Hintergrund: Häufig wird diskutiert, ob sich die Implantatbehandlung bei Menschen mit vorherigem Zahnverlust aufgrund von Parodontitis durch eine erhöhte Häufigkeit des Implantatverlusts und Periimplantitis auszeichnet.
Ziel: Das Ziel der vorliegenden Überprüfung war die Beurteilung, ob Menschen mit vorherigem Zahlverlust, bedingt durch Parodontitis, ein erhöhtes Risiko des Verlusts von Suprastrukturen, des Implantatverlusts, der Periimplantitis und des perimplantärem, marginalem Knochenverlusts im Vergleich zu Menschen mit vorherigem, durch andere Gründe als Parodontitis bedingten Zahnverlust tragen Forschungsstrategie: Die zur Untersuchung zu berücksichtigenden Studien wurden in MEDLINE (PubMed) gesucht. Relevante Zeitschriften wurden manuell durchsucht. Darüber hinaus wurden Referenzlisten von zur Volltextsuche ausgewählte Artikel durchsucht sowie zuvor veröffentlichte Überprüfungen, die für die vorliegende systematische Durchsicht relevant waren. Die Suche wurde von einem Prüfer ausgeführt und auf Studien am Menschen beschränkt, die im Zeitraum vom 1. Januar 1980 bis 1. Januar 2006 veröffentlicht wurden. Sprachbegrenzungen wurden keine angewandt.
Selektionskriterien: Einbezogen wurden prospektive und reproprospektive Kohortenstudien mit zumindest einer 5-jährigen Nachuntersuchung über den Vergleich von Ergebnissen der Implantatbehandlung bei Menschen mit Parodontitis-assoziiertem und nicht Parodontitis-assoziiertem Zahnverlust. Die Messergebnisse bildeten überlebende Suprastrukturen, überlebende Implantate, das Auftreten von Periimplantitis und periimplantären, marginalen Knochenverlust. Beurteilt wurden die 5- und 10-jährigen Zeitpunkte. Datensammlung und Analyse: Die Selektion der infragekommenden Studien, die methodologische Qualitätsbeurteilung sowie die Datenextraktion wurden doppelt sowie von einander unabhängig von den beiden Autoren ausgeführt. Anlässlich fehlender Informationen wurden die Autoren kontaktiert.
Die Ergebnisse wurden als willkürliche Effektmodelle unter Verwendung gewichteter Durchschnittsunterschiede für fortlaufende Ergebnisse und relativem Risiko dichotomer Ergebnisse mit Konfidenzintervallen (CIs) von 95% formuliert.
Durchschnittsergebnisse: Es wurden zwei Studien mit jeweils einer 5- und 10-jährigen Nachuntersuchung bestimmt. Hierbei wurden insgesamt 33 Patienten mit Zahnverlust bedingt durch Parodontitis und 70 Patienten mit nicht Parodontitis-assoziiertem Zahnverlust einbezogen. Nach 5 Jahren gab es keinen signifikanten Unterschied in der Überlebensrate der Suprastrukturen. Darüber hinaus gab es keinen signifikanten Unterschied bei den Überlebensraten der Implantate nach 5 oder 10 Jahren. Jedoch gab es signifikant mehr durch Periimplantitis beeinträchtigte Patienten in der Gruppe mit Parodontitisassoziiertem Zahnverlust bei der 10-jährigen Nachuntersuchung, Risikoverhältnis (RR) 9 (95% CI 3,94-20,57). Weiterhin wurde ein signifikant erhöhter periimplantärer marginaler Knochenverlust bei Patienten mit Parodontitisassoziiertem Zahnverlust nach Ablauf von 5 Jahren beobachtet, Durchschnittsunterschied 0,5 mm (95% CI 0,06-0,94).
Schlussfolgerungen: Die Überlebensrate der Suprastrukturen und der Implantate unterschied sich bei Menschen mit Parodontitisassoziiertem und nicht Parodontitisassoziiertem Zahnverlust nicht signifikant. Jedoch wurde eine signifikant erhöhte Häufigkeit von Periimplantitis und signifikant erhöhtem periimplantären, marginalem Knochenverlust bei Menschen mit Parodontitisassoziiertem Zahnverlust festgestellt.
Die geringe Anzahl und die methodologische Qualitätsbeurteilung beider Studien empfehlen, die Ergebnisse mit Vorbehalt zu interpretieren. Folglich werden weitere Langzeitstudien benötigt, die sich insbesondere auf das Ergebnis von Implantatbehandlungen bei jungen Erwachsenen mit aggressiver Parodontitis konzentrieren, bevor endgültige Schlussfolgerungen über das Ergebnis von Implantatbehandlung bei Patienten gezogen werden können, die eine Vorgeschichte mit Parodontitis besitzen.