Wie funktioniert ein Knochenaufbau für Implantate und was kostet er?
Zahnbehandlung im Ausland: wann ja, wann nein?
Pro und Contra
Für wen kommt eine Implantat-Behandlung im Ausland in Frage?
Über die Option einer Zahnersatzversorgung im Ausland wird man sich in der Regel im Vorfeld schon informiert haben. Meist gibt es Erfahrungsberichte aus dem Umfeld oder Informationsquellen, denen Vertrauen geschenkt wird. In den seltensten Fällen ist ein blinkendes Internet-Werbebanner aussschlaggebend für eine solche Entscheidung. In erster Linie überlegt natürlich ein Patient, der sich das Behandlungsangebot vor Ort nicht leisten kann oder will, der zeitlich flexibel ist und Geld sparen möchte. Er muss trotz etwaiger verlässlicher Empfehlungen schon bereit sein ins“kalte Wasser“ zu springen und sollte sich der in den vorangegangenen Kapiteln genannten Risiken und Hinweise bewusst sein.
Wann ist von einer Auslandsbehandlung eher abzuraten?
- hohe Ansprüche des Patienten z. B. bei ästhetisch schwierigen Situationen im Frontzahnbereich. Hier sollte die Wahl auch im Heimatland auf einen ausgesprochenen Experten fallen.
- bei zu „kleinen“ Behandlungen, da für 1–2 Implantate die mögliche Kostenersparnis in der Regel zu gering ist.
- sehr aufwändige Behandlungen mit mehrschrittigen Knochenaufbaumassnahmen und damit kontinuierlichem Betreuungsbedarf wegen des zu hohen Zeit-/Reisekostenaufwandes.
- ungeklärte Qualitätsstandards bei Behandler und Dentallabor, keine Gewährleistung
Was kann passieren?
Hier und genauso dort können bei der Versorgung im Ausland Verläufe eintreten, die weder vom Behandler noch vom Patienten erwartet werden. Bei Implantaten kann es zu Entzündungen oder sogar Verlust kommen oder der Zahnersatz ist unter Umständen nicht so wie gewünscht.
Welche Fallen lauern?
Natürlich ist es in solchen Situationen schwieriger, seine Ansprüche gegenüber einem Behandler in der Ferne durchzusetzen. Selbst wenn der Behandler im Ausland bereit ist, die erforderlichen weiteren Behandlungen ohne Mehrkosten (als Garantie) zu erbringen, kann der zusätzliche Zeitaufwand für Korrekturen die Möglichkeiten des Patienten überfordern.
Hier allerdings extreme Angst zu schüren, ist nicht statthaft. Die Implantologie ist hier und dort eine sichere Behandlungsmethode, Komplikationen dürften bei fachlich einwandfreier Behandlung eher selten sein. Im Notfall könnte zwar auch mal ein Zahnarzt in den heimischen Gefilden zu finden sein, der bereit ist zu helfen. Allerdings dürfte er bei Problemen am Zahnersatz kaum Hand anlegen wollen, da er sonst Gefahr läuft, in Regress genommen zu werden, bzw. der Patient seine Ansprüche gegenüber dem Primärbehandler verlieren kann. Das Gleiche gilt übrigens auch für „Notfall“-Vertretungen unter deutschen Zahnärzten.
Durch die Billigflugangebote sind die Reisekosten (bei genügender Flexibilität) mitunter gering. Allerdings sollte man bei der Gesamtberechnung doch ein bisschen Reserve einplanen, da ein unvorhergesehener Besuch bei einer aufwändigen Therapie durchaus vorkommen kann. Einige ausländische Behandler/Kliniken bieten zwar Kooperations-Behandler im Land des Patienten an, diese müssen aber nicht im nahen Umfeld liegen.
Überstürzung der Behandlungen denkbar
Eine grundsätzliche Schwierigkeit kann die Distanz im übertragenen Sinne darstellen, also gar nicht bezüglich der Auslandsbehandlung an sich, sondern verbunden mit der Einsicht, dass eine perfekte Zahnersatzplanung (und Durchführung) auch eine gute Kenntnis der Wünsche und der Voraussetzungen des Patienten voraussetzt. Nicht immer liegen die Dinge so einfach, dass sie sich in einer Beratungssitzung klären lassen. Häufig sind für eine Zahnersatzbehandlung – wie schon erwähnt – Vorbehandlungen (Parodontitis) für den langfristigen Erfolg unabdingbar.
Bei Auslandsbehandlungen könnten sich Patient und Behandler aber eher in die Lage gebracht sehen, eine schnelle Entscheidung zu fällen und diese auch zügig durchzuführen.
1. Andreas Joss, Morten M. Christensen, SimoneJakob, Gabriela Oberholzer und Nikolaus P.Lang – Qualität vonzahnärztlich-prothetischen Versorgungen im Vergleich (Schweiz/Ausland,speziell Ungarn). In: Acta Med Dent Helv., Vol 4: 77, 1999
2. Gerwin Arnetzl: Prothetische Versorgung ausdem benachbarten Ausland ohne entsprechende Vorbehandlung und derenFolgen. Vortrag am Österreichischen Zahnärztekongress, Wien 1995;Universitätszahnklinik für Mund-, Zahn- und Kieferheilkunde Graz (1995)
3. F. Krummenauer, I. Körner, C. Baulig, U. Weibler-Villalobos:Klinische und ökonomische Evaluation zahnärztlicher Leistungen im Ausland. In: Gesundheitswesen 65, 495-501 (2003)
4. C. Baulig, U. Weibler-Villalobos, I. Körner, F. Krummenauer: Evaluationen von Ergebnisqualität und Kosteneffektivität zahnärztlich-prothetischer Versorgungen im (Nicht-EU-) Ausland. In: Dtsch Zahnärztl Z 59, 230-235 (2004)
5. C. Baulig: Zahnersatz aus dem Ausland- Qualität und Kosten. In: Dtsch Zahnärztl Z 63, 453-456 (2008)
Hinweise der Bundezahnärztekammer zur Auslandsbehandlung
Infos vom Europäischen Verbraucher Zentrum
Werkstattbericht Medizintourismus