Knochenregeneration. Die ist aber gerade bei Implantatbehandlungen gefordert. Insbesondere wenn Bisphosphonate über die Vene (intravenös, parenteral) gegeben wurden, gibt es ein hohes Risiko für ein Absterben des Knochens nach Einsetzen von Implantaten: die „Bisphosphonat-induzierte-Osseonekrose“. Das Risiko gilt aber nicht nur für Zahnimplantate, sondern für alle chirurgischen Eingriffe am Kieferknochen (z.B. auch eine Zahnentfernung).
Tabletteneinnahme meist keine Gegenanzeige für Implantate
Nachdem man leider viele Fälle von Osseonekrosen beobachten musste, hat man zunächst eine strikte Einschränkung bei Bisphosphonaten gefordert. Nach bisheriger Erfahrung sind vor allem parenteral/intravenös (als Infusion) verabreichte Bisphosphonate hierbei problematisch. Auch nach Absetzen der Medikamente ist mit einer extrem langen Nachwirkdauer (von bis zu einigen Jahren) zu rechnen.
Eine intravenöse Verabreichung von Bisphosphonaten wird zurzeit als absolute Kontraindikation für Implantatbehandlungen und chirurgische Eingriffe am Kiefer diskutiert. Offen ist, ob unter bestimmten Bedingungen (Antibiotikaprophylaxe) in bestimmten Fällen doch erfolgreich implantiert werden kann.
Nach oraler Einnahme gilt eine solche klare Einschränkung nicht mehr. Eine sorgfältige Abwägung der Implantatbehandlung vs. möglicher Risiken ist aber sehr zu empfehlen.
Hier finden Sie eine Übersicht über marktübliche Bisphosphonate.
Risiko Kieferknochen und Mundraum
Es gibt eine ganze Reihe von örtlichen, biologisch-anatomischen oder funktionellen Konstellationen, die den Erfolg einer Implantatbehandlung sowohl kurzfristig als auch langfristig gefährden. Wenn auch ab einem bestimmten Risiko jede Therapie unsinnig wird, verbieten örtlich bedingte Gegenanzeigen eine Implantation meist nicht, machen jedoch vorbereitende Maßnahmen wie z.B. einen Knochenaufbau bei Knochenmangel unerlässlich.
Mehr zum Thema: Probleme mit Implantaten.
Planung unter schwierigen Verhältnissen (Knochenmangel): genaue Diagnostik durch DVT
Gegenanzeige/Risiko | Maßnahme/Behandlung |
---|---|
Risikomedikamente? | Absetzen/Wechsel möglich? Karenzzeit beachten! |
Knochenmangel? | Knochenaufbau, Verwendung von kurzen Implantaten, Miniimplantaten |
Gefahr für Nerven, Zähnen oder Kieferhöhle? | geeignete Implantationstechnik; Navigation, CT/DVT, Bohrschablone, Navigationssysteme |
Schlechte/schwache Knochenqualität? | Implantationstechnik: Knochenverdichtung |
Mund-Kiefer-Erkrankungen, Ungeklärte Kiefer-Schmerzen? | Erst Diagnose und Therapie der Grunderkrankung |
Zähneknirschen (Bruxismus)? | Schienentherapie; Bissführung |
Ungünstiger Biss (z.B. kein Platz für eine Krone)? | Bisshebung? Knochenabtrag/-Konditionierung? |
Nicht abgeschlossenes Kieferwachstum? | Warten |
Nicht zu befriedigende Ansprüche des Patienten? | Stopp! |
IMPLANTAT-SPEZIALISTEN IN IHRER NÄHE
Gibt es auch Zahnersatz-Alternativen die besser sind als Implantate?
Zusätzliche Informationen finden Sie noch im Kapitel Implantat-Komplikationen.
Bernd Koeck und Wilfried Wagner, Praxis der Zahnheilkunde – Implantologie, Elsevier, München 2005
Mishra, S et al, Do antidepressant drugs leads to dental implant failure, European Journal of Prosthodontics 10.4103/2347-4610.190614 2016/05/01
Ratajczak, BDIZ EDI, Gutachterhandbuch Implantologie, basic.dent-Verlag 2005
Mombelli A, Cionca N.; Systemic diseases affecting osseointegration therapy, Clin Oral Implants Res. 2006 Oct;17 Suppl 2:97-103
Franck Renouard, Bo Rangert, Risikofaktoren in der Implantologie. Klinische Diagnostik, Entscheidungsfindung und Therapie, Quintessenz, Berlin 2006
Bornstein MM, Cionca N, Mombelli A, Allgemeinmedizinische Voraussetzungen und Behandlungen als Risikofaktoren für die Implantattherapie, Int J Oral Maxillofac Implants. 2009; 24 Suppl(): 12-27
Literaturübersicht Risikoerkrankungen auf implantate.com
Literaturübersicht Bisphosphonate und Zahnimplantate auf implantate.com