Um Nachblutungen bzw. thromboembolische Komplikationen bei Patienten unter Antikoagulanzien-Therapie im Zusammenhang mit Zahnextraktionen zu ermitteln, wurden 214 Patienten nach dem Zufallsprinzip zwei unterschiedlichen Behandlungsgruppen zugeteilt.
In Gruppe A (n=109) wurde die Gabe oraler Antikoagulanzien bei einem mittleren INR von 2,45 fortgeführt, während in Gruppe B (n=105) bei einem mittleren INR von 1,26 ein Bridging mit niedrigmolekularem Heparin (Nadroparin-Kalzium) erfolgte. In Gruppe A wurden lokale blutgerinnungsfördernde Maßnahmen mittels resorbierbaren Kollagenschwämmen durchgeführt. Situationsnähte wurden nicht angelegt. In Gruppe B wurde ebenfalls kein Wundverschluss mittels Naht durchgeführt und es erfolgten keine Maßnahmen zur lokalen
Förderung der Blutgerinnung. Bei acht Patienten aus Gruppe A und fünf Patienten aus Gruppe B traten Nachblutungen ein. Zwischen beiden Gruppen waren keine statistisch signifikanten Unterschiede erkennbar. In keiner der beiden Gruppen konnten thromboembolische Komplikationen beobachtet werden.

Schlussfolgerung: Bei Patienten unter oraler Antikoagulanzien-Therapie mit einem INR ≤ 4,0 können einfache chirurgische Eingriffe erfolgen, ohne dass die gerinnungshemmende
Therapie ausgesetzt oder modifiziert werden muss. Der lokale Einsatz blutgerinnungsfördernder Mittel führt zu einer wirksamen postoperativen Hämostase. Ein Nahtverschluss sollte bei größeren Eingriffen mit einem entsprechend größeren chirurgischen Trauma erfolgen und wenn die primäre Blutgerinnung eingeschränkt ist. Eine Bridging-Therapie ist nicht notwendig.