Wann ist eine Brücke besser, wann ein Zahnimplantat?

Heutzutage besteht bei Zahnärzten grundsätzlich die Meinung, dass ein Zahnimplantat die bessere Versorgung darstellt als eine Brücke, um eine Zahnlücke zu schließen, da man durch ein Implantat dazu gewinnt,  d.h. man hat nachher einen Pfeiler mehr, anstatt 2 Pfeiler zu schädigen.
Trotzdem ist ein pauschales Urteil bei dieser Frage nicht möglich, da es von vielen individuellen Faktoren abhängt, und Implantate ja nicht nur Vorteile sondern auch Risiken haben. Zudem stellen Brücken einen ästhetisch und funktionell durchaus sehr guten festsitzenden Zahnersatz dar.
Hier haben wir die Argumente zur Entscheidungsfindung "Zahnbrücke oder Implantat" zusammengestellt. Im Kapitel Zahnbrücken können sie sich weiter über die Technik und Möglichkeiten von Brücken als Zahnersatz informieren.

Was ist besser: eine Zahnbrücke oder....
...ein Zahnimplantat bei einer Lücke?

Welche Argumente gibt es für/gegen Brücken oder Implantate?

1. Schonung oder Belastung der eigenen Zähne?

Das Beschleifen von Zähnen ist mit Schädigungen und Risiken verbunden, die vielschichtig sind.

Schleiftrauma der Zähne für eine Brücke

Durch den Abtrag der Zahnhartsubstanz wird der Zahn verletzt, es entwickelt sich ein Schleiftrauma, welches ein Absterben des Zahnnerven zur Folge haben kann. Hierdurch würde die Notwendigkeit einer endodontischen Therapie (Wurzelbehandlung) entstehen, mit schlechterer Prognose als ein gesunder Zahn hätte, und dem Risiko eines vorzeitigen Zahnverlusts.

->Wurzelentzündung als Grund für Zahnverlust

 

Zähne mit großen Füllungen und/oder wurzelgefüllte Zähne

Wenn Zähne schon mit großen Füllungen versorgt sind, kann aus Stabiltätsgründen eine Überkronung für den langfristigen Zahnerhalt sinnvoll sein (Überkronungsbedürftigkeit). In solchen Fällen kann das Beschleifen der Zähne für eine Kronen-Brückenversorgung sogar von Vorteil sein.
Das gilt insbesondere für bereits wurzelbehandelte, wurzelgefüllte Zähne. Ein Schleiftrauma zum Schaden des Zahnnerven kann hier nämlich nicht mehr stattfinden. Wurzelgefüllte Zähne müssen als Brückenpfeiler jedoch weitere Attribute erfüllen: sie müssen entzündungsfrei sein, und ihre Stabilität muss für das Tragen einer Brücke ausreichen (gegebenenfalls Zusatzmassnahme Stiftaufbau).

Überlastung der Zähne durch die Zahnbrücke

Je nach Stabilität der Pfeiler, ihrem Knochenerhalt, kann die zusätzliche Belastung der Pfeiler mit der Funktion des ersetzten Zahnes (kurz- oder langfristig) zur einer Einschränkung der Lebensdauer führen. Insbesondere bei einer bestehenden Parodontitis kann eine feste Brückenkonstruktion eine sehr begrenzte Lebensdauer haben.

Sekundärerkrankungen: Karies und Parodontitis

Durch die Verblockung ist eine Brückenkonstruktion grundsätzlich schlechter pflegbar als ein einzelner Zahn. Beläge und Speisereste können sich leichter festsetzen, denn der Einsatz von Zahnseide ist erschwert und die Effektivität der Zahnbürste kann eingeschränkt sein. Bei biologisch gesunden Mundverhältnissen, guter Mundhygiene und regelmässiger professioneller Zahnreinigung mag dies unproblematisch sein. Bei Kariesneigung oder bestehender Parodontitis ist dies unter Umständen schwerwiegend.

Fazit: Es kommt auf die betreffenden Zähne an, ob Sie als Brückenpfeiler zu empfehlen sind oder nicht.

2. Kosten der Behandlung: Implantat teurer als Zahnbrücke

In einigen Fällen ist die Entscheidung für und wider nicht von den Kosten der Implantatversorgung abhängig, da eine private Krankenversicherung für Implantate oder sonstige finanzielle Freiheit besteht. In vielen Fällen mag jedoch das Abwägen bei der Investition eine gewichtige Rolle spielen:
Ein Gutteil der Patienten mag sich für eine Implantatbehandlung entscheiden, wenn sie die optimale Lösung darstellt, auch wenn es mit finanziellen Entbehrungen verbunden ist. Für einen Teil der Patienten dürfte aber eine Implantatbehandlung trotz Ausschöpfung aller Möglichkeiten für günstige Implantate nicht finanzierbar sein. Die Kosten für eine Brücke liegen da niedriger und lassen sich durch Einsparmaßnahmen mit einfacher Ausführung (Stahlgerüste, unverblendet) und Import-Zahnersatz auch noch reduzieren.

Fazit: Wenn der Preis eines Implantats auch mit allen Einsparungen (Auslandzahnersatz, Billigimplantate) nicht finanzierbar ist, dann wird es wohl nichts mit einem Implantat.
Die Kosten spielen bei der Frage "Brücke oder Implantat?" eine wichtige Rolle.

3. Was hält länger, eine Brücke oder ein Implantat?

Es gibt nur wenige aussagekräftige Studien, die einen Vergleich der Haltbarkeit zwischen Implantaten und Brücken untersuchen. Das liegt auch daran, dass es für beide Versorgungen unterschiedliche prognostische Voraussetzungen gibt. Für ein Implantat ist es wichtig, dass der Knochen gut ist, für eine Brücke, dass die Zahn-Pfeiler gut sind.

In einer Übersichtsstudie der Uniklinik Bern wurde statistisch erfasst, dass ein Implantat eine leicht bessere 5-Jahres-Erfolgsrate hatte, als eine Zahnbrücke. Bei der 10-Jahres-Prognose war es aber umgekehrt. Es dürfte also nicht korrekt sein, mit einer höheren Erfolgswahrscheinlichkeit für die eine oder andere Zahnersatzform zu argumentieren.

Fazit: Es wird von den Voraussetzungen abhängen, ob das Zahnimplantat oder die  Zahnbrücke länger hält.

4. Stress/Belastung: bei Implantatbehandlungen höher

Man kann noch soviel schreiben, dass durch moderne Anästhesiemöglichkeiten, Dämmerschlaf/Sedierung oder Vollnarkose, die Implantatprozedur objektiv einen durchweg wenig belastenden Eingriff darstellt. Es ist und bleibt nun mal eine Operation, dessen Vorstellung jeden mit weniger oder mehr Unbehagen erfüllen dürfte. Je unumgänglicher für den Heilerfolg oder je wichtiger das Erreichen des Wunschziels, desto mehr ist man geneigt Belastungen auf sich zu nehmen. Bei guten, weniger aufregenden Alternativen sinkt die Bereitschaft dementsprechend. Das gilt nicht nur für Angstpatienten.

Fazit: nur wenn es keine echte Alternative zu Implantaten gibt, wird ein Angstpatient den Weg beschreiten wollen.

5. Wird die Implantatbehandlung unkompliziert oder schwierig?

Der Schutz der eigene Zähne ist ein gewichtiges Argument pro Implantat. Aber wie sieht es mit den Risiken einer Implantatbehandlung aus? Bei gutem Knochenangebot und auch sonst günstigem Risikoprofil gibt es schnell grünes Licht. Ist aber ein großer Knochenaufbau notwendig, und sind z.B. wichtige Nervenbahnen gefährdet, kann es durchaus anders aussehen. Es geht bei Implantaten nun mal nicht um ihren Selbstzweck, sondern um ihren Nutzen bei der Versorgung eines Patienten unter sorgfältigem Abwägen von Nutzen, Aufwand und Risiko.

Fazit: Je schwieriger eine Implantatbehandlung wird, desto mehr erscheint die Brücke als gute Alternative.

6. Alter des Patienten

Wenn es bezüglich der Frage der Implantatprognose und dem "danach" auch noch keine wissenschaftlichen Studien für junge Patienten gibt, scheint in dieser Patientengruppe  eine Lücke nur durch ein Implantat adäquat zu versorgen zu sein, wenn die Schonung der eigenen Zähne und der Erhalt des Kieferknochens Berücksichtigung finden soll.

Da Implantate auch im hohen Alter funktionieren, gibt es hiernach auch keine Altersbeschränkung für die Versorgung einer Zahnlücke mit einem Implantat. Trotzdem gibt es eine Reihe von biologischen Unterschieden (abgesehen vom Gesundheitszustand) zwischen jung und alt, die für die Wahl des Zahnersatzes Relevanz haben können. Mit zunehmendem Alter sinkt parallel zu unserer Lebenserwartung nämlich auch die unserer Zähne. Die Notwendigkeit zur therapeutischen Voraussicht über eine Zeitspanne von Jahrzehnten dürfte damit ab einem gewissen Alter entfallen. Dazu kommt noch die Tatsache, dass sich bei älteren Zähnen der Zahnnerv in der Regel weit
zurückgezogen hat, so dass eine Nervschädigung durch Beschleifen (ein soganntes
Schleiftrauma s.o.) zunehmend unwahrscheinlicher wird.

Das alles spricht zwar nicht gegen eine Implantatversorgung, lässt aber das Beschleifen von Zähnen für eine Brücke medizinisch gesehen weniger problematisch erscheinen.

Fazit: Im hohen Patientenalter sind Zahnbrücken weniger nachteilig.

7. Gesundheitszustand

Im Kapitel Kontraindikationen für Implantate

Fazit: Es gibt zwar kaum gesundheitliche Gründe, die gegen ein Implantat sprechen, aber das gilt umso mehr für eine Brücke.

8. Pro und contra Zahnbrücke vs. Implantat:

Was spricht für ein Implantat:

  • gesunde (füllungsfreie, nicht überkronte) Nachbarzähne
  • gutes Knochenangebot
  • unsichere Zahnpfeiler (Parodontitis, Wurzelerkrankungen, instabil)

Was schränkt die Implantatindikation ein?

  • Schwieriger, risikoreicherer Eingriff
  • Zeitknappheit
  • erheblicher Knochenmangel
  • nicht ausreichende Geldmittel
  • negative Emotionen gegenüber chirurgischen Eingriffen

Was spricht für eine Brücke?

  • geringe finanzielle Ressourcen
  • überkronungsbedürftige oder bereits überkronte Nachbarzähne
  • reduzierte körperliche Belastbarkeit

Was spricht gegen eine Brücke?

  • Gesunde Nachbarzähne
  • junge Patienten
  • unsichere Zahnpfeiler (Parodontitis, Wurzelerkrankungen, instabil)

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Literatur

Hupfauf, L., Horch, H. H. (Herausg.), Festsitzender Zahnersatz, Bd 5, Urban & Schwarzenberg; Auflage: 3. Aufl. (1993)Zitzmann NU, Krastl G, Hecker H, Walter C, Waltimo T, Weiger R., Strategic considerations in treatment planning: deciding when to treat, extract, or replace a questionable tooth. J Periodontol. 2008 Jun;79(6):971-7.
Avila G, Galindo-Moreno P, Soehren S, Misch CE, Morelli T, Wang HL., A novel decision-making process for tooth retention or extraction, J Periodontol. 2009 Mar;80(3):476-91.
Pjetursson, Bjarni E., Brägger, Urs et al: Comparison of survival and complication rates of tooth-supported fixed dental prostheses (FDPs) and implant-supported FDPs and single crowns (SCs). Clin. Oral Impl. Res. 18 (Suppl. 3), 2007/97–113
Zitzmann NU, Krastl G, Hecker H, Walter C, Weiger R., Endodontics or implants? A review of decisive criteria and guidelines for single tooth restorations and full arch reconstructions. Int Endod J. 2009 Sep;42(9):757-74. Epub 2009 Jun 22

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