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Vollkeramik auf Implantaten

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  • #313630 Antworten
    ohugo
    Teilnehmer

    Liebe Kollegen,

    moderne Oxidkeramiken sind offensichtlich auch im Seitenzahnbereich auf natürlichen Zähnen als Gerüststruktur für Brücken anwendbar (Sailer et al 2007, u.a.). Nun wissen wir, dass wir bei implantatgetragenen Suprakonstruktionen deutlich höhere Kaukräfte ins Spiel bringen. Tokmakidis et al haben im Jahr 2009 in der ZZI von einer Erhöhung um maximal den Faktor neun (!) gesprochen. Während vor diesem Hintergrund die Einzelzahnversorgung noch recht gut dokumentiert ist (z.B. Glauser 2004 et al 2004), erlaubt die derzeitige Literaturlage keine klare Aussage über die Verwendbarkeit solcher Materialien für Brückenkonstruktionen auf Implantaten.
    Wie wird dieser Umstand unter den Kollegen gesehen? Wir lehnen uns derzeit relativ weit aus dem Fenster und haben bislang durchaus keine schlechten Erfahrungen gemacht. Dennoch: Für eine breite Anwendungsempfehlung reichen auch unsere Erfahrungen noch lange nicht aus.

    Bin auf Ihre Überlegungen dazu gespannt.

    Viele Grüße

    Oliver Hugo

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  • #313631 Antworten
    borrmann
    Teilnehmer

    Die Vorzüge metallfreier Versorgungen möchte ich auch meinen Implantatpatienten
    nicht vorenthalten.
    Daher versorge ich bei festsitzenden Kronen /Brücken ohne Einschränkung
    metallfrei, wenn es der Patient wünscht.
    Wenn er komplett metallfrei versorgt werden möchte, verwenden wir auch Zirkonimplantate.

    Meine Erfahrungen sind die gleichen wie bei metallkeramischen Suprakonstruktionen. Ich versuche immer mit kleinen Einheiten zu arbeiten und verwende zum befestigen Temp Bond,
    um im Notfall die Konstruktion abnehmen zu können.
    Freiendbrückenglieder versuche ich grundsätzlich zu vermeiden, hatte schon viel Ärger damit.
    Metallfreie Suprakonstruktionen auf Zirkongerüsten gehören für mich vor allem im
    hochästhetischen Bereich zum Standard einer implantologischen Praxis.
    Gruß Borrmann

    #313632 Antworten
    Proe
    Teilnehmer

    Sehr geehrter Herr Kollege Hugo,
    die Frage bei der Verwendung von Vollkeramik (nicht nur auf Implantaten), die wir uns öfter stellen sollten ist ganz alt: cui bono? Welche Vorteile hat der Patient, habe ich, hat mein Labor? Es gibt kaum Evidenz, und zwei Reviews zeigen, dass die Mißerfolgsrate ungefähr zwei mal so hoch ist im Vergleich zu Metallkeramik. Die Verwendung von Zirkonoxid führt nicht, wie immer postuliert wird zu ästhetischeren Ergebnissen, jedenfalls bei mir. Ich hänge ein paar Folien aus einem Vortrag an, in denen ich die Problematik versuche zu diskutieren.
    Beste Grüße
    Prof. Dr. L. Pröbster

    #313633 Antworten
    ohugo
    Teilnehmer

    Sehr geehrter Herr Prof. Pröbster,

    auch nach meiner Erfahrung ist eine Zirkonoxid-Gerüstkonstruktion nicht automatisch im Vorteil was die Ästhetik anbelangt. Im Gegenteil ist es so, dass die Techniker eine nicht zu steile Lernkurve erklimmen müssen, um an die Ästhetik der altbewährten Metallkeramik anzuknüpfen.
    Was ich beobachte (und ich bringe das mit den Untersuchungen von Scarano et al. 2004 in Verbindung) ist eine fast immer reizlose Weichgewebssituation um die Oxidkeramik herum. Dies spielt im Hinblick auf Implantatversorgungen eine nicht unbedeutende Rolle als hier beachtliche Teile der Suprakonstruktion nicht selten subgingival zum Liegen kommen. Auch bei der Pontikgestaltung ist in der Literatur sogar von der Ausbildung eines hemidesmosomalen Attachements zur Oxidkeramik die Rede (Quelle habe ich gerade nicht zur Hand).
    Möglicherweise ließe sich aus dieser Betrachtung ein Vorteil für die Patienten ableiten, der die Verwendung des Materialis rechtfertigen könnte.
    Als ich vor nun mehr als sechs Jahren unsere gesamte Prothetik auf Zirkonoxid und Aluminiumoxidkeramikgerüste umgestellt habe, habe ich durchaus Lehrgeld bezahlt. Mit zunehmender Erfahrung sank aber glücklicherweise auch die Mißerfolgsrate (insbesondere hinsichtlich des Chippings) so deutlich, dass wir uns damit mittlerweile sehr wohl fühlen.
    Individualisierte Abutment aus Zirkonoxidkeramik verwenden wir im Frontzahnbereich generell. Meine Erfahrung mit solchen Abutments auf Implantaten mit Innenverbindung (Konus, NobelActive) sind dabei allerdings erst etwas mehr als drei Jahre alt. Die Frakturen die wir bei dieser Kombination beobachtet haben, ließen sich allesamt auf Handhabungsfehler zurückführen. So wurden die Abutments teils nicht richtig indexiert eingebracht und in dieser Position festgedreht. Man denkt dann bei Betrachtung der Krone zunächst an einen Abdruckfehler. Dabei wird aber der filigrane Index beschädigt und die Fraktur ist vorprogrammiert. Auch bei der Einprobe der Pfosten können so leicht Beschädigungen am Index induziert werden, die später zur Fraktur führen.

    Viele Grüße

    Oliver Hugo

    #313634 Antworten
    zahedi
    Administrator

    Hallo,
    auch wir sind seit 2005 fast vollständig auf Zirkonoxidkeramik für fast alle Indikationen umgestiegen. Was die Abutments angeht, verzichte ich trotz des Vorteils für das Weichegewebe in ästhetisch nicht relevanten Bereichen auf Zirkonabutments. Imho liegen einfach keine Daten für die langfristige Verlässlichkeit dieser Abutmenttypen vor, insbesondere da diese hauptsächlich individualisiert eingesetzt werden, und somit für jedes Abutment eigene Dimensionen zustande kommen und damit eigene Regeln herrschen. Bei den Suprakonstruktionen bin ich wesentlich entspannter. Durch die angepasste labortechnische Verarbeitung (u.a. Wärmezeiten) und Korrektur des eigenen Handlings sind die Keramikfrakturraten deutlich niedriger geworden. Ich halte nicht zuletzt den (kalkulierbaren) Kostenfaktor insbesondere bei grösseren Konstruktionen für ein glasklares Argument pro Zirkonoxid. Bei den Subgingival zu liegenden Kronenanteilen möchte ich noch den Hinweis geben, Zirkonoxidkeramikränder unverblendet und polierte zu lassen, um den Weichgewebsvorteil tatsächlich nutzen zu können.
    Noch eine Frage an die Kollegen: wie zementieren Sie Einzelkronen oder Brückenkonstruktionen?
    Gruß
    B. Zahedi

    #313635 Antworten
    Dr.Thilo Fechtig
    Teilnehmer

    Hallo
    Ich wünsche allen eine spannende Zahnmedizin in 2011!

    wir haben in unserer Praxis nur gute Erfahrungen (seit 2005) mit Vollkeramischen Implantatversorgungen mit Zirkonoxid gemacht. Im Gegenteil sogar bin ich überzeugt, daß das gefürchtete „Chipping“ eher bei Metallkeramischen Versorgungen auftritt.

    Das Problem sind die großen Druckspannungen auf die Verblendkeramik bei großem Metallanteil, da viel sich halt viel ausdehnt! Durch das sog. „tempern“ beim Brennen kann man diese reduzieren, jedoch nie ausschliessen, und es können auch längere Zeit nach dem Brand Risse in der Keramik auftreten (es gab Techniker, die diese Risse mit warmer Vaseline wegzauberten…)

    Zirkonoxidkeramik wird vor dem Verblenden mit einem Adhäsivbrand versehen und die Zirkonverblendkeramik hält hervorragend. Freie Zirkonanteile sollten jedoch zumindest mit Glasur überbrannt werden, da diese so versiegelte Keramik dann nicht so schnell altert (Wassereinlagerung, Veränderung der Gitterstruktur). Polieren alleine reicht leider nicht!
    Wir zementieren entweder mit MaxCem, lichthärtend, oder klassisch mit Fujiplus (=GIZ), braucht aber dann gute Nerven wegen der schnellen Abbindezeit.

    Klar die Kostenschraube lässt das Gold in der ZM verschwinden, da bin ich mir sicher.

    Gruss
    Thilo Fechtig

    #313636 Antworten
    Dr. Frank Maier
    Teilnehmer

    Sehr geehrte Kollegen,
    Herr Professor Pröbster ist ein Spezialist für Vollkeramik, sowohl wissenschaftlich wie klinisch, und ich kann mich seiner Stellungnahme nur anschließen. Ich setze seit 2004 Zirkonoxid-Versorgungen ein. Anfänglich waren 15% der Kronen von Chipping betroffen. Komplikationen sind mit den heutigen Materialien und Techniken seltener, aber noch deutlich höher als bei Metallkeramik-Versorgungen, zumindest in meinen Händen. Die Komplikationen traten unabhängig von den Laboratorien auf, mit denen ich zusammenarbeite. Mittlerweile verwende ich Zirkonoxid immer weniger, kaum noch im Seitenzahnbereich und gar nicht mehr bei Bruxern oder, wie Kollege Borrman anmerkte, bei Extensionen.
    Ein hemidesmosomaler Kontakt wurde auch bei Brückengliedern in Metallkeramik nachgewiesen. Die Verblendkeramiken für Metallkeramik und Zirkon unterscheiden sich bezüglich der Gewebefreundlichkeit nicht. Die ästhetischen Ergebnisse von Metallkeramik mit Keramikschulter sind für mein Empfinden gleich gut. Auch ist zu überlegen, welchen Vorteil eine gewebefreundliche Keramik hat, wenn wir mit PMMA, ZnOP, oder eugenolhaltigen Materialien (allesamt zytotoxisch) zementieren? Meiner Erfahrung nach reagiert das periimplantäre Gewebe am besten auf Carboxylatzement (Durelon, auf natürlichen Zähnen verwende ich GIZ). Ganz anders ist die Materialfrage bei den Abutments zu sehen, ein Abutment sollte aus Reintitan oder Zirkonoxid gefertigte sein (Abrahamson 1998), da sonst mit Knochenabbau zu rechnen ist.
    Vor Weihnachten suchte mich eine ältere Patientin mit Chipping an einer ZrO-Frontbrücke auf, die ich vor 3 Jahren eingesetzt habe. Die Brücke wurde sicherlich nicht extrem belastet. Einen vergleichbaren Fall habe ich mit Metallkeramik nicht erlebt.
    Meines Wissens ist immer noch nicht bekannt, wie bzw. ob überhaupt ein chemischer Verbund zw. Verblendkeramik (Glaskeramik) und Zirkonoxidgerüst zustande kommt. Weiß da jemand mehr?
    Grüße,
    Frank Maier

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