All-on-4®: Feste Zähne auf 4 Implantaten

Früher galt die Regel, dass nur mit 6-8 Implantate eine stabile Abstützung für feste Zähne bei Zahnlosigkeit möglich ist. Das All-on-four-Konzept® widerlegt diese These: auch mit 4 Zahnimplantaten ist es sicher, einen zahnlosen Kiefer mit festen Zähnen zu versorgen. Die 4 Implantate beim All-on-four-Konzept® nutzen das meist noch günstige Knochenangebot in vorderen Kieferabschnitt. 2 Implantate sitzen im Frontbereich, die beiden anderen Implantate werden weiter hinten schräg platziert, mit der Implantatspitze nach vorne gerichtet. Dadurch wird das Knochenangebot unterhalb der Kieferhöhle im Oberkiefer und über dem Hauptnerv im Unterkiefer voll ausgenutzt.

Feste Brücke auf 4 Implantaten: hintere Implantate schräg eingebracht: stabil!

Feste Zähne noch am gleichen Tag

Für die exakte Platzierung der schrägen Implantate ist eine präzise Planung der Bohrung nötig. Hier kommen moderne Röntgendiagnostik (DVT) und nachfolgender High-Tech 3D-Planung zum Einsatz. Danach kann über eine 3D-Bohrschablone oder durch 3D-Navigation die Implantation durchgeführt werden. Diese Technologie ermöglicht also die spätere Positionierung der Implantate im Kiefer genau nach Planung. Und wenn man schon weiß, wo die Pfeiler für den Zahnersatz stehen werden, ist es auch möglich, den Zahnersatz zur gleichen Zeit einzusetzen: die Sofortversorgung. Minimale Ungenauigkeiten werden durch spezielle Aufbauten ausgeglichen. Das Aufsetzen eines vorgefertigten Zahnersatzes geschieht in nur einer Sitzung! Der Patient verlässt mit festen Zähnen die Praxis!

Natürlich ist auch eine unbelastete Einheilung der Implantate möglich.

 

3D-Planung der Implantat-Positionen im Oberkiefer für eine Bohrschablone.

 

Vorteile der All-on-4®-Methode

  • reduzierte Implantatzahl, evtl. niedrigere Kosten
  • feste Zähne auch bei geringem Knochenangebot möglich
  • kein Aufschneiden des Zahnfleischs (Stanzverfahren) durch 3D-Planung
  • Sofortversorgung/Sofortbelastung durch primäre Verblockung möglich (teeth-in-an-hour®)
  • bei Vermeidung eines Sinuslifts: deutlich geringere Belastung und Kostenersparnis als herkömmliches Konzept

Nachteile von All-on-4®

  • erhöhter Aufwand durch 3D-Planung und 3D-geführte Implantation
  • schlechtere Pflegbarkeit
  • höhere Belastung auf gewinkelten Abutments und Implantaten
  • keine Etappenplanung mit Erhalt von Zähnen: ganz oder gar nicht

Kosten von All-on-4® bzw. Alternativen

Die Gesamtkosten der Implantatversorgung für einen zahnlosen Kiefer entsprechen mit 13.500-14.500€ je nach Implantsystem in etwa denen einer "herkömmlichen" festsitzenden Brücke auf 6 Implantaten. Die Einsparung durch die geringere Implantatzahl wird durch die höheren Preise durch 3D-Planung/Bohrschablone/Navigation, des Behandlungsaufwandes, etwas teurere Bauteile und die aufwendigere Suprakonstruktion aufgewogen. Wenn allerdings die Kosten für einen Sinuslift eingespart werden können, dürfte diese Verfahren Kosten und chirurgische Risiken vermeiden.

Warum die Technik mit den schrägen Implantaten?

Im Seitenzahnbereich ist das Knochenangebot für eine Implantateinbringung meist ungünstig. Im Oberkiefer verhindert die Kieferhöhle oftmals eine belastbare Implantatlänge. Im Backenzahnbereich, ist oft ein Knochenaufbau (Sinuslift) notwendig.

Auch im zahnlosen Unterkiefer ist der Knochenabbau (Atrophie) im Seitenzahnbereich ausgeprägter als in der Frontregion. Hier ist der Grenzpunkt meist der Austrittspunkt des Kinn-Nerven in Höhe des 5. Zahnes. Die hinteren Implantate werden so schräg eingebracht (siehe Bild oben) dass Implantatkopf hinter und die Implantatspitze vor dem Nerven liegt.

Eine exakte schräge Implantation ist freihändig kaum möglich, da sie eine exakte Positionierung vor der Kieferhöhlenwand im Oberkiefer oder vor dem Unterkiefernervast verlangt. Die Lösung für das exakte Bohren gelingt ebenfalls mit moderner Technik: eine 3D-Planung mit DVT vorab und das Implantatsetzen mit Hilfe einer 3D-Bohrschablone oder durch 3D-Navigation.

 

Sofortbelastung beim All-on-Four-Konzept

Durch die exakte 3D-Planung der Implantatpositionen im KIefer mittels DVT, 3D-Bohrschablone oder Navigation hat man prinzipiell alle digitalen Informationen zusammen, um auch den passenden Zahnersatz mittels CAD-CAM-Verfahren zu fertigen. Minimale Ungenauigkeiten werden durch spezielle Aufbauten ausgeglichen. "Teeth-in-an-hour" war geboren: die Implantation und das Aufsetzen eines vorgefertigten Zahnersatzes in nur einer Sitzung!

So technisch beeindruckend dieses Verfahren auch ist, gibt es doch gewichtige Einwände. Falls ein Implantat nicht einheilt, wäre der aufgesetzte Zahnersatz hinfällig. Möglichkeiten der ästhetischen Voraussage des Endergebnisses sind nicht optimal, da präzise Anproben vorab nicht möglich sind. Auch der Zahnfleischverlauf nach der Einheilphase lässt sich nicht sicher vorhersagen. Eine endgültige Arbeit zu fertigen ist also riskant, für ein festsitzendes gutes Provisorium hingegen gibt es ganz gute Argumente.


Implantat-Alternativen im zahnlosen Kiefer

Festsitzende Brücke auf 6-8 Implantaten
Herausnehmbare Implantatversorgungen: Locatoren, Kugelkopfankern, Stegversorgungen Magnet-Attachements, Implantat-Teleskope
Ohne Implantate: die klassische Vollprothese.

implantate.com-Fazit:

Innovativ und technisch beeindruckend: die festsitzende Versorgung auf vier Implantaten ermöglicht verlässlichen, vorab planbaren Erfolg für zahnlose Patienten. Eine Sofortversorgung hat jedoch Licht und Schatten, aber All-on-4 funktioniert ja auch ohne Sofortbelastung.


Literatur:

Franck Renouard, Bo Rangert, Risikofaktoren in der Implantologie. Klinische Diagnostik, Entscheidungsfindung und Therapie, Quintessenz, Berlin 2006
Malo P, de Araújo Nobre M, Lopes A, Moss SM, Molina GJ., A longitudinal study of the survival of All-on-4 implants in the mandible with up to 10 years of follow-up, J Am Dent Assoc. 2011 Mar;142(3):310-20.
Konsensuskonferenz: Neubeschreibung der Indikationsklassen in der Implantologie
Literatursammlung Sofortbelastung auf implantate.com

Letzte Aktualisierung am Donnerstag, 12. Januar 2023