Zufriedenheit ist keine Glückssache


Diskutiert werden genetische und umweltbedingte Faktoren, die unterschiedliche Ausprägungen menschlicher Charaktereigenschaften beeinflussen können. Doch welcher dieser Einflussvariablen ist stärker ausgeprägt? Zur Beantwortung dieser verhaltensgenetischen Fragestellung zur relativen Bedeutung von Genen und Umwelt wurden bereits im 19. Jahrhundert Forschungen an Zwillingen und Adoptionsstudien durchgeführt.
An der Saar-Universität erforscht derzeit eine Arbeitsgruppe unter der Leitung von Professor Dr. Frank M. Spinath, bekannt als einer der renommiertesten Zwillingsforscher Deutschlands, die Bedeutung genetischer und umweltbedingter Einflussfaktoren und die vielfältigen Wechselwirkungen unterschiedlicher Einflüsse auf die Entwicklung grundlegender menschlicher Eigenschaften. Die Promotionsarbeit der Psychologin Elisabeth Hahn zu Forschungsergebnissen dieser Arbeitsgruppe enthält u.a. eine Analyse zu Zwillingsdaten, kombiniert mit repräsentativen Daten des Sozioökonomischen Panels (SOEP), einer repräsentativen Umfrage des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) und wurde für die herausragende Forschungsleistung mit dem Dr.-Eduard-Martin-Preis 2014 ausgezeichnet.
Auf die Frage hin, warum manche Menschen zufriedener sind als andere, könnte man laut bisheriger Forschungsergebnisse sagen, dass sowohl genetische Unterschiede zwischen Personen, als auch Unterschiede im Bereich der Familienumwelt sowie individuelle Erfahrungen eine Rolle spielen. Die Studienergebnisse der vorliegenden Arbeit besagen, dass bei ca. einem Drittel (30-37%) der Probanden eine genetische Komponente bestimmt, ob sie zufrieden oder unzufrieden sind. Ebenfalls interessant sind die Umstände, wie die Persönlichkeit die Lebenszufriedenheit bestimmt. Zur Hälfte sind die Wesenszüge eines Menschen erblich, bei dieser allgemeinen Erkenntnis stimmen die Ergebnisse von Frau Hahns Studie mit anderen überein. Doch laut ihrer Daten stehen Lebenszufriedenheit und Persönlichkeit in einem stabilen Zusammenhang. Die Schlussfolgerung lautet, dass die Persönlichkeit durch die genetischen Einflüsse auf die Lebenszufriedenheit entsteht. Dies deutet auf gemeinsame genetische Faktoren hin und führt zu dem Schluss, dass sämtliche genetische Faktoren, die auf die Zufriedenheit einwirken, auch Effekte auf die Persönlichkeit haben.

Quelle: Hahn E. Persönlichkeit und Wohlbefinden: Das Zusammenspiel von Anlage und Umwelt in einem erweiterten verhaltensgenetischen Design. Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades zum Doktor der Philosophie der Philosophischen Fakultät des Saarlandes. Abruf unter: http://scidok.sulb.uni-saarland.de/volltexte/2013/5081/

Letzte Aktualisierung am Donnerstag, 22 Oktober 2014