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Sofortbelastung pro und contra: das pip-Thema

implantate.com Forum Zahnarzt Forum Sofortbelastung pro und contra: das pip-Thema

  • Ersteller
    Thema
  • #313590 Antworten
    zahedi
    Administrator

    Kaum ein Thema hat die Implantologie in den letzten Jahren so beschäftigt wie die Sofortbelastung. Schnelle Versorgung und positive Weichgewebsentwicklung versus Sicherheit. Was ist Ihre Erfahrungen und Ihre Meinung: ein modernes Behandlungskonzept für die Zukunft oder ein Hype der wieder verschwinden wird?

Ansicht von 12 Antworten – 1 bis 12 (von insgesamt 12)
  • Autor
    Antworten
  • #313591 Antworten
    ohugo
    Teilnehmer

    Biologisch betrachtet hängt eine erfolgreiche Osseointegration eines Implantats nach meinem Verständnis unter anderem davon ab, ob die elastische Deformation des periimplantären Knochens unter Lasteinleitung ein gewisses Mass übersteigt oder nicht. Solange man durch geeignete Maßnahmen (Verblockung, unterdimensionierte Implantatbettaufbereitung/Knochenverdichtung, Indikationsstelung abhängig von der Primärstabilität) dafür sorgt, dass die Implantate keine entsprechende Auslenkung unter Belastung erfahren, spricht wenig gegen eine Sofortbelastung…. aber sehr viel dafür!

    Viele Grüße

    Oliver.

    #313592 Antworten

    Also könnte man sagen:

    Solange man nicht wirklich belastet kann man sofortbelasten.

    Ich bin bei echter Sofortbelastung immer noch sehr vorsichtig (meine damit aber nicht Sofortimplantation).

    Aber vielleicht bekommt man wie bei der Geldanlage bestimmte Dinge nur mit einem höheren Risiko. Und wenn man das tragen kann und darüber aufgeklärt ist, kann man einige Vorteile haben.

    Wir nehmen grundsätzlich kein Honorar für ein Impl., das nicht einheilt. Bei Sofortbelastung würde ich das so nicht machen wollen, zumal dann ja meist auch noch die Frage nach nicht unerheblichen Technikkosten hinzukommt, die schon entstanden sind.

    Viele Grüße

    Dr.J.Wollschläger

    #313593 Antworten
    ohugo
    Teilnehmer

    Herr Wollschläger!

    >>Solange man nicht wirklich belastet kann man sofortbelasten.10mm, etc.).
    Offensichtlich ist die Sofortbelastung bei Einhaltung der richtigen Indikationsstellung eher unproblematisch für die Einheilung. Das zeigen diverse gute Langzeit-Dokumentationen, exemplarisch dafür seien hier Degidi (Bologna) und Glauser (Zürich) genannt, die über vier bzw. sieben Jahre keine schlechteren Ergebnisse finden, als bei Verwendung des konventionellen Protokolls.

    Klar, dass Sie die Technikkosten für das Provisorium auch abschreiben können, wenn das sofortbelastete Implantat verloren geht. In der Regel geht es aber nicht verloren und der begeisterte Patient schickt Ihnen noch ein paar Bekannte…..

    Grüße

    Oliver Hugo

    #313594 Antworten
    zahedi
    Administrator

    Hallo,
    @ Hr. Hugo
    es ist ja durchaus schwierig, die Sofortbelastung (vollständige Lasteinleitung, z.B. bei verblockten Konstruktionen) und Sofortversorgung (im wesentlichen ausser Okklusion) sauber von einander zu trennen. Das wird auch in den meisten Studien zur Einzelzahnversorgung nicht klar.
    Belasten Sie bei Einzelzähnen sofort „voll“?
    Gruß
    B. Zahedi

    #313595 Antworten
    ohugo
    Teilnehmer

    Sofortversorgung bei Einzelzähnen macht ja eigentlich nur im Frontzahnbereich Sinn. Ich stelle meine Sofortversorgungen schon außer Okklusion. Nur: Gerade im Frontzahnbereich sind Scherkräfte auch bei sorgfältiger Okkklusionskontrolle schlicht unvermeidbar. Trotzdem scheint das kein Problem zu sein. Ich mache seit 1999 in der Mehrzahl der Fälle bei Einzelzahnversorgungen im Frontzahnbereich eine Sofortversorgung mit einer Kunststoffkrone ohne hier schlechtere Einheilquoten vorzufinden. Motiviert hat mich damals ein Vortrag von Peter Wöhrle („15 consecutive cases of single implants and immediate loading“… oder so ähnlich).
    Wie gesagt: Ich halte die Indikationsstellung anhand der genannten Kriterien für sehr wichtig. Wenn da nur Matsch ist und ich umfangreich augmentieren muß, dann ist das natürlich kein Fall für eine Sofortbelastung.

    Grüße

    Oliver Hugo

    #313596 Antworten
    zahedi
    Administrator

    Mit der Vorstellung besonders schöner Einheilkappen/Gingivafoemwe kann man sich sicher anfreunden 😉

    #313597 Antworten
    ohugo
    Teilnehmer

    Manchmal bieten sich in diesem Zusammenhang ja auch die alten Kronen der gerade extrahierten Zähne als besonders schöne Einheilkappen an…… 🙂

    #313598 Antworten
    Dr. Thomas Staudt
    Teilnehmer

    Hallo,
    @Hr. Hugo und Dr. Zahedi
    bei Sofortimplantationen ist eine gewisse Belastung unvermeidlich, da auch die Weichteile eine Rolle spielen. Muskeldruck über die Lippen, Wangen oder Zunge hat jeder Patient und den kann man ja auch nicht unterdrücken. Außerdem sollte man diesen Druck auch nicht unterschätzen auch wenn man das implantatgetragene Provisorium außer Kontakt nimmt. Prof. Nentwig beschreibt das ja schön mit progressive bone loading und erzielt damit sehr gute Ergebnisse.
    Und um eine weitere Lanze für die Sofortimplantation zu brechen – die Weichteilheilung wird von vielen Implantologen als echter Vorteil gesehen.
    Grüße
    T.Staudt

    #313599 Antworten

    Für mich als offensichtlich eher vorsichtigem „Belaster“ ist diese Diskussion sehr interessant.

    Allerdings sind die Definitionen offensichtlich nicht eindeutig.

    Sofortimplantation versus progressive loading versus Sofortbelastung.

    Dass man unter bestimmten Voraussetzungen sofort implantieren kann (und sollte) ist wohl Konsens.

    Progressive loading ist etwa das, was ich mit „nicht wirklich belasten“ umschrieb. Hier gehören auch die Versorgungen mit 4 und mehr stabilen Pfeilern hin, die sicher „belastet“ werden können, da der einzelne Pfeiler keine so große Last trägt. Außer Okklusion gestellte Provisorien erfüllen für mich trotz aller Weichteilkräfte die Definition Sofortbelastung nicht.

    Mit Sofortbelastung meine ich physiologische Belastung der Struktur, im Idealfall mit definitiver Restauration. Und das bei den vielen Versorgungen mit weniger als 4 verblockten Implantaten.

    Im Sinne der Arbeiten des Kollegen Nedjat mit seinen champions – Implantaten (er verzichtet zusätzlich auf Augmentationen), die tatsächlich nach kurzer Zeit definitiv versorgt werden.

    Viele Grüße

    Dr.J.Wollschläger

    #313600 Antworten
    Dr. Thomas Staudt
    Teilnehmer

    Hallo Herr Wollschläger,
    sicher muss man unterscheiden zwischen Sofortimplantation = Implantation in Extraktionsalveole und Sofortbelastung.
    Die Sofortbelastung versteht sich z.B. im zahnlosen Kiefer unter der Versorgung von frisch inserierten Implantaten mithilfe eines Langzeitprovisoriums, welches eine Verblockung gewährleistet, so wie Sie es bereits beschrieben. Oder alternativ unter zuhilfenahme von Interims-Implantaten, um die Osseointegration der definitiven Implantate zu gewährleisten, sollten diese evtl. nicht ausreichend primärstabil sein.
    Bei einer Sofortimplantation würde ich bei Einzelimplantaten auch keine Sofortbelastung anstreben, da dies mit Sicherheit einen Implantatverlust nach sich zöge.
    Das alte „Ledermann-Konzept“ mit 4 intraforaminalen UK-Implantaten (das geht auch mit anderen Implantattypen außer „Champions“), sofort versorgt und belastet funktioniert seit den 70er Jahren und hat sich bewährt.

    Viele Grüße
    T.Staudt

    #313601 Antworten
    ohugo
    Teilnehmer

    Warum sollte eine Sofortbelastung nach Sofortimplantation generell zu einem Implantatverlust führen?

    #313602 Antworten
    zahedi
    Administrator

    @hugo
    davon geht sicher keiner wirklcih aus, obwohl generell die Meinung vorherrschen dürfte, dass sowohl die Sofortimplantation als auch die Sofortbelastung mit einem erhöhten Osseointegrationsrisiko verbunden ist (über den Faktor lässt sich trefflich streiten), und damit die Kombination nicht zur Sicherheit beiträgt 😉
    @Wollschläger
    die Erwähnung von Champions-Impl. im als Rahmen mit Sofortbelastung ist etwa so, wie Nokia mit der Erfindung des Telefons in Verbindung zu setzen. Imho war Bauer der erste, der das als Hauptversorgungskonzept bereits in den Siebzigern durchgeführt hat (die Schraube gibt´s immer noch). Als Dentist ist ihm die Anerkennung der Wissenschaft immer versagt geblieben. Erst dem seriöse Ledermann wurde in den 80ern applaudiert. Die Minis kamen schon Ende der 90er (z.B. Imtec) in Mode. Und es ist geradezu erstaunlich, wie wenig sich die kleinen Dinger an die „Osseointegrationsvorschriften“ halten und mit echter Sofortbelastung problemlos funktionieren.

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