Bruxismus: Gebisszerstörung durch Zähneknirschen
Bruxismus – besser bekannt als Zähneknirschen oder Zähnepressen – betrifft viele Menschen und kann erhebliche Auswirkungen auf Ihre Mundgesundheit haben. Ungewolltes Knirschen findet typischerweise im Schlaf statt, kann aber auch im Wachzustand auftreten. Bruximus gehört zum Erkrankungskomplex der Craniomandibulären Dysfunktion (CMD).
Wie häufig ist Zähneknirschen eigentlich?
- Bei Erwachsenen tritt nächtliches Zähneknirschen (Schlafbruxismus) bei 22-30% der Bevölkerung auf
- Zähneknirschen im Wachzustand ist seltener, betrifft etwa 1-15% der Erwachsenen
- Bei Kindern schwanken die Zahlen je nach Untersuchung zwischen 6,5% und 88%
Stress, Ängste und Lebensstiländerungen werden als Auslöser oder Verstärker für das unfreiwillige Abarbeiten der Zahnhartsubstanz angesehen.
Was sind die Ursachen für Bruximus?
Bruxismus entsteht meist nicht durch einen einzelnen Faktor, sondern durch ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Einflüsse:
- Psychische Faktoren: Stress und Ängste spielen besonders beim Knirschen im Wachzustand eine zentrale Rolle
- Neurologische Einflüsse: Signalwege im Zentralnervensystem und Schlafstörungen können Bruxismus begünstigen
- Zahnfehlstellungen oder ungünstige Zahnkontakte (Malokklusion, Gleithindernisse, Vor- bzw. Frühkontakte) können ursächlich sein
- Externe Faktoren: bestimmte Medikamente, Alkohol, Koffein und Nikotin können das Risiko erhöhen
Welche Schäden können durch Zähneknirschen an den Zähnen entstehen?
Beim Knirschen und Pressen kann der Kiefer eine enorme Kraft entwickeln und destruktiv ein bedrohliches Ausmass an Zerstörung anrichten. Leidtragende sind vor allem Zähne und Zahnersatz:
- Schäden in erster Linien an den Frontzähnen: Abnutzung des Zahnschmelzes (Abrasionen), Schneidekantenfrakturen, Schmelzabplatzungen, Risse
- Kontinuierlicher Abrieb der Schneidekanten, ja der gesamten Zahnkrone bis auf Zahnfleischniveau ist möglich (Abrasionsgebiss)
- Schäden an Füllungen typischerweise der Frontzähne
- Risikofaktor für eine Parodontitis bzw. der Verschlimmerung von Zahnfleischerkrankungen
Welche Schäden verursacht Bruxismus am Zahnersatz?
- Keramikfrakturen an Zahnersatz und Zahnkronen
- Abrieb der Gerüststrukturen bis zum Bruch bzw. Funktionsverlust: erneuerungsbedürftig
- Überlastung von Zahnersatz und Zahnersatzpfeilern bis zum Zahnverlust
Kiefergelenke leiden
Es können sich schwerwiegende Problemem für die Kaufunktion entwicklen: Myoaarthropathie
- Beschwerden der Kaumuskulatur: übergrosse Kaumuskulatur (Masseterhypertrophie), Verspannungen, Müdigkeitsgefühl, Kopf- und Gesichtsschmerzen
- Kiefergelenksprobleme: Schmerzen im Kiefergelenk, eingeschränkte Beweglichkeit, Knacken beim Öffnen des Mundes
Knirschen und Zahnimplantate
Bruxismus belastet auch Implantate übermäßig, die Zahnersatz tragen:
- Schäden an der Implantat-Suprakonstruktion bis hin zum Verlust
- Brüche von Implantatschrauben (Verbindungsschrauben)
- Frakturen von Abutments
- Implantatbrüche, Implantatfrakturen
Wann ist eine Behandlung notwendig?
Wichtig zu wissen: Nicht jeder Fall von Bruxismus erfordert eine Behandlung. Bei leichten Formen ohne Beschwerden oder Zahnschäden kann ein beobachtendes Abwarten sinnvoll sein. Eine Behandlung wird empfohlen, wenn:
- Deutliche Abnutzungen der Zähne sichtbar sind
- Sie unter Schmerzen in Kiefergelenk oder Kaumuskulatur leiden
- Ihre Lebensqualität durch die Symptome beeinträchtigt wird
- Zahnersatz oder Füllungen durch das Knirschen beschädigt wurden oder drohen
Wie kann man Bruxismus behandeln?
Es gibt psychologische Techniken, um die Auslöser des Knirschens über Verhaltensänderungen zu reduzieren (kausale Therapie).
- Entspannungstechniken
- Stressmanagement
- bewusstes Wahrnehmungstraining (Tagknirscher)
- Biofeeedback
IMPLANTAT-SPEZIALISTEN IN IHRER NÄHE
Knirscherschiene: Aufbissschiene
Die gängigste Therapie ist, die Zähne nachts vor der Überlastung und dem Abrieb zu schützen (syptomatische Therapie). Individuell angefertigte Kunststoffschienen schützen dann die Zähne vor weiterer Abnutzung. Im besten Fall können sie sogar die Häufigkeit und/oder Intensitäte des Knirschens reduzieren. Ansonsten findet der Verlust durch die Leermastikation an der weicheren Schiene statt und nicht mehr an den Zähnen.
Knirscherschienen sind weit verbreitet und werden vollständig von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen. Notwendig dafür ist die Abdrucknahme beider Kiefer mit Bissnahme oder ein intraoraler Scan ohne Abdruck, um Modelle der Kiefer herzustellen. Dann wird eine Ausfbisschiene in Rücksichtnahme auf den Biss in belastbarer Schichtdicke gefertigt. Die Aufbissschiene muss dann nachts getragen werden.
Medikamentöse Behandlung des
In bestimmten Fällen kann die Anwendung von Botulinumtoxin (Botox) ein Wirkstoff, der Muskeln längerfristig erschlaffen lässt, in die Kaumuskulatur injiziert werden, was den Muskeltonus verringert. Dadurch wird aber lediglich das Kraftpotential gesenkt und nicht die Knirschaktvität grundsätzlich verringert.
implantate.com-Tipp
Stressverminderung und Achtsamkeit sind sicherlich gute Ansätze. Warten Sie aber nicht erst, bis das destruktive Knirschen zu erheblichen Schäden in Ihrem Gebiss geführt hat. Alles was an Zahnsubstanz verloren gegangen ist, kommt nicht wieder. Knirschen ist eine Einbahnstrasse. Suchen Sie Ihren Zahnarzt auf und tragen sie nachts eine Schiene!
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