Die Gabe gerinnungshemmender Vitamin K-Antagonisten (VKA) schützt den Patienten vor einer Thromboembolie, aber erhöht gleichzeitig die Blutungsneigung während und nach
chirurgischen Eingriffen in der Mundhöhle. Daher war die Zielsetzung der systematischen Übersichtsarbeit zu untersuchen, inwieweit die Medikation bei oralchirurgischen Eingriffen reduziert oder abgesetzt werden muss bzw. auf andere orale Antikoagulanzien ausgewichen werden sollte. Dazu wurde eine systematische Medline-Recherche durchgeführt, mittels welcher insgesamt 1.755 Publikationen identifiziert wurden.
16 Studien erfüllten schließlich die Einschlusskriterien. Eine gemeinsame Analyse der Studienergebnisse war aufgrund der hohen Heterogenität der Studiendesigns nicht möglich. Es bestanden keine signifikanten Unterschiede zwischen Patienten, die bei oralchirurgischen Eingriffen die gerinnungshemmende Medikation mit VKA weiterführten und Patienten, welche die Medikation reduzierten bzw. absetzten bzw. auf ein anderes Präparat umgestellt wurden. Geringfügige Nachblutungen konnten sowohl in den Test- wie den Kontrollgruppen mittels lokaler Maßnahmen gestillt werden.
Schlussfolgerung: Derzeit besteht eine starke Evidenz, dass Patienten ihre gerinnungshemmende Medikation während kleinerer oralchirurgischer Eingriffe nicht absetzen sollen, da nicht mit einer erhöhten Blutungsneigung zu rechnen ist, und weil dadurch die Risiken für eine Thromboembolie vermieden werden.