Behandlung der Periimplantitis

Die frühzeitige Diagnose ist ein entscheidender Faktor für die erfolgreiche Therapie einer Periimplantitis. Die Verhinderung der Knochenzerstörung ist wesentlich effektiver als die Möglichkeiten des Knochenaufbaus nach Zerstörung.
Je nach Ursache und Ausmaß der Implantat-Entzündung stützt sich die Behandlung auf 4 Pfeiler:

  1. Elimination der Bakterien auf der Implantatoberfläche

    • Reinigung
    • Desinfektion
    • Antibiotikagabe
  2. Ursachen-/Risikobeseitigung

    • Schmutznischen, Rauigkeiten eliminieren
    • Belastung und Zahnersatz anpassen
    • Implantatpflege optimieren
  3. Rekonstruktion/Knochenaufbau

  4. Immunmodulation (nicht abgesichert)

    • Unterdrückung der Immunreaktion insgesamt
    • Hemmung bestimmter Abbau-Enzyme z.B. (MMP-8)

In aussichtslosen Fällen bleibt nur die Implantatentfernung.

Reinigung der Implantatoberfläche

Moderne Implantatoberflächen sind nicht glatt, sondern rau. Das muss bei der Wahl der Instrumente für die Reinigung des entzündeten Implantats berücksichtigt werden.

Bakteriell verunreinigtes Implantat

Bakteriell besiedelte Implantatoberfläche. Jede Behandlung kommt hier zu spät. Durch Periimplantitis verloren gegangenes Implantat.

Periimplantitis Diagnose

Die Stadien der Implantatentzündung: Gesund bis erheblicher Knochenverlust.

Möglichkeiten der Periimplantitistherapie

Moderne Implantatoberflächen sind nicht glatt. Sie haben eine ausgeklügelte (mikro)raue Oberfläche, um die Knochenzellen zur Anlagerung und Osseointegration „einzuladen“. Der Vorteil der rauen Oberfläche bei der Implantateinheilung kann aber zu einem ein Manko werden, da sich auch Bakterien leichter an rauen als an glatten Texturen festsetzen können. Das kann eine periimplantäre Infektion an Zahnimplantaten erleichtern. Wenn es zu eine bakteriellen Besiedlung gekommen ist, dann ist die Entfernung der Keime unstrittiges Ziel der antiinfektiösen Therapie. Als erster Schritt muss eine gründliche Oberflächenreinigung erfolgen. Geeignete Techniken sind:

  • spezielle Handinstrumente, Bürstchen und Kelche,
  • Airflow/Pulverstrahl
Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, die (mikro)raue Implantatoberfläche mit rotierenden Instrumenten (Diamanten, spez. Metallbürsten) abzutragen und zu glätten.

Handinstrumente

Handinstrumente (spezielle Küretten für Implantate, ähnlich denen zur Zahnsteinetfernung) und rotierende Bürsten können zur Reinigung von Implantatoberflächen verwendet werden. Sie sind leicht einsetzbar und für den Patienten kaum belastend. Aber weder Handinstrumente noch Bürsten oder Kelche werden in der Lage sein, auch in den Mikrovertiefungen der Implantatoberfläche eine sichere Reinigungswirkung zu erzielen.

Airflow-/Pulverstrahlreinigung

Die Abstrahlung von Zähnen mit geeigneten Salzen zu Reinigungstzwecken ist eine sehr effektive Routineleistung in der Zahnarztpraxis. Analog können auch kontaminierte Implantatoberflächen gereinigt werden. Da die Periimplantitis aber oft sehr tief unter dem Zahnfleisch liegende Defekte verursacht, war die Reinigung mit Pulverstrahlgeräten nur nach Eröffnung des Zahnfleisches (Aufklappung) effektiv zu steuern. Mittlerweile gibt es aber auch Airflow-Geräte mit speziellen Aufsätzen für den Einsatz unterhalb des Zahnfleisches in tiefen Taschen, ohne dass das Zahnfleisch abgelöst werden muss.
Nachteile: Luft- und Salzeinpressungen ins Weichgewebe (reversibel), theoretische Entzündungsverschleppung in die Tiefe (Antibiotikaprophylaxe zu diskutieren).

Abtrag und Glättung (Beschleifen, rotierende Instrumente)

Die Idee, die Reinigung der Oberfläche mit einer Glättung zu verbinden, soll gleichzeitig die Periimplantitis bekämpfen, die Wiederbesiedlung mit Bakterien erschweren und die Pflege erleichtern. Hierzu werden die befallenen Implantatoberflächen mit einem langen, rotierenden Diamant-Bohrer so lange beschliffen, bis die gesamten (mikro)rauen Anteile geglättet sind. Leider lässt sich hierdurch keine ideale Glättung erzielen, auch ist in Knochennähe ist eine Verletzung nicht ausgeschlossen. Zudem ist die Schwächung des Implantats durch das Beschleifen und Einsprengungen von Titanpartikeln in das Gewebe als nachteilig anzusehen.

Desinfektion der Oberfläche

Nachdem die Implantate von Auflagerungen befreit wurden, ist die Abtötung der noch verbliebenen Bakterien der nächste Therapieschritt. Die Desinfektion ist eine lokale Aufgabe. Es stehen dazu folgende Maßnahmen zur Verfügung

Antibiotikagabe

Die Verabreichung von Antibiotika hat in der Periimplantitisbehandlung nur geringen Stellenwert. Antitbiotika sind nach oraler Einnahme und Verteilung im Körper nicht in der Lage, die Bakterien auf den Implantatoberflächen zu erreichen und zu eliminieren. Lediglich in dem durchbluteten Knochen können sie ein kurzfristige Wirkung erzielen und bei akuten Entzündungen hilfreich sein. Auf die Ursache haben sie keinen Zugriff.

Wiederaufbau des Knochens

Der durch die Entzündung um das Implantat verloren gegangene Knochen sollte im Idealfall natürlich wieder an Ort und Stelle sein. Es wurde durchaus beobachtet, dass der Körper eine solche Regeneration nach erfolgreicher Oberflächenreinigung und Desinfektion in gewissem Umfang selber erreicht. Die Voraussetzungen hierfür sind aber noch nicht hinreichend geklärt, so dass man eine Knochenregeneration aus sich selbst heraus nicht erwarten darf.

Ein Knochenaufbau nach Periimplantitis kann jedoch mittels Knochenersatzmaterial und gegbenenenfalls Abdeckung mit einer Membran als erfolgreiche Methoden angesehen werden. Vorausgesetzt, dass eine gründliche Reinigung des Implantats und eine sichere Entfernung der Bakterien auf der Oberfläche erfolgt ist. Die Technik entspricht der bei einem Knochenaufbau durch Anlagerung. Eine gesichert gute Prognose ist aber nach heutigem Kenntnisstand gerade bei schweren Fällen bisher nicht zu erreichen.

Kosten der Periimplantitisbehandlung

Ein Implantat ist kein eigener Zahn. Er wurde durch eine Privatleistung eingebracht und bleibt auch in der privaten Verantwortung. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen daher keine Behandlungskosten periimplantärer Infektionen! Die Kosten müssen daher über eine private Abrechnung (Gebührenordnung für Zahnärzte, GOZ) in Rechnung gestellt werden.

Preisübersicht Therapie periimplantärer Infektionen

Abrechnung der Leistungen je Implantat

Leistung GOZ-Position Preisspanne
Betäubung 0090/0100 7-10€
Glättung geschlossen 4070/4075 13-26€
Glättung offen 4090/4100 24-54€
OP-Zuschlag offen 22,50€
Zuschlag Laser 0120 22,50€
Material Laser 25-45€
Rekonstruktive Massnahmen:
Knochenanlagerung 9090 52-79€
Knochenblocktransplantat 9100 350-530€
Material Knochenaufbau 70-200€

IMPLANTAT-SPEZIALISTEN IN IHRER NÄHE

Implantologen mit Preisgarantie
Erweiterte Suche

Esposito M, Grusovin MG, Tzanetea E, Piattelli A, Worthington HV; Strategien für den Ersatz fehlender Zähne: die Behandlung der Periimplantitis, Cochrane Database of Systematic Reviews 2010, (6). Art. No.: CD004970
N.U. Zitzmann, C. Walter1, T. Berglundh; Ätiologie, Diagnostik und Therapie der Periimplantitis – eine Übersicht. Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift 61(2006)
Tastepe CS, van Waas R, Liu Y, Wismeijer D.; Air powder abrasive treatment as an implant surface cleaning method: a literature review., Int J Oral Maxillofac Implants. 2012 Nov;27(6):1461-73.
Gebührenordnung d. Zahnärzte (GOZ 2012)
Literatursammlung zur Periimplantitis

Leitlinie Behandlung der periimplantärer Infektionen an Zahnimplantaten

Letzte Aktualisierung am Donnerstag, 11. Juli 2024