Teil 1: Parodontale und dentoalveoläre Eingriffe
Thrombozytenkonzentrate sind innovative Hilfsmittel in der regenerativen Medizin, die in der Mund, Kiefer und Gesichtschirurgie verbreitet Anwendung finden. Leider sind die Publikationen zu diesem Thema widersprüchlich, und die korrekte Einordnung wie auch Interpretation der publizierten Daten gestalten sich schwierig. Während in der Parodontologie und der dentoalveolären Chirurgie zahlreiche Untersuchungen zu verschiedenen Formen Plättchenreichen Plasmas, wie dem Puren Plättchenreichen Plasma (P-PRP) und dem Leukozyten und Plättchenreichen Plasma (L-PRP) veröffentlicht wurden, liegen zu Plättchenreichem Fibrin (PRF) und seinen Unterarten nur wenige Publikationen vor.
In diesem ersten Artikel beschreiben und diskutieren wir den aktuellen Wissensstand zur Anwendung von PRP und PRF bei Avulsion oder Extraktion von Zähnen sowie im Rahmen von mukogingivalen Eingriffen, der gesteuerten Geweberegeneration (GTR), Defektauffüllungen von intraossären Parodontaldefekten und der gesteuerten Knochenregeneration des Alveolarkamms (GBR). Durch eine umfassende Behandlung dieser Aspekte wollen wir Licht in die verwirrende Publikationslage sowie in die Mechanismen bringen, auf denen diese Produkte beruhen. Abschließend legen wir besonderes Augenmerk auf die Perspektiven, die sich in diesem Bereich eröffnen. Hierzu beschreiben und illustrieren wir die systematische Anwendung von L-PRF in Klumpenund Membranform bei Zahn-Avulsionen, der operativen Entfernung von Zysten oder der Behandlung von Gingivarezessionen durch Rezessionsdeckung. Die Anwendung von L-PRF ermöglichte auch die Definition von neuen therapeutischen Prinzipien der natürlichen Geweberegeneration (natural tissue regeneration, NTR) bei Behandlungen von intraossären Parodontalläsionen und der »natürlichen Knochenregeneration« (natural bone regeneration, NBR) bei Rekonstruktionen des Alveolarkamms. Mit der Entwicklung anwenderfreundlicher Verfahren zur Herstellung von Thrombozytenkonzentraten sowie neuen effizienten Konzepten und klinischen Protokollen wird für dieses Forschungsgebiet in der Parodontologie schon bald ein goldenes Zeitalter anbrechen.