Ziel: Das Ziel dieser Arbeit war, mithilfe des systematischen Screenings der wissenschaftlichen Literatur die biologischen Konsequenzen einer Überlastung bereits osseointegrierter Implantaten zu quantifizieren.
Methode: Detailliertes Durchsuchen der Datenbanken PUBMED, OVID, EMBASE und LILACS. Artikel, die bis Dezember 2011 veröffentlicht und die eine klinische, radiologischen und/oder histologischen Beurteilung der sogenannten Überlastungen von Implantaten zum Inhalt hatten, fanden Berücksichtigung. Identifizierte Studien wurden von einem nicht-verblindeten Gutachter nach gut definierten Ein-und Ausschlusskriterien bewertet. Wenn Zweifel entstanden, wurden die Co-Autoren hinzugezogen, bis endgültige Einigung erzielt werden konnte.
Die PICO-Fragen* wurde wie folgt formuliert: „Wie ist der Effekt einer Überlastung auf Knochen- /Implantatverlust bei klinisch stabilen Implantaten im Vergleich zu nicht überlasteten Implantaten?“
Die Datenbankrecherchen sowie zusätzliche händische Suche erbrachten in 726 potenziell relevante Veröffentlichungen. Schließlich wurden 16 klinische und 25 Tierstudien als relevant für das Thema eingestuft. Nach Anwendung der Aufnahme- bzw. Ausschlusskriterien mussten alle klinischen Studien und alle Tierversuchsstudien bis auf 3 sowie eine systematische Übersichtsarbeit wegen des hohen Risikos der Voreingenommenheit ausgeschlossen werden.
Ergebnisse: Die mitgelieferten Tierstudien ergaben keine eine Assoziation zwischen Überlastung und periimplantären Knochenverlust wenn nicht gleichzeitig eine periimplantäre Entzündung vorlag. Wenn eine Periimplantitis vorlag, schien eine Überlastung den periimplantären Gewebeabbau zu verschlimmern.
Fazit: Die Folge einer Implantatüberlastung auf Knochenabbau und Implantatverlust für klinisch gut osseointegrierte Implantate ist bisher schlecht untersucht und und liefert wenig unvoreingenommene Beleg, um eine Ursache-Wirkung-Beziehung zu unterstützen. Die PICO* Frage blieb unbeantwortet. Auf der Tierversuchs-Ebene konnte eine durch okklusale Suprakontakte simulierte „Überlastung“ bei klinisch entzündungsfreiem perimplantären Gewebe eine Osseointegration nicht negativ beeinflussen bzw. sogar aufbauende Effekte entwickeln. Im Gegensatz dazu erhöhten okklusale Suprakontakte in Gegenwart von Entzündungen signifikant die Plaque-induzierte Knochenresorption.
*PICO : Abkürzung für eine innerhalb des EBM auf den Punkt gebrachten Aussage: patient problem or population (P), intervention (I), comparison (C) and outcome(s) (O).