Es gibt vielfache Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen chronischen Infektionen/Entzündungen und Karzinomen. Ziel dieser Studie war die Untersuchung der Auswirkungen einer chronischen Parodontitis auf Plattenepithelkarzinome im Kopf-Hals-Bereich (HNSCC). Die Studienpopulation bestand aus Patienten mit einer Diagnose von primären HNSCC, die zwischen 1999 und 2005 auf der Abteilung für Zahnmedizin und Kiefer-Gesichts-Prothetik des Roswell Park Cancer Institute neu aufgenommen worden waren. Die Kontrollgruppen waren sämtliche im gleichen Zeitraum behandelten Patienten ohne Malignom. Patienten unter 21 Jahren, zahnlose Patienten, Patienten mit geschwächter Immunabwehr und Patienten mit Karzinom in der Anamnese wurden aus der Studie ausgeschlossen. Die Parodontitis wurde von einem Untersucher ohne Kenntnis des Karzinomstatus anhand des Alveolarknochenverlustes auf Panoramaröntgenaufnahmen beurteilt. 473 Patienten (266 in der Testgruppe, 207 in der Kontrollgruppe) nahmen an der Studie teil. Nach Berücksichtigung von Alter, Geschlecht, Herkunft, Familienstand, Nikotin- und Alkoholkonsum sowie Zahnverlust korrelierte jeder Millimeter Knochenverlust mit einem um mehr als das Vierfache erhöhten HNSCC-Risiko (relatives Risiko 4,36, 95-%-KI 3,16–6,01). Die Korrelation war am höchsten der Mundhöhle, gefolgt von Oropharynx und Larynx, und auch bei Patienten ohne jeden Nikotin- und Alkoholkonsum vorhanden. Zwischen Rauchen und Knochenverlust gab es einen signifikanten Zusammenhang (p < 0,03). Bei Patienten mit Parodontitis war die Wahrscheinlichkeit von gering differenzierten SCC der Mundhöhle höher als bei Patienten ohne (32,8 % bzw. 11,5 %, p = 0,038). Diese Studie legt den Schluss nahe, dass eine chronische Parodontitis ein unabhängiger Risikofaktor für HNSCC ist, der durch Rauchen beeinflusst wird. Diese Ergebnisse sind von Bedeutung für praktikable und sichere Strategien der Prophylaxe, Diagnose und Therapie von HNSCC.