Postoperative und späte Komplikationen bei Zahnimplantaten

Frühe Komplikationen und Beschwerden nach einer Implantat-OP

Die Erleichterung nach einer überstandenen Implantat-OP ist meist groß. Fast immer ist damit auch die Behandlung auf einem erfolgreichen Weg. Es gibt aber leider, wie nach jedem operativen Eingriff, auch Störungen und Frühkomplikationen nach dem Setzen eines Implantats. Zu denen zählen:

  • Schwellungen
  • Postoperative Blutungen
  • Blutergüsse
  • Schmerzen
  • Wundheilungsstörungen
  • Implantitis, Implantatinfektion

Über mögliche Komplikationen vorab aufklären!

Postoperative Schwellung

Nur wenn eine postoperative Schwellung ein gewisses Maß überschreitet, kann man von einer Komplikation sprechen. Ansonsten gehören Schwellungen zum normalen Heilvorgang und stellen keine Erkrankung an sich dar. Stärkere Schwellungen kommen im Zusammenhang mit größeren Implantat-OP’s mit Knochenaufbau vor. Gerade bei Verwendung von Membranen, können Schwellungen auch länger anhalten.
Die Gabe von Kortison kann die Schwellungsneigung verringern.

Blutergüsse

Auch Blutergüsse sind „normal“ nach operativen Eingriffen. Das Blutungrisiko steigt mit der Größe des Eingriffs und bei Einnahme von Blutgerinnungshemmern.
Unschön wird es, wenn die Blutergüsse wandern. Im Oberkiefer kann es dann mal ein blaues Auge geben und im Unterkiefer sich ein Blutergüsse bis in de Hals ausbreiten. Dagegen ist leider nicht viel zu machen. Man wird sich gewisser Kommentare über handgreiflich gelöste Beziehungsproblem kaum erwehren können. Schminke hilft.

Nachblutungen sind selten aber dann typisch nach Einnahme von Blutgerinnungshemmer (Antikoagulantien) wie Marcumar, ASS, Rivaroxaban, Apixaban u.ä..

Schmerzen

Schmerzen nach der Implantation sind am OP-Tag typisch. Im Normalfall sollten sie aber schon ab dem 1. postoperativen Tag abklingen. Bei persistierenden oder sogar zunehmenden Schmerzen kommt der Verdacht auf, dass etwas mit der Implantatheilung nicht stimmt (Wundheilungsstörung, Implantatentzündung,  s.u.).

Auch kann eine Nervverletzung oder die versehentliche Schädigung einer Zahnwurzel zu Schmerzen führen.

Postoperative Schmerzen sollten nicht lange anhalten!

Wundheilungsstörungen

Wenn sich das Zahnfleisch nach dem Eingriff entzündet oder es nicht zusammen wächst, spricht man von einer Wundheilungsstörung. In den meisten Fällen sicher banal und von selbst heilend, kann ein fehlender Wundverschluss aber im Falle eines Knochenaufbaus zu schweren Problemen führen. Eine frei liegende Membran ist ein großes Infektionsrisiko und muss schnell behandelt werden. Der Knochenaufbau ist möglicherweise verloren. Nach einem Sinuslift kann eine Infektion chronische Folgen (Sinusitis) haben.

Auch ohne Knochenaufbau sollte bei einem fehlenden Wundverschluss die Verschlusskappe des Implantats gegen einen Zahnfleischformer getauscht werden. Dadurch kann eine Schlupfwinkelinfektion vermieden werden, die zu einem Knochenabbau führen kann.

Frühe (Peri-)Implantitis, Implantatinfektion

Die frühzeitige Entzündung an einem Implantat im postoperativen Verlauf ist unter gesunden Voraussetzungen selten (unter 5%), kann aber zum Implantatverlust führen. Unter bestimmten Risikokonstellationen -wie Rauchen oder auch Parodontitis- ist das Risiko für eine solche Frühinfektion erhöht. Im Grunde zählt die periimplantäre Frühinfektion auch zum Themenkomplex Periimplantitis.

Ursache der frühen Implantatentzündung

In den seltensten Fällen ist eine klare Ursache für eine solche Entzündung diagnostizierbar. Man spricht schnell davon, dass „der Körper das  Implantat nicht angenommen hat“, oder es sogar „abgestoßen wurde“. Das ist medizinisch sicherlich inkorrekt, da der Knochen keinen aktiven Mechanismus für die Abstoßung eines Implantats besitzt. Klar ist, dass der mit dem Implantat im direkten Kontakt stehende Knochen zugrunde geht und keine Osseointegration stattfindet. Als mögliche Ursachen werden diskutiert:

Restostitis im Implantatbereich

Eine unerkannter Verbleib von Bakterien durch eine trotz Entfernung nicht richtig ausgeheilte Entzündung eines Zahnes.

Früher bakterieller Infekt

Eine 100%ige Bakterienfreiheit in der Mündhöhle ist während der Implantation nicht erzielbar. Es ist daher möglich, dass Bakterien in den Implantatbereich gelangen können und eine Infektion verursachen. Penibel sauberes Arbeiten und perioperative Antibiotikaprohylaxe reduziert das Risiko.

Zu hoher Druck beim Eindrehen des Implantats

Es gibt Studien, die besagen, dass ein zu hoher Druck beim Einschrauben des Implantats den Knochen schädigen kann.

Diagnose der frühen Implantatentzündung

Eine frühe Implantatentzündung macht meist durch Schmerzen am Implantat auf sich aufmerksam, die nicht dem typischen postoperativen Verlauf entsprechen. Man würde ein Abklingen der Schmerzen ab dem 1. postoperativen Tag erwarten. Bei einer frühen Entzündung klingen die Schmerzen dagegen nicht ab, sondern können sich durchaus steigern.  In schweren Fällen zeigt sich eine deutliche Zahnfleischrötung. Es kann sich sogar Eiter entleeren. Beides können aber auch Zeichen einer oberflächlichen Wundheilungsstörung sein.

Die Röntgendiagnostik liefert erst nach ca. 2 Wochen Informationen. Selbst dann können Röntgenbilder noch unklar bleiben, was für Patient und Behandler frustrierend sein kann.

Therapie

Viele frühe Implantatentzündungen heilen aus, wenn auch meist ein Knochenabbau um das Implantat stattfindet. Eine Antibiotikagabe hat nach genauer wissenschaftlicher Untersuchung wenig Aussicht auf Erfolg, wenn die Diagnose schon klar ist. Trotzdem wird der Behandler alles versuchen, um die Entzündung zu bekämpfen und ein Antibiotikum und Schmerzmittel verordnen.

Die Implantatentfernung ist der letzte Ausweg, aber oftmals die richtige Entscheidung. Sie wird verständlicherweise erst spät getroffen, was zu einer längeren Leidensprozedur führt, ohne dass sich die Quälerei gelohnt hätte. Eine allgemeingültige Empfehlung kann an dieser Stelle aber nicht gegeben werden.

Komplikationen nach einem Knochenaufbau

Wenn es sich auch nicht um eine direkte Implantatkomplikation handelt, so wird ein Knochenaufbau  häufig im Rahmen einer Implantatbehandlung durchgeführt. Eine ypische Komplikation ist dabei eine Wundheilungsstörung mit möglicher Folge:

  • Wunddehiszenz (Aufgehen der Naht)
  • Wundinfektion
  • Verlust des Knochenaufbaus und des Implantats

Als bedeutsame Komplikation nach einen Sinuslift ist die Abwanderung von Knochenersatzmaterial in die Kieferhöhle mit Infektionsfolge zu nennen. Mehr zum Thema Komplikationen und Risiken eines Knochenaufbaus.

Spätkomplikationen nach Implantatbehandlung

Bei den Spätkomplikationen unterscheidet man Probleme, die das Implantat selber betreffen, von denen, die den Zahnersatz bzw. die Suprakonstruktion betreffen (technische Komplikationen). Solchen Komplikationen, die erst nach Jahren in Erscheinung treten, haben wir das Kapitel Probleme mit Implantaten gewidmet.

Periimplantitis

Spätkomplikationen bei Implantaten sind meist auf chronische, bakterielle Infekte zurückzuführen. Dabei baut sich der Knochen um das Implantat ab. Man spricht von einer Periimplantitis. Haben sich schädliche Bakterien erst einmal auf der Implantatoberfläche eingenistet, sind Sie im Gegensatz zu einer Parodontitis beim Zahn oftmals nicht mehr zu eliminieren. Die Entfernung eines solchen entzündeten Implantats kann dann notwendig sein. Die Häufigkeit von Spätkomplikationen ist bei Patienten mit bestimmten Allgemeinerkrankungen und bei  Rauchern erhöht.

Mehr hierzu im Kapitel Periimplantitis.

Periimplantitis mit starkem Knochenverlust am rechten Implantat

Schäden am Implantat

Wenn das Implantat oder die Implantataufbauten für die dauerhafte Belastung zu dünn dimensioniert gewählt wurde, können diese im Laufe der Zeit abbrechen, ein sogenannter Ermüdungsbruch. Häufig ist dabei nicht nur ein zu geringer Durchmesser der Bauteile an sich verantwortlich, sondern langfristig ungünstige Belastungen durch Hebelkräfte bei zu groß oder zu lang konzipiertem Zahnersatz. Auch eine Hebelvergrösserung durch Knochenabbau (Periimplantitis) kann mit ursächlich sein. Bei einem Implantatbruch ist keine Reparatur möglich. Bei der Fraktur von Aufbauteilen schon.

Mehr hierzu in den Kapiteln Brüche von ImplantatenSchraubenlockerungen und Schraubenbrüchen.

Implantatverlust

Wenn ein Implantat nicht einheilt oder aus einem anderen Grund (z.B. Entzündung) später entfernt werden muss, ist das ein enttäuschender, wenn auch seltener Verlauf. Ein wesentlicher körperlicher Schaden ergibt sich zum Glück meist nicht, da der entstandene Knochendefekt durch Knochenneubildung wieder verschlossen wird. Eine erneute Implantation ist – wenn gewünscht – oftmals möglich. Eine Versorgung durch herkömmlichen Zahnersatz ist durch einen Implantatverlust nicht eingeschränkt.

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Literatur

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Clinical Periodontology, Volume 29, Issue Supplement s3, pages 197–212,
December 2002
Bernd Koeck und Wilfried Wagner, Praxis der Zahnheilkunde - Implantologie, Elsevier, München 2005
Ratajczak, BDIZ EDI, Gutachterhandbuch Implantologie, basic.dent-Verlag 2005
Franck Renouard, Bo Rangert, Risikofaktoren in der Implantologie. Klinische Diagnostik, Entscheidungsfindung und Therapie, Quintessenz, Berlin 2006
Heitz-Mayfield LJ, Huynh-Ba G, Behandelte Parodontitis sowie Rauchen in der Anamnese als Risiken für eine Implantattherapie, Int J Oral Maxillofac Implants. 2009; 24 Suppl(): 39-68.
implantaWiki Rauchen und Implantate

 

 

Letzte Aktualisierung am Dienstag, 26. Januar 2021