Diskussions-Forum Zahnimplantate und Zahnersatz

frischgesetzte Implantate wieder entfernen?

Sabine
Sabine

Liebe Mitglieder,

sollten die vor 14 Tagen mit Knochenaufbau gesetzten Implantate, Unterkiefer 43,44, nicht besser gleich wieder entfernt werden? Die OP Wunde war nach Nahtentfernung 8 Tage nach OP über die ganze Länge und Breite aufgegangen mind 2 cm x 0,6 bis 0,8 cm Breite, Membran war sichtbar. Geöffnet war es mind. 1 Tag, sehr wahrscheinlich länger, wurde durch die Schwellung nicht bemerkt. Nach erneutem Nähen ist wieder ca ein 6 mm langes Stück aufgegangen, auf dieser Naht war sehr viel Zug, Membran war wieder sichtbar. Es soll nicht mehr genäht werden und ist seit über 2 Tagen offen. Bitte, was raten Sie mir? Abwarten, hoffen, dass keine Entzündung im Kiefer ist? oder lieber eine Zweitmeinung bei einem Kieferchirurgen einholen? Ich bin ratlos und habe Angst vor einer Nekrose, habe im UK rechts sowieso schon Knochenschwund. Am liebsten wäre mir, dass die Implantate samt synthtischem Knochenmaterial und Membran wieder rauskommen.

Herzlichen Dank im voraus für Ihre Hilfe



Agnes
Mitglied seit 25. 10. 2008
498 Beiträge

Das lässt sich aus der Ferne und ohne Details über die Vorgeschichte und das verwendete Material eher schwer beurteilen. Wenn Implantate gesetzt und Knochenaufbau gemacht wurden in einer Sitzung ist es natürlich nicht gut, wenn die Naht über eine solche Länge und Breite aufgeht. Wenn nach dem zweiten Nähen immer noch Zug auf die Naht war und deswegen wieder aufgegangen ist, wird es auch dauern bis diese zuwächst. Mit synthetischem Knochenersatzmaterial kenne ich mich nicht aus. Es gibt wohl auch viele verschiedene.

Eine Entzündung im Knochen würde mit heftigen Schmerzen einhergehen, das würdest du bemerken. Wenn du die Möglichkeit hast eine Zweitmeinung einzuholen bei einem Kieferchirurgen würde ich das tun. Frage ihn ruhig, ob es in deinem Fall nicht risikoärmer gewesen wäre zunächst Knochenaufbau zu machen und zu warten bis sich wieder gesunder und stabiler Knochen gebildet hätte - und erst danach zu implantieren. Du kannst ihn auch fragen, ob es sich ungünstig auf die Lebensdauer der Implantate auswirkt, wenn die Membran mit Nahrung in Berührung gekommen ist. Auf dieser Basis könntest du dich dann für oder gegen eine Entfernung entscheiden. Diese Entscheidung wird dich ohnehin keiner abnehmen.

Meiner Meinung nach haben Implantate, die zeitversetzt eingebracht werden eine längere Lebensdauer. Ich habe eins in Regio 37, sogar als Pfeiler einer Hybridbrücke - und das schon seit 24 Jahren. Und immer noch absolut stabil!

Alles Gute!



Sabine
Sabine

Liebe Agnes, vielen herzlichen Dank für deine ausführliche Antwort und die Mühe die du dir mit meinem Problemen gegeben hast. Ich war am Freitag nachmittag mir eine Zweitmeinung holen. der Zahnarzt sagte die Regel sei, das Wunden wenn sie aufplatzen nach sechs Wochen zugeheilt sein sollen, diese Frist sei üblich um abzuwarten bevor alles wieder rausgeholt wird. Inzwischen sind zweieinhalb Zentimeter Wunde geöffnet und die komplette Membran sichtbar. Aber der Zahnarzt meinte jetzt nach drei Wochen habe ich immer noch die Chance dass es zuwächst. Mir sagte er allerdings eine Knochennekrose unter den Implantaten würde man nicht spüren. Man könnte das nur nach mehreren Monaten immer wieder im Röntgenbild überprüfen, da würde man eine Knochen Nekrose sehen. Du schreibst, ich würde eine Entzündung von Kiefer mit Schmerzen merken, das wäre mir wirklich recht, wenn Du recht hast, dann müsste ich an Schmerzen merken, dass ich eine Knochenentzündung bekomme. So wie das aussieht, habe ich keine andere Möglichkeit als abzuwarten, und jetzt nach drei Wochen, sieht alles immer unverändert aus aber wer weiß, vielleicht kommt die Heilung noch. Schleierhaft ist mir wie ganz weit auseinander Klaffende Zahnfleischränder zusammen wachsen sollen. Von unten zuwachsen wird kaum gehen, wenn doch eine Membran dazwischen liegt. Aber ich kann nun nur abwarten, am Mittwoch habe ich den nächsten Kontrolltermim bei meinem Zahnarzt. Vielen lieben Dank nochmal an Dich, viele Grüsse und auch Dir alles Gute!



Agnes
Mitglied seit 25. 10. 2008
498 Beiträge

Hallo Sabine, gerne geschehen, nichts zu danken!

Ich möchte dem noch etwas hinzufügen, um zu verhindern, dass wir an einander vorbeireden.

Das eine ist die „Wunde“, der - laut ZÄ – 6 Wochen Zeit gegeben werden soll um zuzuwachsen. Das andere sind die „Risiken“ einer weitreichenden Infektion und der frühe Verlust zweier Implantate, welche bei einer so großen Wunddehiszenz und freiliegender Membran einhergehen.

Das Knochenersatzmaterial (KEM) muss sich noch in humanen Knochen umwandeln. Das gelingt nur wenn keine Keime in das Knochenersatzmaterial bzw. in die Membran eindringen. Die Wunde klafft 2,5 cm auseinander (!). Bei der Größe der freiliegenden Membran ist das kaum vermeidbar und das Risiko für Misserfolg zu groß, siehe Erklärung auf dieser Website:
https://www.implantate.com/risiken-komplikationen-beim-knochenaufbau-sinuslift-knochenersatzmaterial.html

Antibiotikumgabe ist sinnlos (siehe Text!). Ich würde beim nächsten Termin auf die Risiken (wie hier oben beschrieben) hinweisen und vorsichtshalber um Entfernung des KEMs und der Membran bitten. Vorsicht bei der weiteren Behandlung!

Richtig: Eine akute Entzündung ist im Rö-Bild nicht zu sehen. Erst wenn der Knochen sich dadurch abbaut ist dies erst Monate bis Jahre später zu sehen (was ich auch schon erholte Male hier im Forum geschrieben habe). Eine Knochenentzündung macht sich durch Schmerzen bemerkbar - also ist ein gutes Indiz um aktiv zu werden. Eine Bakterienbesiedlung im Knochenersatzmaterial und in der Membran dagegen verursacht keine Schmerzen, ist daher heimtückisch und kann weitreichende Folgen für deine Gesundheit haben.

Alles Gute!



Sabine
Sabine

Liebe Agnes, vielen Dank für Deine Hilfe. Mir ist nur noch schlecht bei dem Gedanken was alles noch auf mich zukommen kann. Das heißt also wenn es wunderbar verheilt - äußerlich die auseinanderklaffende Wunde - , was ich bezweifle, dann habe ich immer noch das Risiko dass ich trotzdem noch irgendwann eine Nekrose bekommen kann. . Die OP Wunde ist wirklich über zweieinhalb Zentimeter auf und an manchen Stellen würde ich sagen mindestens 6 mm breit aufgeklappt. Die Membran sieht man über die ganze Länge immer noch nach drei Wochen.....
Ich hatte an dieser Stelle schon mal Implantate die eine Zahnärztin ganz schief gesetzt hatte so dass die Kronenversorgung gar nicht geklappt hatte. Sie hat sich aber geweigert die Implantate rauszuholen. Du schreibst ja ich kann das selber entscheiden ob alles raus oder nicht. Aber meine Erfahrung ist dass die Zahnärzte das nicht machen. So wie es jetzt aussieht tut sich da an Heilung gar nichts, wie soll sich denn die Wunde von unten her verschließen wenn da eine Magnesiummembran auf den Implantaten liegt, auf einer Membran, einem Fremdkörper, kann sich ja kein Fibrin bilden. Und wenn ich zu meinem ZA sage mir wäre lieber alles raus, er wird das ganz sicher nicht tun. Andere Zahnärzte werden es auch nicht tun, denn der Zahnarzt den ich um zweiten Meinung gebeten hatte, sagte mir gleich, da wird kein Kieferchirurg drangehen, niemand will die Arbeit fortführen oder wieder rausholen die ein anderer gemacht hat..... liebe Grüsse, Sabine



Agnes
Mitglied seit 25. 10. 2008
498 Beiträge

Ich antworte noch ganz schnell, weil du morgen einen Termin hast. Nicht verzweifeln, sondern Rückgrat zeigen! Patienten haben Rechte, ein Zahnarzt (der Implantologe) muss sich an die Leitlinien und Vorschriften für Zahnimplantate halten! Er kann sie nicht „neu“ erfinden.

Vorweg: ein anderer Arzt – ob ZA oder MKG-Chirurg – wird nicht an die Arbeit seines Kollegen rumexperimentieren, ausschließlich wegen der Gewährleistung. Sie würde in dem Fall verfallen. Betrachte die „zweite Meinung“ als eine Art „Training“, die du absolviert hast, um jetzt argumentieren zu können beim Zahnarzt, der die Implantate gesetzt hat.

Gib ihm eine Chance! Bringe alle Argumente vor, die du hier auf dieser Seite gefunden hast. Sage ihm, dass du die Risiken einer Keimbesiedlung des KEMs und der Membran nicht eingehen möchtest wegen Knochenschwund und Osteomyelitis. Lass dich nicht abwimmeln mit der Begründung, dass diese heimtückische Krankheit selten ist („selten“ ist kein Argument bei einer so weit auseinander klaffenden Wunde und freiliegender Membran!). Er wird jetzt auch erst sehen, dass die zweite Naht nichts gebracht hat und wie groß die Wunddehiszenz ist. Also ich bin nicht so pessimistisch.

Sollte er nicht einlenken, höre dir seine Gegenargumente an. Damit kannst du, wenn sie dich nicht überzeugen, ein Gutachten bei deiner Krankenkasse beantragen. Das geht recht schnell.

Ich drücke die Daumen für die richtige Lösung und Weiterbehandlung.



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