Allgemeinmedizinische Gründe für eine Zahnentfernung: Herdsanierung

Eine durch einen Zahn verursachte Entzündung ist nicht nur ein lokales Problem des Kiefers. Das potentielle bakterielle Streuvermögen eines Zahnherdes (Focus) stellt für den Gesamtorganismus ein grundsätzliches Risiko dar. Bei bestimmten Grunderkrankungen kann das Risiko für schwere Schäden unkalkulierbar hoch werden. Bei Erkrankungen des Herzens, des rheumatischen Formenkreises, vor Herzoperationen, Transplantationen, Bestrahlungen, Chemotherapien, orthopädische Endoprothesen uvm. wird daher ärztlicherseits empfohlen, nicht sicher entzündungsfreie Zähne im Rahmen einer Herdsanierung zu entfernen.
Diesen Vorgaben können auch Zähne mit einem endodontischen (
apikale Ostitis / Wurzelentzündung) oder parodontologischen Problem (Parodontitis) zum Opfer fallen, die zahnmedizinisch als noch therapierbar eingestuft werden könnten.

Bakterieller Entzündungs-Herd: Knochenauflösung unterhalb der Wurzelspitze eines Frontzahns.

Wann ist ein Entzündung ein Zahnherd?

Eine gering bis mittelschwere Parodontitis wird im allgemeinen nicht als Entzündungsherd eingestuft, da keine Schlupfwinkel vorliegen (oberflächliche Entzündung). In diesem Zusammenhang stellen Implantate grundsätzlich kein "Herdrisiko" dar, da sich auch hier keine Schlupfwinkelinfektionen entwickeln. Eine etwaige Periimplantitis würde aufgrund der offenen "Abflussmöglichkeiten" also nicht als Herdinfektion gelten. Diese Entscheidung wird aber bei sehr ausgeprägten Entzündungen auch anders zu treffen sein.

 

Zahn-Kiefererkrankungen und ihre Bedeutung als Herd

Befund Herd
Wurzelentzündung +
Zahn mit Zyste
+
Wurzelbehandelter Zahn ohne Entzündung 0
Zahnfleischentzündung (Gingivitis)
Leichte Parodontitis
Schwere Parodontitis 0
Verlagerter Weisheitszahn 0
Sequester (toter Kieferknochenteil)
+
Fremdkörper im Kieferknochen 0
Leichte Periimplantitis
Schwere Periimplantitis
0
+: sicher, 0: fraglich;  –: eher nicht
Bei der Parodontitis kommt es auf den Schwerergrad und die Therapierbarkeit an.

Bedeutung für eine evtl. Implantatversorgung:

Implantate sind möglich, aber die Grunderkrankung (ärztliches Konsil) sollte eine sorgfältige Risiko- und Nutzenabwägung nach sich ziehen.

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Literatur

Shaw M J, Kumar N D, Duggal M, Fiske J, Lewis D A, Kinsella T, Nisbet T: Oral management of patients following oncology treatment: literature review. Br J Oral Maxillofac Surg 2000; 38 (5): 519–524
Grotz K A: Gemeinsame Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Zahn M-u K, Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie MPuS, Abstimmung mit dem Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Z. (Dental care for patients with antineoplas- tic radiotherapy of the head and neck). Strahlenther Onkol 2003; 179 (4): 275–278
Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Empfehlungen zur zahnärztlich-chirurgischen Sanierung vor Herzklappenersatz, 03/2012

Letzte Aktualisierung am Dienstag, 31. Januar 2023