Diskussions-Forum Zahnimplantate und Zahnersatz

Peri-Implantitis

Conny
Conny

Hallo,
ich scheine zahntechnisch ein hoffnungsloser Fall zu sein. Vor 2 1/2 Jahren wurden mir im Unterkiefer jeweils rechts und links außen je ein Implantat gesetzt. Der erste Versuch scheiterte an beiden Implantaten. Das linke löste sich nach heftigsten Schmerzen nach 5 Wochen, das rechte erst nach 13!Wochen. 4 Monate später wurden die Implantate neu gesetzt. Ich habe kaum Knochen, und mir ist bewusst, dass meine Ausgangsposition ein Grenzfall ist. Mein Zahnarzt sagte mir, dass andere Mediziner sich wohl nicht gerangetraut hätten, in diesen Knochen Implantate zu setzen. Nun hat er es aber gemacht. Die beiden neu gesetzten Implantate wurden etwas schräger in den Knochen eingepflanzt, darauf kam jeweils eine Brücke mit einem Luftglied. Sie halten. Allerdings habe ich an der linken Seite seitdem permanent Entzündungen und sogar Eiterungen mit schlimmen Schmerzen. Die gesamte Wange schwillt dabei an wie eine Kartoffel. Das Problem ist, dass ich halt keinen Zahnfleischsaum habe, sondern nur Weichteilgewebe, sprich Wange. D.h. dort, wo das Implantat aus dem Kiefer austritt, fängt auch schon die Wange an. Sämtliche Versuche meines Zahnarztes schlugen fehl. Meine Mundhygiene ist hervorragend, aber es nützt nichts. Vor 4 Monaten habe ich mich einer höllischen Operation unterzogen. Dabei wurde an der Innenseite des Kiefers unter dem Implantat das Zahnfleisch vom Knochen gelöst, dann unter das Brückenglied geschoben und außen wieder angenäht. Der Knochen lag so lange frei, bis sich neues Gewebe gebildet hat. Nie wieder!!! Diese Schmerzen waren grauenhaft. Genützt hat es nichts. Jetzt habe ich momentan wieder eine derartige Entzündung mit Schwellung bis hin zum Ohr, so dass ich mit meinen Kräften am Ende bin. Mein Zahnarzt ist nun auch der Meinung, dass das Implantat wohl oder übel entfernt werden müsse, obwohl es festsitzt. Vorher wolle er noch als allerletzte Möglichkeit mit dem Pulverstrahl (Airflow) versuchen, eine Bekämpfung der Ursache zu schaffen. Auf der anderen Seite, wo die gleiche Ausgangsposition vorliegt, habe ich keine Probleme.

Ich würde es gern behalten wollen, aber die Schmerzen, die ich in den letzten 2 1/2 Jahren erleiden musste (wenn es hoch kommt hatte ich mal 7 Tage Ruhe), kann ich nicht mehr aushalten. Gibt es denn keine Möglichkeit - auch bei schlechten Voraussetzungen wie bei mir - ein erneutes Eindringen von Bakterien zu verhindern und somit mein Implantat zu erhalten?

Mein Zahnarzt hat solch einen Fall noch nicht erlebt.
Ich weiß, dass eine Ferndiagnose schlecht geht, aber vielleicht gibt es irgend etwas, was mich hoffen lassen kann. Vielen Dank!



Dr. Partenheimer
Dr. Partenheimer

Hallo Conny,

wenn die Entzündungen nur durch die verschiebliche Schleimhaut bedingt ist und nicht auch am Röntgenbild erkennbar bereits den umgebenden Knochen betrifft, würde ich das Implantat nicht ohne 2. Meinung entfernen lassen.
Es gibt reichlich OP- Techniken, um "das Zahnfleisch wieder zu befestigen".

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Partenheimer



Conny
Conny

Vielen Dank, Herr Dr. Partenheimer, für die schnelle Antwort.
Auf dem Röntgenbild ist leider zu erkennen, dass der Knochen am Implantat schon betroffen ist, d.h. zerfressen ist bzw. sich noch mehr zurückgebildet hat.

Ich weiß nicht, wie ich micht ausdrücken soll, aber um "Zahnfleisch wieder zu befestigen" muss doch erstmal welches vorhanden sein? Es handelt sich bei dem Implantat um den 6er. Der 5er ist das Brückenglied. Auf dem 4er und 6er ist die Brücke befestigt. Wenn man in meinen Mund schaut, macht mein Kiefer nach dem 4er einen Abgang von ca. 5 mm. D.h. der Knochen hatte sich schon vor der Implantation soweit zurückgebildet (10 Jahre keine Backenzähne und den falschen Zahnarzt, der mit meinen Zähnen nicht Herre wurde, dann erfolgte ein Wechsel). Das sogenannte Zahnfleisch ist eigentlich kein Zahnfleisch, sondern nur weiches Wangengewebe. An der Innenseite merke ich sogar den oberen Teil des Gewindes vom Implantat. Es sitzt also nicht so tief, wie es sein sollte. Das ging aber auch nicht, da es wohl ganz knapp am Hauptnerv liegt und eben zu wenig und zu dünner Knochen vorhanden ist. Nach der letzten Operation, wo die Zahnfleischlappen verlegt wurde, ist das Zahnfleisch an der Innenseite nicht wieder so hochgewachsen, so dass ich jetzt eben das Gewinde spüre. Aber die Innenseite ist wohl nicht das Problem. An der Außenseite beginnt dann auch schon die Wange, welche an dem Implantat anliegt, so dass sie bei natürlichen Bewegungen scheuert und reibt und wahrscheinlich auch nicht genügend Luft an das Implantat lässt.

Es ist ziemlich schwer, als Laie das alles zu umschreiben. Ich kann nur soviel sagen, dass meine ganze Kieferkonstruktion von der Norm erheblich abweicht (Kreuzbiss, Oberkiefer zu klein, Ober- und Unterkiefer driften hinten wahnsinnig auseinander). Ich bin jetzt 40 Jahre alt, und mein jetziger Zahnarzt ist der erste!, welcher meine Zähne wenigstens so in den Griff bekam, dass ich wie ein normaler Mensch essen kann (Änderung der Zahnstellung durch vollständige Überkronung des Oberkiefers). Aber mit den Implantaten, zumindestens mit dem linken scheint es nicht zu klappen. Ich weiß eben auch nicht, ob ich überhaupt noch in der Lage bin, weitere Operationen zu überstehen, ohne eine Garantie, dass die Ursache bekämpft werden kann.

Am Montag soll ersteinmal der Airflow in Einsatz gebracht werden und das, was vom Implantat rausguckt geglättet werden. Aber viel verspreche ich mir nicht davon.

Vielen Dank nochmal.



Dr. Partenheimer
Dr. Partenheimer

Hallo Conny,

Ich kann mir ziemlich gut anhand Ihrer Schilderung vorstellen, wie die Situation ist.
Um festes Zahnfleisch um das Implantat herum zu erhalten, muß man tatsächlich etwas Schleimhaut vom Gaumen dorthin verpflanzen.
Ob das bei Ihnen möglich ist, kann man aus der Ferne schlecht beurteilen, sollte aber machbar sein. Vielleicht sollten Sie die vorgeschlagene Behandlung erst einmal vornehmen lassen und danach diese Möglichkeit in Erwägung ziehen. Das Zahnfleisch geht Ihnen auch nicht wieder verloren, wenn doch ein weiteres Implantat gesetzt werden muß.

Gruß, Dr. Partenheimer



Conny
Conny

Hallo Dr. Partenheimer,

ich danke Ihnen für Ihre Antwort. Sollte die Behandlung mit Aerflow auch nichts bringen, muss ich mir das ganze nochmals überlegen. Momentan ist der Stand so, dass mein ZA wohl der Meinung ist, dass das Implantat entfernt werden müsse, um mich endlich wieder schmerzfrei zu bekommen. Und ehrlich gesagt, ich kann mir eine weitere OP sowohl aus psychischer Sicht als auch kräftemäßig nicht mehr vorstellen, zumal ja schon irgendwelche Schleimhautlappen verlegt und außen angenäht wurden. Und das war eine Pferdekur.

Ich danke Ihnen trotzdem vielmals.

Conny



Dr. Dr. B. Zahedi
Mitglied seit 06. 12. 2000
4044 Beiträge

vielleicht ist es noch eine Idee, erstmal die Brücke anzunehmen und zu schauen, ob lastfrei eine Besserung eintritt. Ist auch pflegerisch einfacher. Dann vielleicht noch mal Schleimhau verlagern.
Gruß
B. Zahedi



C
C

Danke Herr Dr. Dr. Zahedi,
ich werde mir alle Tipps überdenken. Aber wie schon gesagt, eine Schleimhautverlagerung würde ich nur noch einmal unter Morphium durchführen lassen. Das war die schlimmste Operation meines Lebens, damit meine ich die Schmerzen danach. Das kann man einfach nicht beschreiben, was ich da durchgemacht habe.

Conny



Conny
Conny

Hallo,
ich habe noch eine Frage.
Sollte ich mich nochmals für eine Schleimhautverlagerung entscheiden, falls dies überhaupt möglich ist und mein ZA mitspielt, so würde mich interessieren, wie das üblicherweise vonstatten geht. Wenn vom Knochen Gewebe entfernt wird, so liegt dieser doch danach (so war es bei mir jedenfalls) bis zur neuen Gewebebildung frei. Und genau das war wirklich trotz starker Schmerztabletten nicht, aber auch wirklich nicht auszuhalten. Sind diese Schmerzen normal, oder was erhalten üblicherweise Patienten dagegen? Müsste da nicht etwas verabreicht werden, was dem Beteubungsmittelgesetz unterliegt?

Wäre nett, wenn ich darüber noch Auskunft erhalten würde.

Danke Conny



Conny
Conny

Sorry - natürlich Bet"ä"ubungsmittelgesetz



Bettina
Bettina

Hallo Conny,

erstmal alles Gute für den weiteren Verlauf der Sache - Kopf hoch :-)

Ist Osteodistraktion eine Möglichkeit?
Das löst zwar vermutlich nicht das akute Zahnfleichproblem, soll aber in Sachen Knochenaufbau eine sehr, sehr vielversprechende Methode sein. Das soll bei mir gemacht werden und ich versuche grad händeringend, mehr Infos dazu zu bekommen.

Da es eine verhältnismässig junge Methode ist, gestaltet die Recherche sich als schwierig. Leider kann ich daher momentan nicht mehr dazu erzählen - bis auf die Tatsache, dass es auch nicht gerade ein kleiner Eingriff ist.
Der Zahnarzt kann sicher mehr dazu sagen.

Ist halt auch nur so ein Stohhalm-Hinweis von einer ebenfalls verzweifelten Leidensgenossin.

Nochmal alles Gute
Bettina