Gegenstand des Abstracts: Die Bewertung der Prävalenz, Größe, Position und Inhalt der Foramina und knöchernen Kanäle, die sich an der lingualen Seite der mandibularen Mittellinie befinden.
Material und Methoden: Die Prävalenz und Größe der mittleren lingualen Foramina und Kanäle, welche oberhalb und/oder unterhalb der Kinnspitze sichtbar sind sowie deren Abstände von der mandibularen Basis wurden in 60 trockenen Unterkiefern erwachsener, menschlicher Leichen gemessen. Zusätzlich wurden makroanatomische Präparationen an weiteren 20 Unterkiefern durchgeführt, wobei rotes Latex injiziert wurde, um die vaskulären Kanalinhalte zu prüfen, welche mit diesen mittellinig, lingualen Foramina und Kanälen in Assoziation stehen.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 118 Foramina erfasst. Alle geprüften Unterkiefer hatten zumindest ein linguales Foramen an der Mittellinie oberhalb der Kinnspitze, positioniert bei einer durchschnittlichen Höhe von 12,5+/-2,1 mm (SD) an der inferioren Mandibulagrenze. Makroanatomische Präparationen zeigten eine eindeutige Gefäßabzweigung, die als einzelnes Blutgefäß die mandibulare Mittellinie von einer sublingualen-sublingualen Anastomose bei 19 von 20 untersuchten Mandibulas (95%) erreichte.
Schlussfolgerung: Blutgefäße im Mundboden liegen in den meisten Fällen in nächster Nähe der lingualen, kortikalen Platte der mandibularen Mittellinie. Dies bedeutet, dass Blutungen auftreten können, wenn die mandibulare kortikale Platte auch nur minimal perforiert ist. Als Folge daraus empfehlen die Autoren eine sorgfältige Planung der Implantatpositionierung an der mandibularen Mittellinie, eventuell die optionale Anwendung einer geraden Anzahl von Implantaten im interforaminalen Bereich, um das Risiko eines chirurgischen Traumas an der lingualen kortikalen Platte der mandibularen Mittellinie zu vermeiden.
Zitierweise des Artikels: Rosano G, Taschieri S, Gaudy JF, Testori T, Del Fabbro M. Anatomic assessment of the anterior mandible and relative hemorrhage risk in implant dentistry: a cadaveric study.