Zahnspangen für Erwachsene


Nicht jedem ist ein strahlendes Lächeln mit perfekt geraden Zähnen in die Wiege gelegt. Trotzdem entschieden sich bis vor wenigen Jahren nur wenige Erwachsene für eine kieferorthopädische Korrektur ihrer Zähne. Das sieht heute ganz anders aus: Immer mehr Menschen lassen ihre Zähne begradigen – und das aus ganz unterschiedlichen Gründen, wie die niedergelassene Kieferorthopädin Gundi Mindermann, Vorsitzende des Berufsverbandes der Deutschen Kieferorthopäden, aus ihrer Praxis weiß. Häufig kommen Rheuma-, Rücken-oder Migränepatienten. «Fehlbelastungen im Nacken- oder Rückenbereich können Schmerzen verursachen, wenn der Zusammenbiss nicht stimmt», erläutert sie.

Andere benötigen eine kieferorthopädische Behandlung, um Karies oder Parodontose vorzubeugen und ihre Zähne zu erhalten. Der wohl häufigste Grund für den Gang zum Kieferorthopäden ist jedoch das Aussehen. «Lange war das kein Thema, besonders auf dem Land. Seitdem hat sich jedoch die Technik entscheidend verbessert und damit auch die Bereitschaft für eine Behandlung», sagt Mindermann.

Lose Spangen, wie man sie von Kindern kennt, werden für solche Korrekturen jedoch sehr selten verwendet, denn bei ihnen kann die Kraft nicht gezielt genug übertragen werden. Die fast immer eingesetzten festen Systeme funktionieren prinzipiell immer gleich: Auf die Zähne werden kleine Plättchen mit einem Schlitz in der Mitte, die so genannten Brackets, geklebt, durch die ein Draht geführt wird. Dieser übt einen Druck oder Zug in eine bestimmte Richtung aus und drängt damit nach und nach die Zähne an die gewünschte Position.

Neben den gefürchteten, auffälligen Metallbrackets gibt es heute auch unauffälligere Varianten aus durchsichtigem Kunststoff oder Keramik. «Allerdings nutzen sich diese Brackets schneller ab», gibt Gernot Göz, ärztlicher Direktor an der Poliklinik für Kieferorthopädie des Universitätsklinikums Tübingen und Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Kieferorthopädie zu bedenken. Alternativ können auch Metallbrackets verwendet werden, die nicht von außen, sondern von innen an den Zähnen befestigt werden. «Das ist kosmetisch natürlich das beste System», so Mindermann. Diese so genannte Lingualtechnik ist allerdings technisch sehr anspruchsvoll und hat für den Patienten auch Nachteile: So muss man sich auf eine Beeinträchtigung der Sprache einstellen, und auch die Pflege ist aufwändiger.

Seit ein paar Jahren wird das Angebot durch eine Technik namens Invisalign ergänzt, ein loses System, das statt mit Brackets mit durchsichtigen Kunststoffschienen arbeitet. Diese Schienen werden in Absprache mit dem Arzt und einer aufwändigen Simulation für jeden Patienten maßgefertigt. Jede Schiene wird zwei Wochen lang 22 Stunden täglich getragen und anschließend durch die nächste ersetzt. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Schienen sind praktisch unsichtbar und können in bestimmten Situationen einfach abgenommen werden. «Es gibt aber deutliche Grenzen in der Anwendung», erklären Göz und Mindermann übereinstimmend. Das System eigne sich lediglich bei leichteren Fehlstellungen.

Die Dauer der Behandlung kann extrem unterschiedlich sein – je nachdem, welches System eingesetzt wird und wie stark die Veränderung sein soll. «Manchmal reicht ein halbes Jahr, wenn lediglich ein Eingriff vorbereitet werden soll, sonst kann es auch drei Jahre dauern», sagt Mindermann. «Im Schnitt muss man mit einem bis anderthalb Jahren bei einem festen System rechnen, bei Invisalign dauert es etwa ein halbes Jahr länger», schätzt Göz. Doch damit ist die Behandlung noch nicht vorbei: Um das Ergebnis zu halten, muss anschließend noch mehrere Jahre lang ein so genannter Retainer getragen werden, der die neue Zahnstellung stabilisiert. Auch hier gibt es verschiedene Varianten, darunter Kunststoffschienen wie man sie von Kindern kennt, oder auch feine Drähte, die an der Innenseite der Zähne befestigt werden.

Genauso individuell ist der Preis der Behandlung, auf den man sich einstellen muss: Er hängt von der Dauer, vom Aufwand und natürlich ebenfalls vom verwendeten System ab. «3000 Euro muss man schon für ein festes System immer rechnen. Die Lingualtechnik liegt mit 5500 bis 6000 Euro weit darüber, während Invisalign mit 4000 bis 5500 eher im Mittelfeld angesiedelt ist», sagt Göz. Mindermann schätzt die Preise sogar noch höher ein: «Bei einer umfassenden Behandlung kann es bis 9000 Euro gehen», sagt sie. Die gesetzlichen Krankenkassen bezahlen die Behandlung prinzipiell nicht, selbst wenn eine medizinische Indikation vorliegt. Private Kassen übernehmen manchmal einen Teil der Kosten.

Wer sich für eine kieferorthopädische Behandlung entscheidet, sollte auf jeden Fall auf einer ausführlichen Beratung bestehen, denn nicht für jeden Patienten ist jedes System geeignet. Stimmt die Beratung und die Betreuung während der Behandlung, kann man jedoch im Allgemeinen mit einem guten Ergebnis rechnen. «Ich würde schätzen, dass fast 90 Prozent hoch zufrieden sind», kommentiert Göz.

Quelle: Error! Post not found for word:zahn-online

Letzte Aktualisierung am Donnerstag, 30 November 1999