Hintergrund
Zahnimplantate werden in der Regel nach Aufklappen des Zahnfleisches und Lappenbildung eingebracht. In einigen Fällen kann auf einen Zahnfleischschnitt verzichtet werden, was mit geringeren Beschwerden für den Patienten verbunden ist. Mehrere Schnitt-und Nahttechniken haben sich etabliert und Die Gingiva wird häufig aus ästhetischen Gründen korrigiert und vermehrt. Häufig wird empfohlen, dass die Implantate durch eine ausreichende Breite keratinisierten Schleimhaut umgeben sein sollten, um ihre langfristige Prognose zu verbessern.

Ziele
Um festzustellen, ob (1a) Verfahren ohne Lappenbildung von Vorteil für die Patienten sind, und (1b), welche die beste Schnittführung darstellt ob (2a) Weichgewebskorrekturen / Augmentationstechniken von Vorteil für die Patienten sind, und (2b) was dafür die besten Techniken sind, ob (3a) Massnahen zur Verbreitereung der keratinisierten Gingiva um Implantate von Vorteil für Patienten sind, und (3b), was hierfür die besten OP-, und (4) Nahttechniken bzw. Materialien sind.

Auswahlmethoden
Folgende elektronische Datenbanken wurden durchsucht: die Cochrane Oral Health Group Trials Register (bis 9. Juni 2011), das Cochrane Central Register of Controlled Trials (CENTRAL) (The Cochrane Library 2011, Issue 2), MEDLINE über OVID (1950 bis 9. Juni 2011 ), EMBASE über OVID (1980 bis 9. Juni 2011). Mehrere Fachzeitschriften der Zahnheilkunde wurden manuell durchsucht. Es gab keine Einschränkungen bezüglich der Sprache.

Auswahlkriterien
Alle randomisierten kontrollierten Studien (RCT) mit wurzelförmigen, osseointegrierte Zahnimplantaten, mit einem Follow-up von mindestens 6 Monaten nach Funktion, die verschiedene Techniken in der Weichteilchirurgie bei Zahnimplantaten überprüften. Die Studienziele waren je nach verschiedenen Hypothesen: Prothesen-und Implantatverlust, biologische Komplikationen, Ästhetik von Patienten und Zahnärzten ausgewertet, postoperative Schmerzen, Veränderungen des marginalen periimplantären Knochenverlaufs auf periapikalen Röntgenaufnahmen, Präferenzen des Patienten, Probleme für den Patienten bezgl. Handhabung und Reparaturen, Änderungen der Gewebedicke und in der Höhe der keratinisierten Schleimhaut.

Datensammlung und-analyse
Das Screening der in Frage kommenden Studien und die Bewertung der methodologischen Qualität der Studien und Datenextraktion wurde in mindestens zweifacher Ausfertigung und durch 2 oder mehr voneinander unabhängige Autoren durchgeführt. Die Autoren der Studien wurden für fehlende Informationen kontaktiert. Die Resultate wurden über Risikokennzahlen für dichotome Ergebnisse und Standardabweichung mit 95%-Konfidenzintervall bezüglich der Ergebnisse dargestellt..

Wichtigste Ergebnisse
Siebzehn potenziell verwertbare RCTs wurden identifiziert, aber nur sechs Studien mit insgesamt 138 Patienten konnten einbezogen werden. Bei einer Studie wurde ein geringes Risiko, bei zwei Studien ein unklares Risiko bezüglich der Befangenheit festgestellt, und bei drei Studien sogar ein hohes Risiko fehlender Neutralität.
In zwei Studien (56 Patienten) wurde ein Vergleich zwischen minimalinvasivem (flapless) Setzen von Zahnimplantaten und konventioneller Aufklappung durchgeführt, eine Studie (10 Patienten) verglich den krestalen mit dem vestibulären Zugang, eine Studie (20 Patienten) verglich Erbium YAG-Laser, und konventionelle Freilegung der Implantate. Eine Split-Mouth-Studie (10 Patienten) untersuchte, ob Bindegewebstransplantate während der Implantation erfolgreich für die Vermehrung des periimplantären Gewebes ist. In einer Studie (40 Patienten) wurde ein Autograft mit einer tierischen Kollagenmatrix zur Verbreiterung die keratinisierten Schleimhaut verglichen.Die Implantatsetzung ohne Aufklappung und Freilegungen mit dem Laser statistisch scheint signifikant weniger postoperative Schmerzen als die klassische Lappenpildung nach sich zu ziehen, allerdings eher patientenabhängig als implantatbedingt. Weichteilaugmetationen durch Bindegwebstransplantate resultierten in einer besseren Ästhetik und einem dickeren Weichgewebsmantel. Sowohl Transplantate vom Gaumen als auch Kollagenmembranen porciner Herkunft lieferten einen Gewinn an keratinisierter Mukosa, dabei auf Kosten einer Rezession von 0,5mm um das Implantat und erheblicher postoperativer Schmerzen. Andere signifikante Ergebnisse konnten aus den Studien nicht extrahiert werden.

Schlussfolgerungen
Es gibt einen schwachen Beleg dafür, dass eine OP ohne Aufklappung praktikabel ist und die postoperativen Beschwerden bei ausgewählten Patienten zu reduzieren vermag. Augmentationen mit Bingewebstransplanten bei Implantaten helfen, die Weichgewebsdicke zu erhöhen und die Ästhetik zu verbessern. Techniken zur Verbreiterung der keratinisierten Schleimhaut mit autologen oder xenoger Kollagen-Matrix sind zwar erfolgreich, werden aber mit dem Risiko einer Verschlechterung des ästhetischen Ergebnisses (0,5 mm der Rezession) und erheblichem Leiden während der Behandlung erkauft. Es gibt keine hinreichenden Nachweise, Empfehlungen auszusprechen, was die ideale Schnitttechnik , das optimale Lappendesign, die beste Technik zur Weichgewebevermehrung sind. Ob die Techniken zur Verbesserung der befestigten Schleimhaut letztendlich vorteilhaft für den Patienten sind oder nicht, konnte nicht gekärt werden. Auch zur besten Nahttechniken und Materialwahl ist die Datenlage unzureichend. Richtig konzipierte RCTs, mit mindestens 6-monatigen Follow-up sind notwendig, um verlässlichere Antworten auf diese Fragen zu geben.