Hintergrund: Dentalimplantate können in die Alveole direkt nach der Zahnextraktion eingebracht werden. Diese werden „Sofortimplantate“ genannt. „Verzögerte Sofortimplantate“ sind jene Implantate, die nach Ablauf einiger Wochen bis zu einigen Monaten eingebracht werden, damit das Weichgewebe verheilt ist. „Spätimplantate“ sind jene, die hiernach in teilweise oder vollständig geheiltem Knochen eingebracht werden. Die Vorteile der Sofortimplantate liegen im Behandlungszeitraum, der verkürzt werden kann und darin, dass die Knochenhöhe erhalten bleibt, wodurch eine Verbesserung der ästhetischen Ergebnisse möglich ist. Die potentiellen Nachteile liegen im verstärkten Infektions- und Versagensrisiko der Sofortimplantate.
Ziele: Eine Bewertung des Erfolgs, der Funktion, der Komplikationen sowie der Patientenzufriedenheit zwischen „Sofortimplantaten“, „verzögerten Sofortimplantaten“ und „verzögerten Implantaten“ zu erstellen.
Suchstrategie: Die Datenbanken Cochran Oral Health Group‘s Trial Register, Cochrane Central Register of Controlled Trials (Central), MEDLINE und EMBASE wurden durchsucht. Mehrere Dentalzeitschriften wurden manuell durchsucht. Die Bibliographie der Zeitungsartikel wurde überprüft sowie nach persönlichen Referenzen gesucht. Über 55 Herstellerfirmen von Implantaten wurden ebenso kontaktiert. Die letzte elektronische Suche fand am 7. August 2006 statt.
Selektionskriterien: Randomisierte, kontrollierte Studien (RCTs) und gezielte RCT, welche Sofort-, verzögerte Sofort- und verzögerte Implantate bewerteten und dabei über das Resultat bis mindestens 1 Jahr nach funktionaler Einbringung berichteten.
Datensammlung und Analyse: Die Untersuchung der infrage kommenden Studien, die Bewertung der methodischen Qualität der Versuche sowie die Datenextraktion wurden unabhängig voneinander und in zweifacher Ausfertigung durchgeführt. Die Autoren wurden bei fehlender Information kontaktiert. Die Resultate erscheinen als Random-Effects-Modelle, die mittlere Unterschiede für fortlaufende Resultate und Risikoverhältnisse für dichotome Resultate mit Konfidenzintervallen (Cis) von 95% verwenden. Die statistische Einheit der Analyse war der Patient.

Hauptergebnisse: Einbezogen wurden zwei RCTs. Eine RCT verglich Sofortimplantate in periapikal infizierten Bereichen gegenüber verzögerten Implantaten bei 50 Patienten. Nach einem Jahr ergaben sich keine statistisch signifikanten Unterschiede. Die zweite RCT verglich verzögerte Sofortimplantate gegenüber Sofortimplantaten bei 46 Patienten. Nach 1,5 Jahren gab es, gemäß Bewertung vonseiten des Patienten, keine signifikanten Unterschiede bei Zahnersatz- und Implantatvelust, Komplikationen und der Ästhetik, und gemäß der Bewertung von Zahnärzten keine signifikanten Unterschiede in der Papillenhöhe. Jedoch zeigten jene Patienten in der Gruppe mit verzögertem Implantat, welche den Zeitraum zwischen der Zahnextraktion und Einbringung der Krone signifikant länger empfanden, als die Patienten in der Gruppe der verzögerten Sofortimplantate, Standardabweichung VAS -20,30 (95% CI -33,36 bis -7,24).
Auch gab es eine statistisch signifikante höhere Patientenzufriedenheit in der Gruppe mit verzögerten Sofortimplantaten, Standardabweichung (VAS) -6,51 (95% CI-12,63 bis -0,39). Ein unabhängiger Blindbewerter beurteilte die Höhe der periimplantären, marginalen Mukosa im Verhältnis zu den benachbarten Zähnen in der Gruppe mit verzögerten Sofortimplantaten mit einem Risikoverhältnis (RR) 1,68 (95% CI 1,04 bis 2,82) als günstiger.

Schlussfolgerung der Autoren: Obwohl der Nachweis lediglich durch zwei RCTs und einer eingeschränkten Patientenzahl erfolgt, ist die Empfehlung möglich, dass Sofortimplantate und verzögerte Sofortimplantate gegenüber konventionellen Implantaten in abgeheilten Bereichen hinsichtlich der Patientenzufriedenheit und der Ästhetik, möglicherweise durch den Erhalt von Alveolarknochen, einige Vorteile bietet. Sofortimplantate können funktionieren und sind in der Lage die Behandlungsdauer zu verkürzen, jedoch werden noch immer ordnungsgemäß konzipierte RCTs benötigt, um die potentiellen Vorteile und Risiken dieser Behandlungsmodalität zu bewerten, da hierbei mehr Komplikationen und Versagen auftauchen.