EINFÜHRUNG: Eine Nervenverletzung während der Implantateinbringung ist eine vermeidbare, ernste Komplikation mit großer gerichtsmedizinischer Bedeutung. Die Häufigkeit der implantatbezogenen inferioren Verletzungen des Alveolarnervs (IAN-Verletzungen) reicht von 0 bis 40 %. Dieser Artikel stellt vier Fälle einer IAN-Verletzung infolge einer mandibularen Einbringung eines Implantats mit früher Entfernung des Implantats dar, welche in die oralchirurgische Abteilung des King‚s College Hospitals in London überwiesen wurden.
ZIELE: Die Bewertung der sensorischen Beeinträchtigung und Heilung beim Patienten mit implantatbezogener IAN-Verletzung und die Bewertung, ob eine frühe Entfernung der Implantate eine neutrale Heilung fördert. Eine Empfehlung dahingehend, wie am besten mit vermuteten/tatsächlichen Nervenverletzungen umzugehen ist und um deren Auftreten zu verhindern.
METHODEN: Innerhalb der letzten zwei Jahre wurde bei vier Patienten, die für eine Expertenmeinung in die Abteilung der Oralchirurgie überwiesen wurden, eine anhaltende implantatbezogene IAN-Verletzung mit früher Implantatentfernung (d.h. 18 Stunden bis vier Tage nach der Verletzung) identifiziert. Die Daten wurden anhand von Übermittlungen an die Gesundheitsregister gesammelt.
ERGEBNISSE: Alle Patienten litten unter einer Taubheit der beeinträchtigten inferioren Alveolardermatome, wobei drei der vier Fälle auch eine Art von neuropathischem Schmerz erfahren hatten. Fall 1 und 2, bei welchen die Implantate nach 18 bzw. 35 Stunden nach der Verletzung entfernt wurden, erlangten nahezu eine vollständige sensorische Heilung. Fall 1 erhielt zudem eine gleichzeitige NSAR- und Steroidtherapie. Fall 3 und 4 erlitten eine komplette Taubheit der inferioren Alveolardermatome und konnten keinerlei Gefühlsverbesserung wiedererlangen, als ihre Implantate zwei respektive vier Tage nach der Verletzung entfernt wurden. Beide Patienten mit signifikanter, anhaltender Neuropathie (Fall 3 & 4) berichteten von funktionellen Problemen.
SCHLUSSFOLGERUNG: Diese Patientenkohorte demonstriert, dass die frühe Entfernung von Implantaten bei einer IAN-Verletzung (früher als 36 Stunden nach der Verletzung) einer Minimierung oder gar Heilung der IAN-Neuropathie förderlich ist. Ebenso effektiv scheint eine verbundene kortikosteroidale und hochdosierte nonsteroidale entzündungshemmende Therapie. Die implantatbezogene IAN-Verletzung ist ein vermeidbares Geschehen bei einem elektiven Eingriff. Dem Zahnarzt wird hier ein Managementprotokoll bei vermuteten Verletzungen empfohlen.